Wenn Politiker von Versicherern kassieren

Eine Bundestagsabgeordnete erhält jährlich 114.500 Euro brutto Abgeordnetenentschädigung. Viele verdienen sich nebenbei noch etwas hinzu – manche Millionen. Auch die Versicherungsbranche hat einige Posten an Politiker vergeben. Unter anderem die LVM, die Nürnberger und die DEVK finden sich auf der Liste. Spitzenverdienerin bei den Versicherern ist Dagmar Wöhrlmit einem Betrag zwischen 617.000 und 900.000 Euro.

Wöhrl erhält laut dem Portal Abgeordnetenwatch ihre Vergütung von der Bank I.Safra Sarasin der Nürnberger Beteiligungs-AG sowie der Nürnberger Kranken- und Lebensversicherung. Die Nürnberger überwies der CSU-Abgeordneten seit dem Jahr 2013 “zwischen 342.000 und 525.000 Euro”. Sie ist laut dem Transparenzportal Mitglied im Aufsichtsrat der Konzernmutter und zweier Tochterunternehmen. Eine Anfrage an die Nürnberger bezüglich ihrer genauen Aufgaben blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Abgeordnete der Union scheinen bei den Versicherern generell hoch in der Gunst zu stehen. Franz-Josef Holzenkamp von der CDU erhält unter anderem von der LVM-Kranken- und Lebensversicherung zwischen 255.500 und 532.000 Euro. Die erhaltenen Summen von den Unternehmen werden nicht centgenau, sondern in zehn Einkunftsstufenangegeben. Abgeordnetenwatch bezeichnet diese Regelung als “wenig transparent”.

Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach hat sogar gleich zwei Arbeitgeber in der Branche, die DBV Deutsche Beamten-Versicherung und die Signal Iduna.

Die anderen Politiker

Deutlich weniger Politiker anderer Parteien sind in der Branche tätig. Die DEVK Vermögensvorsorge- und Beteiligungs-AG beschäftigt den SPD-Mann Martin Burkert und Michael Schlecht, Linke, arbeitet bei der Volksfürsorge AG mit, die zum Generali-Konzern gehört.

Der Top-Nebenverdiener aller Abgeordneten ist der CSU-Politiker Philipp Graf von und zu Lerchenfeld, der zwischen 2,1 und 3,1 Mio. neben seiner Abgeordnetentätigkeit verdient – ganz ohne Versicherer. Er ist als Landwirt, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater tätig und verfügt scheinbar über ein formidables Zeitmanagement.

Die Studie “Aufstocker im Bundestag II” kritisiert die Nebentätigkeit der Abgeordneten. Bemängeltwerden Einflussnahme von Lobbyisten, den exklusiven Zugang einzelner Unternehmen und Verbänden zu politischen Informationen und das Abgeordnete wegen des Zusatzverdienstes bestrebt sind, den “Status Quo aufrechtzuerhalten”.

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