Von TransferWise zu Wise Bank: Neue Chancen für die Wise-Aktie
Die internationale Zahlungsplattform Wise prüft die Möglichkeit, in Großbritannien eine Banklizenz zu beantragen, wie die Times berichtet. In den vergangenen zwei Monaten hat Wise demnach erfahrene Führungskräfte aus dem Finanzsektor angesprochen, um über mögliche Positionen im Zusammenhang mit dem Aufbau eines Bankgeschäfts zu sprechen. Die Pläne befinden sich jedoch noch in einem frühen Stadium, ein offizieller Antrag bei der Bank of England wurde bislang nicht gestellt. Ein Sprecher von Wise erklärte gegenüber der Zeitung, man kommentiere keine Spekulationen.
Gegründet wurde Wise im Jahr 2011 in London unter dem Namen TransferWise von den Esten Kristo Käärmann und Taavet Hinrikus. Ziel war es, internationale Zahlungen günstiger anzubieten als traditionelle Banken mit ihren hohen Gebühren. Heute hat das Unternehmen rund 15,6 Millionen Kunden in über 160 Ländern. Im zum 31. März abgeschlossenen Geschäftsjahr erzielte Wise einen Vorsteuergewinn von 565 Millionen Pfund.
Mehr Nähe zum klassischen Bankgeschäft
Wie unsere Kollegen von dem estnischen Portal Äripäev schreiben, hat Wise im Laufe der Jahre sein Angebot kontinuierlich in Richtung klassischer Bankdienstleistungen erweitert. Neben internationalen Überweisungen bietet das Unternehmen inzwischen Multiwährungskonten und Debitkarten für Privat- und Geschäftskunden an. 2021 startete Wise zudem den Vertrieb von Investmentfonds, die von BlackRock verwaltet werden. Gegenüber einer vollwertigen Bank unterliegt Wise jedoch deutlich lockereren Regeln: Kundengelder dürfen nicht für Kredite verwendet werden und müssen strikt vom Unternehmensvermögen getrennt bleiben.
Der Bankenanalyst John Cronin von SeaPoint Insights hält es für plausibel, dass Wise eine vollständige Bank werden will: „Sie könnten ihre verwalteten Gelder potenziell in Einlagen umwandeln, die für Kreditvergaben genutzt werden können. Eine Banklizenz würde ihnen direkten Zugang zur britischen Zahlungsinfrastruktur verschaffen, was die Abhängigkeit von Drittbanken reduziert, Kosten senkt und die Abläufe vereinfacht.“
Pläne auch in den USA
Auch in den Vereinigten Staaten verfolgt Wise ehrgeizige Ziele. Im Juni kündigte das Unternehmen laut Bloomberg an, eine bundesstaatliche Treuhandbank zu gründen. In der Niederlassung in Austin arbeiten rund 450 Beschäftigte. Eine Lizenz würde es Wise ermöglichen, Zahlungen in US-Dollar direkt über das Federal Reserve System abzuwickeln – ohne Zwischenbanken. Das könnte Überweisungen beschleunigen und Transaktionskosten weiter senken.
Ebenfalls im Juni erklärte Wise, die Aktien künftig auch an der New Yorker Börse notieren zu lassen, um die Liquidität der Wise-Aktie zu erhöhen. Dieser Schritt führte zu einer offenen Auseinandersetzung zwischen den estnischen Gründern.
Wise-Aktie zwischen Fintech und Bankmodell
Die möglichen Schritte zur Gründung einer „Wise Bank“ in Großbritannien und den USA könnten den Charakter des Unternehmens grundlegend verändern. Für Anleger ist klar: Eine Banklizenz würde nicht nur neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen, sondern auch den Wert der Wise-Aktie nachhaltig beeinflussen. Ob die Transformation gelingt, hängt jedoch stark von regulatorischen Entscheidungen und der Umsetzung der Expansionspläne ab.