Viele Bauunternehmen, die in Katar mit den Vorbereitungen der Fußballweltmeisterschaft 2022 beauftragt sind, verletzen systematisch die Rechte von Arbeitsmigranten. Der neue Amnesty-Bericht dokumentiert anhand zahlreicher Beispiele ein alarmierendes Ausmaß an Ausbeutung bis hin zu Zwangsarbeit.
„Viele Arbeiter erhalten oft monatelang keinen Lohn und werden trotzdem zur Arbeit gezwungen, indem man ihnen mit einem kompletten Lohnausfall oder der Abschiebung droht“, sagt Regina Spöttl, Katar-Expertin von Amnesty International in Deutschland.
Der Bericht beschreibt außerdem, wie die schlechten Arbeits- und Wohnbedingungen Leben und Gesundheit der Arbeiter gefährden. „Auf vielen Baustellen werden ihnen keine Schutzhelme oder nicht genügend Trinkwasser zur Verfügung gestellt. Sie werden in überfüllten Unterkünften untergebracht, wo es zum Teil weder Strom noch fließendes Wasser und sanitäre Anlagen gibt.“ Die Zuliefererfirma eines Bauprojekts für das WM-Hauptquartier der FIFA zwang ihre Arbeiter, an sieben Tagen pro Woche bis zu zwölf Stunden täglich zu arbeiten – auch in den extrem heißen Sommermonaten.
„Ein großes Problem ist das sogenannte Sponsorengesetz von 2009, das ausländische Arbeiter dazu verpflichtet, die Genehmigung ihres Arbeitgebers einzuholen, wenn sie diesen wechseln oder Katar verlassen möchten“, sagt Regina Spöttl. „Die Unternehmer nutzen dieses Gesetz, um ihre Arbeiter unter Druck zu setzen.“ In einem Fall beobachteten Amnesty-Mitarbeiter, wie elf Männer erpresst wurden, im Beisein von Regierungsbeamten fälschlich ihren Lohnerhalt zu quittieren, damit sie ihren Pass zurückbekamen.
„Der Bericht macht deutlich, dass die vorhandenen Gesetze zum Schutz von Arbeitsmigranten in Katar dringend erweitert werden müssen. Auch hat es die Regierung versäumt, Verstöße gegen die existierenden arbeitsrechtlichen Bestimmungen konsequent aufzudecken und zu ahnden“, sagt Regina Spöttl. „Die Regierung, aber auch die FIFA und die WM-Organisatoren müssen schon jetzt den Ausbau von Sportstätten und Infrastruktur zum Anlass nehmen, weitere Menschenrechtsverletzungen zu verhindern.“