USA: Leichte Aufhellung der Perspektiven

Die US-Wirtschaft gewann im zweiten Halbjahr 2011 zwar an Dynamik, doch blieb eine signifikante Belebung des Arbeitsmarktes weiterhin aus. Aufgrund der anhaltenden Anspannung in diesem Sektor sowie einer globalen Konjunkturabschwächung ist davon auszugehen, dass das US-Wirtschaftswachstum 2012 wie auch 2011 unterdurchschnittlich ausfallen wird, so die Einschätzung der W&W Asset Management GmbH, Teil des Stuttgarter Vorsorge-Spezialisten Wüstenrot & Württembergische (W&W). Außerdem wird 2012 in den USA die notwendige Umsetzung von Sparmaßnahmen verstärkt in den Vordergrund rücken.

In der zweiten Jahreshälfte zeichneten die US-Wirtschaftsdaten ein weitgehend freundliches Bild. Im Zeitraum Juli bis September wurde ein Zuwachs von annualisiert 1,8 Prozent ausgewiesen. „Einen positiven Beitrag leistete der private Konsum, der den unverändert enttäuschenden Vorgaben vom Arbeitsmarkt trotzte“, erläutert Ortansa Becker, Kapitalmarktanalystin der W&W Asset Management. Die der restriktiven Fiskalpolitik folgenden rückläufigen Staatsausgaben sowie ein Abbau der Lagerhaltung wirkten sich allerdings hemmend auf das Wirtschaftswachstum aus, das vorläufigen Berechnungen zufolge 2011 zwei Prozent betrug „Da auch in diesem Jahr keine zunehmende Dynamik zu erwarten ist, rechnen wir mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von 1,75 Prozent“, so Becker. Auch weiterhin ist davon auszugehen, dass die Lage am Arbeitsmarkt und die Entwicklung im Industriesektor angespannt bleiben. Zwar fielen neben dem NAHB-Index, der die Lage im Immobiliensektor beurteilt, auch andere wichtige Frühindikatoren zuversichtlich aus. Doch aufgrund der globalen Konjunkturabschwächung wird das US-Wachstum auch 2012 unterdurchschnittlich ausfallen. Eine Herausforderung für die US-Regierung wird außerdem die hohe Staatsverschuldung sein. So weisen laut Internationalem Währungsfonds die USA für 2011 eine Staatsverschuldung von 100 Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. „Deswegen sollte im kommenden Jahr die Umsetzung von Sparmaßnahmen zunehmend im Fokus stehen“, so die Einschätzung der Expertin. Dies wird voraussichtlich den privaten Konsum belasten.

Inflation: Nach wie vor auf hohem Niveau

Eine moderate Entwicklung der Lebensmittel- und Energiepreise bremste den Anstieg der Verbraucherpreise zum Ende des Jahres. „Insgesamt bewegt sich die Inflation jedoch nach wie vor auf hohem Niveau“, berichtet Ortansa Becker. Die Kernrate stieg weiter und wurde im November mit 2,2 Prozent ausgewiesen – der deutlichste Anstieg seit Oktober 2008. In Erwartung einer nur moderaten Konjunkturentwicklung, die sich auch dämpfend auf die Ölpreise auswirken wird, werden die Verbraucherpreise 2012 voraussichtlich in ruhigen Bahnen verlaufen. Im Durchschnitt ist von einer Inflation von 2,25 Prozent auszugehen.

Geldpolitik und Rentenmarkt: Expansive Haltung wird beibehalten

Die US-Notenbank Fed behielt in ihrer letzten geldpolitischen Sitzung des Jahres ihre expansive Haltung bei. „Auch in nächster Zeit ist mit keiner Änderung dieser geldpolitischen Haltung zu rechnen“, sagt Ortansa Becker. Neben der anhaltend expansiven Geldpolitik prägen verhaltene Konjunkturperspektiven den Rentenmarkt, so dass sich die kurzfristigen Zinsen zuletzt auf sehr niedrigem Niveau seitwärts bewegten. Bei den langfristigen Zinsen lag in Folge derselben Einflussfaktoren sowie der hohen Risikoaversion die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen weiterhin auf historisch niedrigem Niveau und schwankte um die Marke von zwei Prozent. „Für 2012 sehen wir ähnliche Belastungsfaktoren wie für das vergangene Jahr, so dass das Zinsanstiegspotenzial begrenzt sein dürfte“, lautet die Prognose der Kapitalmarktanalystin.

Aktienmarkt: Perspektiven für 2012 weiter verhalten

Im Spannungsfeld zwischen der Konjunkturzuversicht im eigenen Land und der anhaltenden EWU-Verschuldungskrise wies der S&P 500 im zweiten Halbjahr eine sehr volatile Entwicklung auf und schloss schließlich bei 1.258 Zählern. „Damit beendet der S&P 500 das Jahr 2011 gegenüber dem Vorjahr unverändert“, so Ortansa Becker. Für 2012 bleiben die Perspektiven verhalten. Sollten sich aber im Jahresverlauf die EWU-Verschuldungskrise entspannen und die US-Konjunktur an Kraft gewinnen, ist wieder mit Kursgewinnen zu rechnen, so dass Ende 2012  ein S&P 500 von 1.325 Punkten zu erwarten ist.

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