Gold auf dem Weg der Besserung?

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Übernahme von GOMOPA

Die Krisenwährung Gold steckt in der Krise. Im Interview spricht Eugen Weinberg von der Commerzbank über die Gründe. Er erklärt, warum er Gold besitzt, obwohl er nicht will, dass der Preis steigt

Der Goldmarkt ist in Aufruhr. Im Frühjahr brach der Goldpreis ein, danach schien er sich langsam wieder zu erholen. Wie geht es weiter?

So spannend wie in diesem Jahr war der Goldmarkt schon seit vielen Jahren nicht mehr. Denn seit dem Jahr 2000 ging es ja fast nur aufwärts: Vom Ende 2001 bis Ende 2012 ist der Goldpreis jedes Jahr um durchschnittlich 18 Prozent gestiegen. In diesem Jahr ist der Goldpreis bereits um über 20 Prozent gefallen. Auch die Wucht mit der die Preise in diesem Jahr schwanken ist sehr ungewöhnlich und nicht immer fundamental zu erklären. Eine Prognose, wie es mit Gold kurzfristig weitergeht, ist daher schwierig. Langfristig spricht Vieles für einen wieder steigenden Goldpreis.

Manche sagen, die Blase beim Goldpreis sei geplatzt. Was meinen Sie?


Diese Frage kann man fast immer erst im Nachhinein beantworten. Eine Blase ist dadurch gekennzeichnet, dass der Preis in der Endphase der Blasenbildung extrem stark ansteigt und unmittelbar danach einbricht. Bei Gold verlief der Preisanstieg bis zum Herbst 2011 kontinuierlich und der Einbruch erfolgte erst 19 Monate später. Alles in allem sehen wir bei Gold aktuell eher Ähnlichkeiten mit den Bewegungen Ende 2008 als im Jahr 1980, als die damalige Goldblase platzte.

Spricht nicht die heftige Korrektur in diesem Jahr dafür?

Sagen wir es mal so: Wenn Gold ähnlich wie in den 80er und 90er Jahren wieder als ein normaler Rohstoff bewertet wird, dessen Preis vom Gebrauch und der Verfügbarkeit abhängt, dann ist Gold immer noch überbewertet. Ein fairer Preis für Gold als Rohstoff dürfte unter 1000 Dollar je Unze liegen. Ich bin allerdings der Meinung, dass man Gold in erster Linie mit einer Währung oder Versicherung vergleichen sollte. Dann ist Gold eine interessante Alternative zu den Papierwährungen, welche von den Zentralbanken beliebig vermehrt werden können. Auch die Tatsache, dass Gold keine Zinsen abwirft, ist aktuell kein großer Nachteil. Denn die Realzinsen in der westlichen Welt sind weiterhin niedrig.

Warum ist der Goldpreis so stark eingebrochen?

Die regelrechten Preisstürze bei Gold in diesem Jahr sind auch im Nachhinein nur schwer nachzuvollziehen. So ist der Goldpreis am 15. April um neun Prozent gefallen. Rein statistisch gesehen darf eine solche Veränderung innerhalb eines Tages eigentlich gar nicht vorkommen. Und doch ist es passiert. Es handelt sich somit um einen sogenannten ’schwarzen Schwan‘. Solche Ereignisse zu prognostizieren, ist unmöglich. Es hatte sich an diesem Tag eine unheimliche Eigendynamik entwickelt. Allein in New York wurden an der dortigen Terminbörse rund 80 Prozent der globalen Goldproduktion eines gesamten Jahres gehandelt.

Wer steckte hinter den Verkäufen?

Kurz gesagt: Diejenigen, die Gold in den letzten Jahren unterstützt hatten, haben es fallen lassen. Sowohl die kurzfristig orientierten Spekulanten als auch die Gold-ETF-Anleger, die Gold sogar während der Krise im Jahr 2008 Gold Treue hielten, haben massiv verkauft. Seit Beginn des Jahres haben allein die ETF-Anleger etwa 700 Tonnen Gold verkauft. Das hat den Markt extrem belastet. Allerdings muss man auch sehen, dass jedem Verkäufer ein Käufer gegenüber steht. Ein großer Teil des Goldes, das im Westen verkauft wurde, ist nach Indien und via Hongkong nach China gegangen.

Welche Faktoren beeinflussen den Goldpreis?

