Der Kapitän geht von Bord. Über kein Thema wurde in den letzten Tagen so viel gesprochen, diskutiert und berichtet wie über den Fall Hoeneß. Es gibt ganz viele Facetten und dementsprechend genauso viele Betrachtungsweisen. Hoeneß war ein Mensch, der schon immer polarisiert hat und sich dadurch nicht immer Freunde gemacht hat. Da stehen auf der einen Seite vollkommen fassungslose Fans, die wohl geglaubt haben, dass es irgendwie doch noch gut ausgeht für ihren Uli. Dem gegenüber stehen diejenigen, die ihn noch nie leiden konnten und sich freuen, dass er seine gerechte Strafe bekommt. Also, doch nicht so ein Saubermann. Doch nicht so perfekt. Das gefällt vielen Menschen, deren eigenes Lebenswerk dann nicht ganz so klein aussieht, gegen das, was ein Hoeneß geleistet hat. Aber das soll gar nicht unser Thema sein.
Es gibt einen ganz interessanten Aspekt bei der Geschichte, der für uns als Investoren viel interessanter ist…
Keine Steuern ohne Gewinne
Natürlich ist das spannende an diesem Fall die Person Hoeneß. Gerade durch sein Auftreten in der Öffentlichkeit und seine Positionierung als jemand, der dem Land Gutes tun möchte und mit seiner Meinung eben auch immer gefragt war, war es eine Bombe, die dort geplatzt ist.
Für uns gibt es in diesem Fall aber natürlich auch einen Aspekt, der so gut wie gar nicht in der Öffentlichkeit betrachtet wurde. Und das ist eben genauso typisch, wie die Freude über den tiefen Fall des Uli Hoeneß.
Wir sprechen hier über eine Steuerschuld von ca. 28 Millionen Euro. Das ist nur die Steuerschuld. Man muss also davon ausgehen, dass wir hier von einem Gewinn von ca. 100 Millionen Euro sprechen.
100 Millionen Euro Gewinn!
100 Millionen Euro Gewinn. Das wird nicht diskutiert. Das scheint normal zu sein. Für jeden Sparer, der sein Geld zur Bank trägt und 0,9 % Zinsen bekommt, muss das doch ein Schlag ins Gesicht sein.
Da gibt es jemanden, der an der Börse 100 Millionen Euro Gewinn macht, und keiner fragt, wie das geht?
Auch das ist typisch: „Das ist Börse, das ist alles böse und die Möglichkeiten, die ein Uli Hoeneß hat, hat ja der Durchschnittsbürger nicht.“
Ach ja? Ist das so? Wie wollen wir das denn wissen, wenn noch nicht einmal danach gefragt wird, wie es denn gemacht wurde?
Klar hat Hoeneß sein Investment nicht mit 3.000 € gestartet, wie unsere „Proffes Newcomer“-Leser und er hat auch sicherlich einige Dinge getan, die wir als Trendfolger so nicht tun würden. Aber es hat funktioniert.
In einem Land, in dem fast jeder zusammenzuckt, wenn über Börse und Aktien gesprochen wird, interessiert es niemanden, wenn jemand 100 Millionen an der Börse verdient. Das ist doch komisch, oder?
Sie sind da anders
Sie als Leser der „Proffe News“ sind da anders. Sie beschäftigen sich mit der Materie und lassen sich die Chance nicht nehmen, vom Aktienmarkt zu profitieren.
Auch wenn es möglicherweise nicht in diesen Größenordnungen ist, weil Ihr Einstiegskapital kleiner ist, so ist es dennoch möglich, langfristig ein Vermögen aufzubauen (auch, wenn man es versteuern muss).
Bleiben wir einen Moment an der Börse und holen uns den Fußball dazu.
Haben wir doch schon, sagen Sie nun? Nein, haben wir nicht, die Geschichte von oben hat noch nichts mit Fußball zu tun.
