Mit aller Willenskraft

Über die Kunst der Selbstmotivation im Extremsport und im Berufsleben

40 Grad ohne Schatten, null Prozent Luftfeuchtigkeit und 100 Prozent Stille. 600 Kilometer durch die trockenste und höchstgelegene Wüste der Erde liegen vor mir. 14 Marathondistanzen an 14 Tagen durch die Atacama Wüste in Chile. Wie motiviert sich ein Mensch dazu, tagelang unter extremen Bedingungen durch eine Wüste zu laufen? Der Schlüssel zum erfolgreichen Abschneiden bei solch einem Projekt liegt in der Willenskraft. Der eigene Antrieb, das Wissen um seine Motive und das aktive Handeln Richtung Ziel sind wesentliche Erfolgsfaktoren. Doch nicht nur im Extremsport, sondern auch im Berufs- und Alltagsleben spielt die Eigenmotivation eine zentrale Rolle.

Ich Will als Erfolgsfaktor Nr.1

Fällt es Ihnen morgens schwer, aus dem Bett zu kommen? Oder starten Sie locker und leicht in den Tag? Wussten Sie, dass die Art und Weise, wie wir morgens aus dem Bett kommen, ein gutes Indiz für unsere aktuelle Motivation ist? Was heißt denn überhaupt Motivation? Jeden Tag hört oder liest man dieses Wort. Motivation ist für mich nichts anderes als „Ich Will“. Das ist eine der kürzesten und besten Definitionen von Motivation, die ich kenne. In diesen zwei Worten steckt unheimlich viel drin. Sie können nur motiviert sein, wenn Sie eine Sache aus Ihrem tiefsten Inneren wirklich wollen. Der Antrieb muss also von einem selbst kommen. Kein exorbitantes Gehalt, kein Luxus-Firmenwagen und keine netten Kollegen können einen Menschen langfristig motivieren.

Warum schaffen es viele Menschen nicht sich dauerhaft zu motivieren? Woran liegt es, dass wir nicht jeden Tag hoch motiviert zur Arbeit gehen? Das Problem liegt nicht im Können. Das Problem liegt in den meisten Fällen nicht in unseren Fähigkeiten. Das Problem ist: Die meisten von uns wollen einfach nicht. Sie sind schlichtweg faul. Für viele Menschen ist es einfacher und bequemer daheim auf der Fernsehcouch anderen beim Sport zu zuschauen als selbst Sport zu treiben. Nicht wenige Menschen lassen sich tagtäglich von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ berieseln, anstatt in ihrem eigenen Leben die guten und die schlechten Zeiten selbst zu erleben. Das ist eine Frage der richtigen Einstellung.

Ich bin überzeugt, dass einige unter den Lesern 50 oder sogar 100 Kilometer am Stück laufen können. Wenn Sie es mit der gleichen Vehemenz wollen wie ich. Doch die meisten wollen es gar nicht. Das ist der entscheidende Punkt. Sie müssten dann nämlich auf vieles verzichten. Sie müssten fast jeden Tag, bei Wind und Wetter, mehrere Stunden hart trainieren. Sie müssten auf eine entsprechende Ernährung achten. Sie könnten nicht mehr stundenlang vor dem Fernsehgerät sitzen. Sie müssten sehr viel Zeit und Energie investieren. Die Frage ist nie: Können wir eine bestimmte Sache in unserem Leben erreichen? Natürlich können wir. Die viel wichtigere Frage ist: Wollen wir etwas in unserem Leben erreichen?

Unsere eigene Einstellung entscheidet

Um etwas in unserem Leben zu erreichen, um motiviert zu sein, um „Ich Will“ zu sagen, benötigen wir einen Erfolgsfaktor, der für mich zu den wichtigsten überhaupt gehört: unsere Einstellung.

Beim Ultra-Trail Mont-Blanc, einem Extremberglauf über 166 Kilometer und 9.400 Höhenmeter, bekam ich bei meiner letzten Teilnahme nach der Hälfte des Rennens schmerzhafte Wasserblasen an meinen Füßen. Es lagen zu diesem Zeitpunkt noch über 80 Kilometer vor mir. In den Vorjahren erreichte ich das Ziel schon zwei Mal. Es stand also außer Frage, dass ich es schaffen kann. Es war primär keine Frage des Könnens, sondern in diesem Moment ausschließlich eine Frage des Wollens und der richtigen Einstellung. Ich ließ beim nächsten Verpflegungspunkt meine Füße behandeln. Als ich auf der Liege im Sanitätszelt lag, hätte ich einige Gründe finden können, die für eine Aufgabe des Rennens sprachen. Doch ich hatte die Einstellung, dass ich den Lauf unbedingt erfolgreich beenden will. Und ich schaffte es auch dieses Mal. Nach 40 Stunden und 30 Minuten erreichte ich das Ziel in Chamonix. Mit der richtigen Einstellung ist vieles im Leben möglich. Nicht nur im Sport, sondern vor allem auch in Unternehmen und im täglichen Leben. Unsere eigene Einstellung ist der entscheidende Faktor, was wir aus unserem Leben machen.

Motive erkennen – Motive leben

Kennen Sie Ihre Motive? Können Sie mir Ihre Beweggründe für Ihre unterschiedlichen Lebensbereiche sofort nennen? Warum üben Sie Ihren derzeitigen Job aus? Warum gehen Sie Ihrem Hobby nach? Warum sind Sie mit Ihrem derzeitigen Partner zusammen?