Langfristig ist der wichtigste aus meiner Sicht die Geldpolitik. Ganz simpel ausgedrückt: Wenn die US-Notenbank unlimitiert ungedecktes Geld druckt, schwächt sie den Dollar und schürt Inflationsängste, was wiederum gut für Gold ist. Umgekehrt fällt Gold, wenn die Zentralbanken auf die Geldstabilität schauen und die überschüssige Liquidität wieder einsammeln. Als der Fed-Vorsitzende Bernanke im Juni ein Ende der ultra-lockeren Geldpolitik in Aussicht stellte, geriet der Goldpreis noch stärker unter Druck.

Jetzt hat die Fed einen Rückzieher gemacht – und hält doch länger an der Politik des billigen Geldes fest.

Nach dieser Entscheidung muss man Gold eigentlich wieder neu bewerten. Die US-Notenbank wird noch lange an der lockeren Geldpolitik festhalten; erst recht, wenn Janet Yellen auf Ben Bernanke an der Spitze der Fed folgt. Sie ist eine starke Befürworterin einer ultra-lockeren Geldpolitik. Nach allem, was man hört, wird sie sich verhalten wie ein Kind im Süßigkeitenladen, das gleichzeitig diesen Laden führen soll. Deshalb gehe ich davon aus, dass der Goldpreis langfristig wieder steigen wird.

Der Goldpreis ist zwischenzeitlich so tief gefallen, dass die Förderung kaum noch lohnt. Welche Rolle spielt das?

Die physische Produktion von Gold spielt für die Goldpreisentwicklung meines Erachtens überhaupt keine Rolle solange Gold als Währung und nicht als ein normaler Rohstoff angesehen wird. Denn Gold ist in Wirklichkeit nicht so knapp wie Kupfer oder Rohöl, deren oberirdische Bestände vielleicht für weniger Monate des Verbrauchs reichen. Gold wird ja nicht verbraucht und das meiste Gold, das seit Anbeginn der Menschheit gefördert wurde, ist immer noch existent. Schon deshalb fällt die Menge, die jährlich neu gefördert wird, kaum ins Gewicht. Außerdem können die Goldminen die Produktionskosten von Gold in den schwierigen Zeiten massiv senken, in dem sie bessere Erze abbauen und Investitionen aufschieben. Ein Beweis dafür, dass die Produktion eigentlich in keinem Zusammenhang mit den Preisbewegungen steht, sieht man in der Goldförderung weltweit seit dem Jahr 2000. Diese hat sich nämlich kaum bewegt.

Aktien der Goldförderer sind noch stärker gefallen als der Goldpreis. Wann lohnt sich der Einstieg wieder?

Es heißt oft, eine Goldminenaktie sei eine Option auf den Goldpreis. Schöne Theorie, aber leider falsch. Zum einen machen die Manager häufig Fehler. Zum anderen sind die Minen häufig in Krisenländern. Am allerwichtigsten ist jedoch die Tatsache, dass Goldminenaktien in erster Linie Aktien sind und nicht Gold. Das hat man zwar sehr deutlich in der Krise 2008/09 gesehen, aber viele Anleger haben das anscheinend nicht begriffen.

Was halten Sie von einem ETF oder ETC auf Gold?

Das ist für mich persönlich derzeit kein geeignetes Investment. Es eignet sich für Investoren, die Wert legen auf kurzfristige Preisbewegungen, enge Handelsspannen, Liquidität oder Anonymität, also Gold als ein Investment, ähnlich wie Aktien, betrachtet. Setzt man auf Gold eher als langfristige Vermögensversicherung, lohnt sich der Weg zum Goldhändler. Denn wenn es auf hart auf hart kommt, soll man schon physisches Gold besitzen.

Wie viel Gold sollten Anleger besitzen?

Das muss jeder für sich entscheiden. Jeder muss sich überlegen, wie viel diese Versicherung wert ist. Ich habe für mich ausgerechnet, dass ein Goldanteil von zehn Prozent des gesamten Vermögens gut ist.

Was bedeutet Gold für Sie?

Gold kauft man, um Risiken abzusichern, und freut sich, wenn man diese Versicherung nicht braucht.

Hoffen Sie gar nicht auf steigende Preise?

Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Als Goldanleger sollte ich mich eigentlich darüber freuen, wenn der Goldpreis steigt. Andererseits hieße das aber, dass die Welt weiterhin in großen Problemen steckt, die Notenbanken noch mehr Geld drucken, hohe Arbeitslosigkeit besteht, große Wirtschafts- oder geopolitische Krisen herrschen. In einer Welt mit einem Goldpreis von 5000 Dollar möchte ich nicht gern leben

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