Jobsuche via SOCIAL MEDIA – Die DOs und DON’Ts

Karriere-Expertin Sophie de Lorenzo von der International University of Monaco gibt wertvolle Tipps rund um die Selbstvermarktung im Internet

Soziale Netzwerke gewinnen auch für die Arbeitsplatzsuche zunehmend an Bedeutung. Online-Medien wie Linkedin, Xing, Smallworld, Twitter, Facebook, Youtube und diverse Blogs haben neben dem Privatleben auch die Geschäftswelt verändert und in Bezug auf die Strategie der Stellenrecherche entscheidende neue Möglichkeiten mit sich gebracht.


Der enorme Zuwachs privater und berufsbezogener Netzwerke macht ein klares „Personal Branding“ erforderlich. Doch wie sieht ein derartiges Personal Branding aus und wie können jene Netzwerke wirklich sinnvoll genutzt werden?

Einer kürzlich von Harris Interactive veröffentlichten Studie zufolge nutzen 45% der Arbeitgeber Social Media bei der Suche nach potentiellen Arbeitnehmern. 35% der Arbeitgeber haben sich auch schon einmal aufgrund von in sozialen Netzwerken aufgespürten Informationen gegen einen Kandidaten entschieden. Der gewinnbringende Einsatz von sozialen Netzwerken für die Stellensuche verlangt somit zum einen die Entwicklung einer Online-Strategie, und zum anderen die Beachtung elementarer, aber äußerst wichtiger Regeln:



1. Betrachte dich selbst als „nachhaltige Marke” und entwickele diese langfristig

Jobsuchende sollten ihr Profil als Produkt für den Jobmarkt verstehen und genaue Kenntnis über das Zielobjekt (Unternehmen, Position) besitzen. Traditionell sind die Rollen von Arbeitgeber und potentiellem Kandidaten klar definiert: Der Kandidat sucht interessante Berufsmöglichkeiten und offene Stellen und passt seine ‚Selbstvermarktungsstrategie‘ mittels Lebenslauf, Motivationsschreiben und Referenzen an die Bedürfnisse des Arbeitsgebers an. Soziale Netzwerke hingegen bauen auf dem Gemeinschaftsprinzip auf, so dass jeder potentiell sowohl Arbeitgeber, Kandidat, Anbieter oder auch Kunde ist.


Es geht nicht nur darum, Fähigkeiten darzulegen, sondern vielmehr darum, sie auf interessante Weise zu kommunizieren:

  • Achte besonders auf die Keywords in deinem Profil
  • Integriere Empfehlungen relevanter Personen auf Linkedin oder Xing
  • Stelle ein kurzes Video über dich für berufliche Zwecke auf Youtube und frage Freunde oder enge   Arbeitskollegen nach ihrer Meinung dazu

Es geht nicht lediglich darum, Bewerbungen zu versenden, sondern, sich als Experte eines bestimmten Gebiets zu positionieren:

  • Blogs oder Diskussionsgruppen auf Linkedin oder Xing bieten eine gute Möglichkeit, deine Expertise zu demonstrieren. Sei zunächst Content-Lieferant bevor du dich bewirbst – ändere deine Marketingstrategie von „Push” zu „Pull”.

Es geht darum, einen Personalchef über sich und seine Fähigkeiten zu informieren und auffindbar zu sein:

  • Die Kombination aus Mobile und Social Media (z.B. mithilfe von „Tags” auf Videos) ermöglicht einen direkten und schnellen Zugang zu Detailinformationen und demonstriert gleichzeitig den problemlosen Umgang und die Anpassung an ein sich ständig weiterentwickelndes technisches Umfeld.

2. Die strategische Planung der persönlichen Online-Marke

Ungeordnete und unklare Mitteilungen verwischen die Identität einer Marke. Im Social Media Bereich ist der Aufbau einer Marke deshalb erschwert, da diese Netzwerke von Spontaneität und schnellen kurzen Antworten leben und jede schriftliche Kommunikation bleibend ist.

In berufsorientierten Netzwerken und Diskussionsgruppen ist es ratsam, sich als „freundlicher Experte“ zu präsentieren, der Inhalte liefert und qualifizierte Antworten gibt. Vorsicht mit starker Kritik. Antworten sollten sich auf Fakten und nicht auf Gefühle stützen. In einem zweiten Schritt können Interessenten zu einem Offline-Gespräch eingeladen werden.

Auf Facebook oder in anderen privaten Netzwerken hingegen ist es erlaubt, spontaner zu sein, klare Meinungen zu vertreten und auch über Gefühle zu reden.

3. Kombiniere traditionelle und digitale Netzwerkstrategien

Diverse Studien haben ergeben, dass 80% aller Jobs über Netzwerke vergeben werden – sowohl vor als auch nach dem Aufkommen des Web 2.0. Soziale Netzwerke erhöhen Geschwindigkeit und Zugangsmöglichkeiten. Professionelle E-Networking-Plattformen wie Linkedin oder Xing bieten hervorragende Möglichkeiten, Netzwerke zu erweitern und sich über neue Jobmöglichkeiten zu informieren.

  • Lade systematisch alle Leute, die du kennst bzw. kennen lernst in dein Netzwerk ein und überprüfe, welche gemeinsamen Kontakte ihr habt und welche interessanten Profile der neue Kontakt besitzt: Wenn du fünf neue Geschäftskontakte pro Woche knüpfst, bedeutet das potentiell mehr als 20 neue Kontakte für dein Netzwerk.
  • Trete in direkten Kontakt: Du kannst einer Person, die du noch nie getroffen hast, eine Nachricht schreiben, aber frage nie direkt nach einem Job. Die Basis des Netzwerkens, im Web wie im realen Alltag, sollte die Entwicklung einer Win-Win-Situation sein. Frage nach einem Rat oder nach einer Expertenmeinung, aber niemals nach einem Job.
  • Überprüfe regelmäßig, wer dein Profil angeschaut hat und lade Leute ein, die interessant für dich sein könnten.

Die Qualität des Netzwerkes ist wichtig, jedoch auch die Quantität ist von fundamentalem Wert in sozialen Netzwerken.

  • Je mehr Kontakte du auf Linkedin oder Xing hast, desto einfacher wirst du gefunden.
  • Um erfolgreich Stellensuche über Twitter zu betreiben, müssen bereits Hunderte wenn nicht Tausende deine Tweeds verfolgen.

Eine Social-Media-Strategie zu besitzen, ist für international orientierte Jobsuchende enorm wichtig, es sollte aber trotzdem nicht gänzlich auf die bewährten traditionellen Angebote wie Ausschreibungen oder Jobmessen verzichtet werden.

Über die Autorin:
Sophie de Lorenzo, Direktorin des Office of Career Services & Corporate Relations an der International University of Monaco, arbeitete mehrere Jahre als Personalvermittlerin bei Korn Ferry International, einem der weltweit führenden Unternehmen im Bereich Executive Search und Coaching. Sophie de Lorenzo hat einen Master in Wirtschaft und Finanzen (Sciences-Po Paris) und einen Master in Arbeitspsychologie und Personalentwicklung.

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