Euro 2022: Allianz stellt sieben Säulen für Europas Zukunft vor

• Schwächen im gegenwärtigen Euro-Rahmenwerk beseitigen
• Europäische Integration und Einheit auf die nächste Stufe heben
• Reformen bleiben der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft Europas

In Frankfurt haben heute Jay Ralph, Chairman Allianz Asset Management und
Vorstandsmitglied der Allianz SE sowie Michael Heise, Chefvolkswirt Allianz SE, die aus der
Sicht der Allianz notwendigen Maßnahmen zur Weiterentwicklung Europas vorgestellt.

Die Debatte über Europa wird derzeit von den Themen Krisenmanagement, Kosten der
Rettungspakete und von der schwachen Wirtschaftsentwicklung in den Peripherieländern
dominiert. Was jedoch fehlt, ist ein klares Zielbild darüber, wo Europa in zehn Jahren stehen will.
Jay Ralph: „Um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen, muss Europa die Krise in
den Griff bekommen und klar aufzeigen, wie der Weg zur Erhöhung der Wirtschaftsdynamik
in Europa aussehen soll. Anhaltende Unsicherheit und Unentschlossenheit schrecken
Investoren ab. Stabilität und Berechenbarkeit sind die Grundelemente für attraktive Investitionsbedingungen.“

Als globale wirtschaftliche und politische Macht hat Europa in den letzten Jahren an
Bedeutung und Einfluss verloren. Dieser Prozess wird sich in einer Welt mit schnell
wachsenden neuen Mächten und dramatischen demografischen Verschiebungen weiter
beschleunigen.


In Asien wird die Bevölkerung in den nächsten vier Jahrzehnten um weitere
1,7 Milliarden wachsen. Afrika, ein riesiger Kontinent, der fünfmal größer als Europa ist, wird
dann eine Bevölkerung von 2 Milliarden aufweisen, wovon die Hälfte der Bewohner jünger
als 20 Jahre alt sein wird. Dagegen geht die Bevölkerung in Europa bis zum Jahr 2050 um
20 Millionen Menschen zurück.

Kein Land in Europa wird alleine in der Lage sein, die
wirtschaftliche und politische Weltordnung der Zukunft maßgeblich zu beeinflussen.
Michael Heise: „Die europäische Integration und Einheit muss eine neue Stufe erreichen. Die
Auflösung des Euro würde genau das Gegenteil bewirken: Auf vielen verschiedenen
Gebieten würde Europa geschwächt. Die Renationalisierung der Währungen würde eine
Rückkehr zu einer verengten und partikularistischen Politik bedeuten. Damit kann man aber
den globalen Herausforderungen von heute nicht mehr begegnen.

Der Euro ist zwar nicht Europas raison d’être, doch er ist das wichtigste Symbol für tiefgreifende Integration.“
Zur Überwindung der Instabilität und zur Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit muss
für die EU und den Euroraum die Rückkehr zum Wachstum oberste politische Priorität
haben. Dazu bedarf es weitreichender Strukturreformen. Die Wirtschaftspolitik muss besser
koordiniert werden.

Durch den Fiskalpakt und den Stabilitäts- und Wachstumspakt muss die
Schuldenlast bis zum Jahr 2022 deutlich zurückgeführt werden. Die Wirtschaftspolitik der
Mitgliedsstaaten muss auf Wachstum und Beschäftigung ausgerichtet sein, um Europa auf
einen nachhaltigen Wachstumspfad zu bringen. Die Finanzmärkte sollten einer
gemeinsamen Bankenaufsicht unterliegen, die sicherstellt, dass dieselben Regeln überall in
der Region auf dieselbe Weise angewendet werden. Das bedeutet aber auch, dass mehr
Entscheidungen auf EU-Ebene getroffen werden müssen. Das bedarf engerer politischer
Zusammenarbeit, aber auch größerer demokratischer Kontrolle auf EU-Ebene.

Zur Weiterentwicklung Europas müssen aus der Sicht der Allianz sieben wesentliche Punkte
angegangen werden:

1. Stärkung der Entscheidungsbefugnisse der EU-Institutionen und Erhöhung der demokratischen Legitimation
2. Klare Austrittsregeln für Länder, die ihren Verpflichtungen in der Währungsunion nicht nachkommen
3. Ein striktes fiskalpolitisches Regelwerk, das einen EU Finanzkommissar ermächtigt, falls nötig in die nationale Budgethoheit einzugreifen
4. Ein effektiver Mechanismus auf EU-Ebene, der makroökonomische Ungleichgewichte identifiziert und korrigiert
5. Erweiterte Kompetenzen für die europäischen Institutionen, insbesondere hinsichtlich des europäischen Bankensystems
6. Eine stärkere gemeinsame Politik zur Förderung von Investitionen in Europas Infrastruktur und Bildung zur Stärkung von Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit
7. Eine Insolvenzordnung für Staaten, die Mitgliedsstaaten in Krisen Liquidität anbieten kann, gleichzeitig aber auch einen geordneten Prozess im Falle eines Zahlungsausfalls garantiert.
„Sowohl als europäisches Unternehmen, als auch als Bürger fühlen wir uns verpflichtet, uns
in die Diskussion um Europas Zukunft einzubringen. Die politischen Entscheidungen sollten
so getroffen werden, dass die Mängel im gegenwärtigen institutionellen Euro-Rahmenwerk
beseitigt werden, um die Integration und Einheit innerhalb der Währungsunion und unter den
EU-Mitgliedsstaaten zu fördern. Kurz: Es gilt, den Alten Kontinent zu vereinen und nicht zu
teilen. Wenn wir weiterhin die internationale Weltordnung mitbeeinflussen und unseren
Lebensstandard auch für die kommenden Generationen erhalten wollen, ist die europäische
Einheit der einzig mögliche Weg“, sagte Ralph.
Das Zielbild Europa 2022 Studie finden Sie auf unserer Homepage:
https://www.allianz.com/de/economic_research/index.html unter der Rubrik
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