Um dauerhaft motiviert zu sein, benötigen wir ein Motiv. Motivation basiert auf Motiven. Die Kunst der Selbstmotivation liegt darin zu wissen, warum wir etwas tun. Die Frage nach dem Warum ist für mich eine der wichtigsten im Leben. Nur wenn ich meine Motive, meine Beweggründe kenne, werde ich auch handeln. Deshalb müssen wir uns unsere Motive und Beweggründe immer wieder ins Bewusstsein rufen. Gerade wenn es einmal nicht so läuft. Warum mache ich diese Aufgabe? Warum mache ich diesen Job? Stellen Sie sich die Frage nach dem Warum und das Wie kommt von ganz alleine.

Motivation ist für mich nichts anderes als die Summe an Motiven, die das Handeln eines Menschen bestimmen. Indem wir unsere Motive erkennen, diese uns ständig bewusst machen und nach ihnen leben, erfahren wir Glück und Zufriedenheit. Im Sport genauso wie im Beruf und Alltag.

Den ersten Schritt tun

Wie schaffen wir es denn, unsere Komfortzone zu verlassen? Eine Aufgabe anzugehen, die große Überwindung kostet? Das Wissen um die eigenen Motive ist ein wichtiger Faktor. Es muss jedoch noch ein weiterer hinzukommen, um motiviert zu sein. Dabei handelt es sich nur um drei Buchstaben. Drei Buchstaben, mit denen Sie Ihr Leben nachhaltig verändern können: TUN. Das ist alles. Wir müssen ins Handeln kommen. Die besten Vorsätze und Ziele bringen wenig, wenn wir sie nicht umsetzen. Wenn wir dann eine Sache beginnen, den ersten Schritt tun, erhöht sich dadurch auch unsere Motivation. Mit jedem Schritt, mit jedem Teilerfolg, nimmt die Motivation zu. Wenn Sie zum ersten Mal Sport treiben möchten, dann starten Sie einfach. Und wenn es nur ein paar Minuten sind. Denken Sie an Ihr Ziel und machen Sie sich bewusst, dass jeder Schritt, jede einzelne Übung und jede einzelne Trainingseinheit Sie Ihrem Ziel ein Stück näher bringen.

Sie müssen sich Ihrem Ziel in kleinen Schritten nähern. Viele Menschen schauen an Sportidolen oder Prominenten hoch und denken sich:“ Wow, wie weit es der gebracht hat. Dort komme ich nie und nimmer hin.“ Sie übersehen dabei, dass auch die erfolgreichen Menschen auf dieser Welt ganz klein angefangen haben. Einfach einmal gestartet sind und sich dann Schritt für Schritt ihrem großen Ziel genähert haben. Dass es dabei häufig um einen Prozess über Jahre geht und wirklich harte Arbeit dahinter steckt, wird vielfach vergessen oder schlichtweg ignoriert.

Die Macht der Rituale

Doch der innere Schweinehund ist raffiniert. Um ihn zu überlisten und motiviert zu sein, reicht es nicht aus, ihn nur einmal zu besiegen. Man muss es dauerhaft tun. An manchen Tagen hat man einfach keine Lust zu trainieren und sagt sich: Heute genehmige ich mir einmal eine Ausnahme und lasse das Training ausfallen. Nur ein einziges Mal. Das kann ja nicht so schlimm sein. Einmal ist bekanntlich keinmal. Jetzt frage ich Sie: Und wenn es die nächste Woche 30 Grad hat und so richtig die Sonne scheint? Gönnen Sie sich dann eine weitere Ausnahme? Und wenn die nächste Woche, wieder genau zu der Zeit, zu der Sie eigentlich trainieren wollten, plötzlich die Deutsche Fußballnationalmannschaft spielt? Ausnahme? Aus dem einmaligen Ausfall kann ganz schnell ein zweiter und dritter werden.

Genehmigen Sie sich deshalb keine Ausnahmen. Wenn Sie heute Abend keine Motivation verspüren, Ihr geplantes Trainingspensum zu absolvieren, dann fangen Sie doch wenigstens einmal an und laufen ganz kurz. Wenn es sein muss, nur ein einziges Mal um den Häuserblock. So tun als ob. Zum einen wird dadurch Ihr Gewissen beruhigt („Ich hab ja etwas getan“). Doch vor allem wird, auch durch diesen zugegebenermaßen unterschwelligen Reiz, die Gewohnheit aufrechterhalten. Sie können sich das Ganze wie einen unsichtbaren Faden vorstellen. Mit jedem Training, mit jeder Überwindung des inneren Schweinehundes, stärken Sie den Strang und fügen ihm ein weiteres Fädchen hinzu. Das Ganze wird mit der Zeit immer robuster. Die Gewohnheit wird also gefestigt. Das Zauberwort zum Verlassen der Komfortzone heißt: Gewohnheiten und Rituale entwickeln. Sie müssen die neue oder ungeliebte Tätigkeit regelmäßig machen. Am besten ein Ritual daraus schaffen. Bis es in Fleisch und Blut übergegangen ist. Dann hat der innere Schweinehund keine Chance mehr.

Infos über Norman Bücher: http://www.5-sterne-redner.de/referenten/norman-buecher

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