Wenn man mir um 00:01 am 1. Januar 2000 gesagt hätte dass, im Jahre 2017, die Mehrheit der Menschheit mit Berührungs-empfindlichen Computer-ähnlichen Geräten mit Verbindung zu einer Welt-umfassenden, nahezu endlosen Informationsbank herumlaufen würde, hätte ich einem gesagt etwas weniger Champagner zu sich zu nehmen.
Wie falsch ich doch gewesen wäre! Seit den glücklichen Tagen von einst hat die Technik gewaltige Fortschritte gemacht, so gewaltige sogar, dass wir uns nun in Reichweite der fantasievollen Zukunftsvisionen der sechziger Jahre befinden, mit ihren „Häusern der Zukunft“ und Roboterhelfern.
Sollten wir die Geschwindigkeit der Aufnahme und Integration neuartiger technischer Errungenschaften ein wenig abmindern?
Falls man sich, so wie ich, an eine Zeit erinnern kann wo der einzige Computer im Haus im Arbeitszimmer war und dort für einfache Aufgaben wie Textverarbeitung und Geocities Browsing genutzt wurde, dann hat man sich doch bestimmt des Öfteren Gedanken über den heutigen Stand der Dinge gemacht. Immer öfter werden die physischen Gegenstände im Alltag durch das körperlose, komplett Digitalisierte ersetzt. Zeitschriften, Fotos, ja sogar eine Nacht im Casino wurden durch online Äquivalente wie Europalace ersetzt. Obwohl der digitale Ersatz Kosten, Zeitaufwand und Umweltschäden reduziert, hat man trotzdem das Gefühl, dass es der eigentlichen Aktion niemals gerecht werden kann. Nach Jahrtausende langem „besitzen“ scheint es heutzutage so, als entgehe uns ein intrinsischer Bestandteil des Menschlichkeit, wenn wir das Körperliche durch das Digitale ersetzen.
Nehme man als Beispiel das „Haus der Zukunft“, welches ich anfänglich erwähnt habe. Die Möglichkeit, über ein Smartphone oder Tablet sein gesamtes Heim zu kontrollieren ist, in der Tat, eine verlockende Vorstellung. Doch ist es wirklich so schwer, sich einen Moment Zeit zu nehmen um einen einfachen Knopf zu betätigen oder den Thermostat zu kalibrieren? Oder einfach mal den Kühlschrank aufzumachen, um zu schauen was man wieder kaufen muss? Ein Kühlschrank, der seinen Inhalt messen kann, die Daten dann an ein Smartphone schickt und sich selbst durch Personalpronomen beschreibt scheint überflüssig. Manchmal kommt es mir vor, als entfremdet das digitale Zeitalter uns vom körperlichen. Der Bezug zum leiblichen Objekt wir durch das digitale Ersetzt. Doch das Digitale ist vergänglich, Daten verflüchtigen sich leicht im gewaltigen Netz und werden gerne verkauft, an Werbetreibende, Vermarkter oder Hacker.
Und was macht man dann mit der neu gefundenen Zeit, die man sich durch die zunehmende Effizienz des digitalen Zeitalters eingespart hat? Verbringen wir dadurch mehr Zeit mit der Familie? Suchen wir uns neue Hobbys? Ziehen wir uns zurück, um in die Tiefe unserer Psyche abzutauchen? Nein. Wir sitzen und streichen uns durch Newsfeeds und Artikel, nehmen und verarbeiten Daten wie ein digitaler Kühlschrank, ein Objekt das Empfindungsfähigkeit vortäuschen kann, sie aber nie erreicht. Diese ständige Datenbombardierung zwingt uns, den Wert und die Richtung unseres Lebens zu hinterfragen.
Die Technik wird sich immer weiter entwickeln, sie ist unaufhaltsam. Fortschritt ist ein Teil der Menschlichkeit, aber der Mensch ist auch in der Lage, den Entwicklungspfad und Schwerpunkt der technischen Entwickelung zu beeinflussen. Im Jahre 2015 scheint es so, als haben wir dies vergessen. Wir sparen immer mehr Zeit, aber wir sparen sie auf eine unüberlegte Art. Ohne einen konkreten Zweck oder Ziel. Was mir mit der freigewordenen Zeit anfangen wissen wir noch nicht