Innovationsmanagement: Ein neues, zukunftsfähiges Geschäftsmodell entwerfen

Innovative Unternehmen meistern wirtschaftlich schwierige Zeiten besser als Unternehmen, die sich als Hüter der Tradition verstehen. Denn sie stellen ihre Geschäftsmodelle regelmäßig auf den Prüfstand, und sorgen heute dafür, dass sie auch künftig Erfolg haben.

Glaubt man dem aktuellen Ifo-Geschäftsklima-Index, dann geht es mit der Konjunktur bergab. Also sollten sich die Unternehmen dafür wappnen, dass ihnen in den kommenden Jahren eventuell ein rauerer Wind ins Gesicht bläst. Doch wie? Das ist für viele Unternehmensführer eine offene Frage.


Also Impulsgeber können ihnen die Unternehmen dienen, deren Erträge während der Wirtschaftsflaute, die auf die Lehmann-Pleite 2008 folgte, nicht sanken, sondern die auch in schwierigen Zeiten hochprofitabel arbeiteten. Zugegeben, vereinzelt war dies Zufall. Die Unternehmen hatten sozusagen das Glück, im richtigen Markt zu sein. Doch dies war eher selten! In der Regel handelte es sich bei den Unternehmen, die gleich Leuchttürmen aus dem Markt herausragten, um innovative Betriebe mit für ihre Kunden spannenden Produkten. Hierdurch unterschieden sie sich vom Gros der darbenden Unternehmen.

Maxime „Re-invent yourself“

„Re-invent yourself“ – so sollte das Motto jedes Unternehmens lauten. Denn nur durch eine permanente Erneuerung ihres Geschäftsmodells und ihrer Produktpalette bleiben sie für ihre Kunden attraktiv. Doch die Realität sieht leider anders aus. In vielen Unternehmen konzentriert sich das Augenmerk der Unternehmensführung auf das Optimieren des bisherigen Geschäftsmodells. Es wird geschaut: Wie können wir noch günstiger produzieren? Und: Wie können wir unseren Kunden noch mehr von dem, was wir haben, verkaufen? Nur wenig Zeit und Geld wird hingegen in das Entwickeln neuer Produkte und das Austüfteln neuer Dienstleistungen investiert. Aus oft nachvollziehbaren Gründen.


Im Betriebsalltag gibt es stets so viel zu tun, dass den Unternehmensführern häufig kaum Zeit zum Beschäftigen mit der Zukunft bleibt. Und so passiert es schnell, dass sie zu Verwaltern ihrer Organisation werden. Dabei lautet ihre Hauptaufgabe, das Unternehmen auf die Zukunft vorbereiten.

Das Unternehmen regelmäßig neu erfinden

Generell gilt: Visionäre sind in den obersten Etagen der Unternehmen selten. Denn im „Ausbildungsplan“ von Unternehmensführern steht zwar stets das Fach „Unternehmen managen“, aber nie das Fach „Unternehmen neu erfinden“. Also machen sie bevorzugt das, was sie am Besten können, ihre Unternehmen managen, also „verwalten“.

Sind Unternehmen von innen heraus überhaupt erneuerbar? Hierüber kann man streiten. Fakt ist jedoch: Als externer Betrachter bekommt man oft eine Gänsehaut, wenn man erlebt, wie sich sogar die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen dem Thema Innovation nähern. Oft herrscht in ihnen eine Kultur der Rechtfertigung, Risikoscheu und Innovation der „kleinen Schritte“ – also einer Optimierung dessen, was man kennt. Die Unternehmen haben zwar beeindruckende F&E-Budgets. Bewegen tut sich in ihnen aber wenig. Denn die Mitarbeiter der F&E-Bereiche verstehen sich wie die gesamte Organisation primär als Bewahrer der Tradition und Hüter des Geschäftsmodells, mit dem man bisher erfolgreich war. Sich auf die Unbekannte „Zukunft“ einzulassen, fällt ihnen hingegen schwer.

