Wer ist der klassische Gründer?

Junge Firmengründer werden von den Medien geliebt: Mark Zuckerberg, Steve Jobs und Co. sind das Gesicht von Silicon Valley und dem Start-Up-Wesen auf der ganzen Welt. Sie sind Uni-Abbrecher, Erfinder und Revolutionäre auf ihre eigene, introvertierte Art. Die Faszination mit den jungen Supergenies ist groß und viele ihrer Fans nehmen ihre Vorträge und Talks beinahe als Gesetz. Vor allem durch im IT-Bereich tätige Gründer wird das Bild geprägt, dass die meisten Unternehmensgründer im Start-Up-Bereich sehr jung sind. Aber stimmt das tatsächlich oder sind diese charismatischen Mittzwanziger nur Teil eines großen Wirtschaftsmythos?

Selbstständigkeit in Europa

Immer mehr Menschen sehnen sich nach der Selbstständigkeit, sei es als Gründer eines Start-Ups, als Freelancer oder als digitaler Nomade. Im Vergleich zu Kontinenten wie Asien oder Afrika ist Europa jedoch noch deutlich mehr an das System der Angestellten gebunden – dasselbe gilt für Nordamerika. Dies liegt unter anderem an dem Arbeits- und Sozialsystem, das in Europa deutlich mehr Regulierunn und Fairness unterliegt. Eine Umfrage von Betway unterzog 1.000 Befragte aus Europa einem Gedankenexperiment. Was würden Sie mit einer Million Euro machen? Nur 3% der Männer und Frauen gaben an, mit dem Geld ein Unternehmen gründen zu wollen. Für die meisten stand der Kauf eines Hauses an erster Stelle. Dies scheint für viele Menschen mehr Sicherheit zu symbolisieren, zu groß ist die Angst vor Fehlentscheidungen.

Das Profil eines Gründers

Tatsächlich werden immer mehr junge Menschen aufgrund der Möglichkeiten von Crowdfunding durch Startnext und Co. und anderen Finanzierungschancen ohne großen Kredit dazu motiviert, ihre eigenen Ideen bereits vor dem dreißigsten Lebensjahr umzusetzen. Die EU hat hier in den letzten vier Jahren mit einem Förderprogramm Unterstützungen an 3.200 Unternehmen in Höhe von über einer Milliarde Euro ausgeteilt. Sieht man sich Firmengründer im Allgemeinen an, so ist das Durchschnittsalter deutlich höher als bei Zuckerberg und Co. Geht es jedoch um das Thema Innovation, haben die jungen Köpfe die Nase vorne. In Deutschland ist der durchschnittliche Gründer rund 38 Jahre alt, so eine Studie des Instituts für Arbeits- und Berufsforschung. Aus der Studie ging jedoch auch hervor, dass die Wahrscheinlichkeit, eine innovative Idee zu haben, mit dem Alter immer mehr absinkt. Während junge Entrepreneurs versuchen, neue Produkte anzubieten, versuchen sich ältere Gründer mit dem Altbewährten. Männer gründen übrigens deutlich häufiger als Frauen – vor allem in jungen Jahren. Frauen neigen dazu, sich erst in ihren Dreißigern an den großen Schritt ins Ungewisse zu wagen. Tatsächlich steigt in Deutschland die Gründungswahrscheinlichkeit mit der Höhe des Ausbildungsgrades. Dies ist eigentlich nicht verwunderlich, widerspricht jedoch dem Gründermythos der Uni-Abbrecher. Menschen mit Universitätsabschluss gründen im Durchschnitt im Alter von 32 bis 35 Jahren, also einige Jahre nach dem Abschluss ihrer Ausbildung.

Innovative Entrepreneurs sind jünger, der durchschnittliche Unternehmensgründer ist jedoch bereits in seinen Dreißigern – der Mythos von Silicon Valley stimmt also nur bedingt!

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