Erneut sind auch namhafte Emissionshäuser wie MPC und König & Cie. betroffen
Elf weitere Schiffsfonds haben derzeit erhebliche finanzielle Probleme. Insgesamt mehreren Tausend Fondsanlegern drohen erhebliche Vermögenseinbußen. Die aus heutiger Sicht zu erwartenden Mindestverluste betragen, je nach Fondsbeteiligung, zwischen zehn und mehr als siebzig Prozent des Kapitaleinsatzes. Bei einer Schiffsbeteiligung ist sogar der Totalverlust absehbar.
Faktisch pleite ist die Gesellschaft der Schiffsbeteiligung „Renditefonds 62 MT King Edwin“ des Emissionshauses König & Cie. Das vorherige Sanierungskonzept war wirkungslos. „Nach unseren Informationen sollen nur gut 70 Prozent des von den Anlegern eingebrachten Kapitals in die Finanzierung des Schiffes geflossen sein“, sagt Jan-Henning Ahrens, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht sowie Partner der auf Investorenschutz spezialisierten KWAG Kanzlei für Wirtschafts- und Anlagerecht. Somit seien beinahe 30 Prozent des Kapitals als „Weichkosten“ versickert. Rund zwei Drittel davon haben nach unseren Recherchen die Banken als Vergütung für die Vermittlung von Fondsanteilen erhalten“, fügt Ahrens hinzu. Nach KWAG-Erkenntnissen erfolgte der Vertrieb vor allem über diverse Volks- und Raiffeisenbanken sowie über die BB-Bank in Karlsruhe.
Hohe Weichkosten – also Kapital, das nicht in das Investitionsobjekt investiert wird – sind einer der Gründe, weshalb momentan mehr als hundert Schiffsfonds wirtschaftliche Probleme haben. Denn „je mehr Geld sich Initiatoren und der Vertrieb in die eigenen Taschen stecken, desto geringer die Ertragschancen für Investoren. Falls für sie überhaupt etwas übrig bleibt“, sagt Fachanwalt Ahrens. Und je größer der Weichkostenanteil, desto anfälliger wird eine Schiffsbeteiligung für externe Probleme.
Zum Beispiel sinkende und deshalb nicht auskömmliche Charterraten sowie höhere Finanzierungskosten wegen Währungsverschiebungen. „Bei vielen Schiffsfonds wurde das Fremdkapital in den traditionellen Niedrigzins-Währungen Schweizer Franken oder japanischem Yen aufgenommen“, erläutert Jan-Henning Ahrens. Werten diese Währungen, wie in der Vergangenheit, zum europäischen Einheitsgeld auf, steigen die in Euro gerechneten Zins- und Tilgungsverpflichtungen für den Fonds erheblich. Oft so stark, dass die Fondsgesellschaft ohne ein Sanierungskonzept, bei dem fast immer eine Zuführung von weiterem Eigenkapital erforderlich wird, nicht überlebensfähig wäre.
Manche Sanierungskonzepte funktionieren, einige – wie beim jüngsten Beispiel der Schiffsbeteiligung „King Edwin“ von König & Cie. – nicht. „Das Nachsehen haben praktisch immer die Investoren, die entweder einen erheblichen Teil oder ihren kompletten Kapitaleinsatz verlieren“, sagt Jan-Henning Ahrens.
Bei den zehn Schiffsbeteiligungen, die noch nicht Pleite sind (siehe Übersicht unten), sollen Sanierungskonzepte das Schlimmste verhindern. Je nach Fonds drohen Anlegern Mindestverluste zwischen zehn und mehr als siebzig Prozent ihres Kapitaleinsatzes. „Allerdings lässt sich auch nicht ausschließen, dass ein Sanierungskonzept hier und da nicht greift, deshalb die Investitionen mit einem Totalverlust enden“, warnt Fachanwalt Ahrens.
Investoren wird nicht empfohlen, Sanierungskonzepten grundsätzlich und bedenkenlos zuzustimmen. Denn „in jedem Fall sollte sorgfältig geprüft werden, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Probleme dauerhaft gelöst werden können“, betont Ahrens. Erfolg versprechender sei es hingegen häufiger, Schadenersatzansprüche wegen fehlerhafter Anlageberatung oder mangelhafter Prospektgestaltung anzumelden.