Eine Innovationskultur schaffen

Diese Kultur gilt es zu durchbrechen. Denn wenn Innovation nicht zu einem Teil des Tagesgeschäfts der Unternehmensführer und der gesamten Organisation wird, kann ein Unternehmen auf Dauer in den immer dynamischer werdenden Märkten nicht bestehen. Doch wie können Sie als Unternehmensführer in Ihrer Organisation eine Kultur der Innovation stimulieren? Hier einige Impulse:

  1. Scheuen Sie sich als Unternehmensführer nicht, unkonventionelle Wege zu gehen – selbst wenn alle Zahlen, Daten und Fakten Ihrem Vorhaben (scheinbar) widersprechen. Denn Zahlen spiegeln nur die Vergangenheit wider. Ihre Aufgabe als Unternehmensführer ist es aber, neue Richtungen einzuschlagen.
  2. Geben Sie Ihr operatives Geschäfts, selbst wenn es Ihnen Spaß macht, an die nächste Ebene ab. Denn Ihre Kernaufgabe als Unternehmensführer ist es nicht, Ihr Unternehmen zu managen, sondern dessen Entwicklung zu steuern.
  3. Bringen Sie Ihre Mitarbeiter in Situationen, in denen sie erleben, was wirklich in den Märkten „abgeht“ – zum Beispiel in den Schwellenländern. Deren Entwicklungsdynamik ist faszinierend und erschreckend zugleich. Setzen Sie Ihre Führungskräfte solchen Realitäten aus, denn Menschen ruhen sich gerne auf Erfolgen aus. Und nehmen Sie zu diesen „Ausflügen in die Zukunft“ auch Ihren Betriebsrat mit. Denn so setzen Sie auch bei ihm einen Erkenntnisprozess in Gang.
  4. Belohnen Sie mutige Mitarbeiter – selbst wenn sich ihre Ideen als nicht tragfähig oder umsetzbar erweisen. Ihre Mitarbeiter inklusive Führungskräfte müssen spüren: Das Suchen nach neuen Lösungen und Wegen ist von unseren Vorgesetzten erwünscht und wird (mit Anerkennung) belohnt.
  5. Richten Sie in Ihrer Organisation „Kreativ-Inseln“ ein, wo sich zum Beispiel Ihre High-Potentials als Unternehmer betätigen können. „Start-Ups“ generieren oft großartige Ideen und Business-Modelle.
  6. Stampfen Sie Ihr betriebliches Vorschlagswesen ein. Installieren Sie stattdessen ein „Unternehmer-Budget“. Stellen Sie Ihren Mitarbeiter ohne große Bürokratie Geld zum Ausfeilen, Austesten und Umsetzen neuer Ideen zur Verfügung – zum Beispiel 2.500 Euro. Und wenn die Mitarbeiter ihre individuellen Budgets zusammenlegen? Dann können sie auch größere Ideen realisieren.
  7. Puschen Sie Ihr Management permanent, sich über die künftigen Entwicklungen in Ihrem Markt und im Unternehmensumfeld Gedanken zu machen. Haken Sie in Meetings nicht nur die Agenda ab, sondern fragen Sie zum Beispiel auch mal: Was bedeutet diese technologische Entwicklung für uns? Wie könnte sie weiter gehen? Welche Chancen sowie Gefährdungen ergeben sich hieraus für uns? Nehmen Sie sich Zeit für solche Gespräche. Und laden Sie zuweilen Quer- und Vordenker aus anderen Branchen und Wissensgebieten hierzu ein.
  8. Stellen Sie sicher, dass Sie ausreichend Männer und Frauen um sich haben, die Trendsetter sind oder über Trendscoutfähigkeiten verfügen. Regelmäßige Workshops mit diesen Menschen und Ihrem Management helfen Ihnen, Marktentwicklungen und Technologiesprünge zu antizipieren.
  9. Stellen Sie Mitarbeiter ohne klare Funktion ein. Bitten Sie diese Mitarbeiter, sich umzuschauen und nach sechs oder zwölf Monaten mit einer Idee für ein neues Geschäfts- oder Businessmodell zurückzukommen.

 

Sie sehen: Es gibt viele Möglichkeiten, die Innovationskraft von Unternehmen zu erhöhen. Entscheidend ist Ihr Wille, einen solchen Geist und eine solche Kultur in Ihrem Unternehmen zu schaffen.

Dr. Georg Kraus

Zum Autor: Dr. Georg Kraus ist geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal. Der diplomierte Wirtschaftsingenieur ist Autor des „Change Management Handbuch“ und zahlreicher Projektmanagement-Bücher. Seit 1994 ist er zudem Lehrbeauftragter an der Universität Karlsruhe, der IAE in Aix-en-provence und der technischen Universität Clausthal.

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