Das „V“ wird nicht kommen

Warum ich eine V-förmige Erholung der Weltkonjunktur ausschließe

Von Dirk Müller, www.cashkurs.com

Dirk Müller
Unser starker Wirtschaftsaufschwung in den Jahren bis 2008, der bei den meisten Menschen zwar nicht angekommen ist, aber bei der Industrie für große Exporte und dicke Gewinne gesorgt hat, ist auf einen einzigen Umstand zurückzuführen.
Die Amerikaner, Briten und Spanier haben sich wie die Weltmeister verschuldet (auf Grundlage völlig überzogener Immobilienpreise) und mit diesen Schulden auf Teufel komm raus konsumiert. Diese schuldenbasierte Nachfrage haben die „Exportweltmeister“ bedient. Nichts anderes. China hat Tinnef für den amerikanischen Konsumenten produziert und geliefert, Deutschland hat (auch an China) die Maschinen geliefert, mit denen eben dieser Tinnef hergestellt wurde. Alles brummte NUR, weil die privaten Konsumenten in den erstgenannten Ländern auf Pump gekauft haben was nur ging.
Diese Nummer ist durch. Die amerikanische Wirtschaftsleistung besteht zu über 70% aus Konsum. 7 Millionen Konsumenten (zuzüglich ihrer Familien) wurden in den letzten Monaten in den USA gefeuert. Das ist dreimal mehr als in den großen Rezessionen der letzten Jahrzehnte. Die haben keine Kohle mehr zum konsumieren. Arbeitslosengeld wird in den USA zumeist für 6 Monate bezahlt. Das läuft aus. Diejenigen, die noch einen Job haben, haben ebenfalls hohe Konsumschulden aufgebaut. Wiederum auf Basis ihrer einst hohen Hauspreise. Selbst wenn die amerikanischen Banken saniert wären (Es sind noch immer lebende Zombies), würden sie den überschuldeten Haushalten keine neuen Kredite geben. Erst recht nicht in der Größenordnung wie vor der Krise. Sie können die Kredite nämlich nicht wie damals in bunte Päckchen packen und die heiße Kartoffel weiterreichen. Auf den Trick fällt heute nicht mal mehr die IKB rein. Das gleiche gilt für die Konsumenten in Spanien (Arbeitslosenquote über 17%!) und Großbritannien.
Eine V-förmige Erholung der Konjunktur setzt also voraus, dass die Konsumenten sich genauso verschulden wie vor der Krise und genauso konsumieren. Wie oben erklärt kann das nicht mehr geschehen. An wen sollen also die ganzen Waren verkauft werden, die in einer V-förmigen Wirtschaftserholung produziert werden müssen?
Die Staaten müssten also weiter Billionen an die Bevölkerung verschenken, damit diese das Geld ausgeben können. Die Staaten sind aber bereits an Ihre Verschuldungsgrenze (und zum Teil weit darüber hinaus) gegangen. Diese Batterie ist leer.
Eine leichte Stabilisierung der Industrieproduktion und der Auftragseingänge um ein paar stark reduzierte Lagerbestände wieder ein wenig aufzufüllen, ok. Selbst diese Lagerbestände wurden bei Leibe noch nicht so weit abgebaut, wie es für die Schwere der Krise sein müsste. Lediglich in einigen Branchen und Werken wurde „tabula rasa“ gemacht.
Vorübergehende Bodenbildung des Konjunktureinbruchs, ok. Aber eine V-förmige Boom-Phase!? Beim besten Willen nicht!
Vergleichen wir die Situation mit etwas Greifbarem. Passend zur IAA mit einem Auto. Der Motor (Konjunktur) ist abgesoffen. Die Lichtmaschine kaputt (Schuldengrenze weitestgehend erreicht, es können kaum weiter Schulden aufgenommen werde). Die Batterie ist altersschwach. Wir haben mit dem letzten Saft aus der Batterie den Anlasser durchgedreht und Billionensummen in die Märkte gepumpt. Der Motor zuckt und spuckt, wie wir an den auf niederem Niveau stabilisierenden Wirtschaftsdaten sehen. Was passiert, wenn wir den Anlasser abstellen, der diesen Motor gerade dreht? Was passiert, wenn die Konjunkturpakete auslaufen? Reicht es, damit der Motor durchstartet, oder säuft er wieder ab? Wenn er absäuft, haben wir keinen Saft mehr in der Batterie um einen zweiten Versuch zu starten, wir haben alles gegeben. Wenn er anspringt, haben wir ein wenig Zeit gewonnen, bis er eines Tages erneut stehen bleibt. Die Lichtmaschine ist noch immer defekt und lädt die Batterie nicht mehr auf. Die Verschuldung bleibt.
Wir werden eines Tages Batterie und Lichtmaschine tauschen müssen. Und das heißt Streichung der Schulden. Vorher bekommen wir die Motorprobleme nicht in den Griff.
Warum steigen dann die Aktienmärkte wie von Sinnen? Aber das ist ein anderes Thema…

Ihr
Dirk Müller

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