Die globale Energiewende tritt in eine neue Phase ein. Jahrzehntelang galt die Kernenergie als Auslaufmodell: Sie war zu teuer, zu riskant und politisch unerwünscht. Doch mit der zunehmenden Elektrifizierung und dem wachsenden Energiehunger durch Digitalisierung, Elektromobilität und Industrieproduktion wird deutlich: Wind und Sonne allein können keine stabile, CO₂-arme Stromversorgung garantieren. «Die derzeitigen Speicherlösungen reichen nicht aus und fossile Energieträger verlieren klimapolitisch weiter an Legitimation», sagt Serge Nussbaumer, Head of Public Solutions bei Maverix Securities.
In diesem Spannungsfeld erlebt die Kernenergie ein Comeback. Weltweit planen über 20 Staaten den Neubau oder die Reaktivierung von Reaktoren. Besonders gefragt sind Small Modular Reactors (SMRs): kompakte, standardisierte Anlagen, die sicherer sind und geringere Baukosten haben. Länder wie Frankreich, Kanada, Polen und Südkorea setzen auf diesen Technologiesprung, während die USA milliardenschwere Förderprogramme für nukleare Innovationen auflegen. Auch in Europa formiert sich eine pragmatischere Haltung, und selbst in Deutschland werden die Stimmen lauter, die eine Neubewertung fordern.
Der technische Fortschritt und der geopolitische Druck hinsichtlich der Energieunabhängigkeit treiben zugleich den Uranmarkt. Die Preise für das Spaltmaterial haben sich seit 2020 mehr als verdoppelt. Produzenten wie Cameco (Kanada) oder Kazatomprom (Kasachstan) profitieren davon, während Explorationsunternehmen in Australien, Namibia und Kanada neue Projekte anstoßen. Für Investoren trägt Uran wieder Züge eines strategischen Rohstoffs.
Ob Kernenergie tatsächlich das Rückgrat einer klimaneutralen Zukunft sein wird, bleibt abzuwarten. Doch eines ist klar, ohne sie wird die Energiewende schwieriger, teurer und riskanter. Die Frage, ob die nächste Phase der Transformation technisch geführt oder politisch blockiert wird, bewegt sich zwischen Ideologie und Realismus.