Das wird in der Öffentlichkeit natürlich schön in einen Topf geworfen und wenn Uli Hoeneß nicht der Präsident von Bayern München gewesen wäre, wäre der Fall wahrscheinlich so vertraulich behandelt worden, wie die anderen 26.000 Selbstanzeigen in 2013. Ja, so viele sind das wirklich.
Aber wo wir das Thema doch so schön verknüpft haben, werfen wir einen Blick auf den einzigen deutschen Fußballverein, der an der Börse notiert ist.
Borussia Dortmund – der einzige börsennotierte Fußballverein Deutschlands
Am 31.Oktober 2000 ging der Verein an die Börse. Mit damals 11 Euro (21.51 DM) startete der Club in sein Börsenabenteuer. Gleich am ersten Tag gab die Aktie einiges ab und notierte bei 9,90 Euro.
Ein Jahr später musste der Verein einen Verlust in Höhe von -9 Millionen Euro ausweisen.
Dass dieser Verlust nicht im Zusammenhang mit dem sportlichen Erfolg zu sehen ist, zeigte der Club im Mai 2002. Die Borussia wurde Deutscher Fußballmeister. Am Ende des Meisterjahres wurde sogar ein knapper Gewinn ausgewiesen. 700.000 Euro standen als Gewinn in den Büchern.
Auch 2003 konnte noch ein ordentlicher Überschuss erzielt werden. Bei einem Umsatz von 129,1 Millionen Euro wurde ein Gewinn von 3,3 Millionen Euro erzielt.
Dann im Jahr danach der Schock
2004 summierte sich der Jahresfehlbetrag auf 67,5 Millionen Euro. Am 17. Februar 2005 musste der Verein in einer ad hoc Meldung erklären, dass er in einer existenzbedrohenden Ertrags- und Finanzsituation steckt.
In dieser Saison erreichte der BVB den 7. Platz. Es folgten Umstrukturierungen und ein Umdenken im Verein. Es wurden nicht mehr teure, gut bezahlte Spieler gekauft, sondern auf der einen Seite auf die eigene Jugend gesetzt, auf der anderen Seite nach günstigen guten Spielern Ausschau gehalten, die in nicht so starken ausländischen Ligen spielten.
Sportlich gesehen ging es naturgemäß erst einmal bergab. In 2007/8 belegte der BVB den sportlich schlechtesten Platz seit 20 Jahren. In der Saison darauf, also 2008/9, folgte der wohl größte Glücksgriff der früheren Vereinsgeschichte. Mit dem Trainer Jürgen Klopp kam die Wende.
Der Glücksgriff Jürgen Klopp
Im ersten Jahr des Trainers belegte der Verein Platz 6 im Jahr darauf Platz 5 und wurde dann sensationell zweimal nacheinander Deutscher Meister.
Eine unglaubliche sportliche Bilanz. Aus der Fast-Insolvenz zum zweifachen Deutschen Meister. Das sportliche Sahnehäubchen war dann sicherlich die Teilnahme am Champions League Finale gegen Bayern München, wo man nur ganz knapp unterlag.
Die Aktie spiegelt die Geschichte wider
Beim Anstieg in 2010, den die Aktie im Meisterschaftsjahr nach der Beinahe-Pleite gemacht hat, folgte eine kleine Konsolidierung. Trotz des zweiten Titel in Folge, notierte die Aktie damals etwas leichter. Seitdem steigt der Wert allerdings.
Dies ist wohl auch der guten und soliden Arbeit aller Dortmunder Beteiligten zu verdanken.
Wir sind gespannt, wie sich die Aktie weiter entwickeln wird.
Die Geschichte von Borussia Dortmund in Chartform
Dortmund ist nicht der einzige Fußballverein an der Börse. Ob ein Investment in Fußballvereine generell eine gute Idee ist, und wie es den andern börsennotierten Fußballvereinen im europäischen Ausland so ergangen ist, wollen wir uns in einer der nächsten Ausgaben der „Proffe News“ anschauen.
Eine gute Idee ist sicherlich ein Investment in die Kaufhauskette Macy’s. Warum das so ist und in welchen Wert Sie ebenfalls investieren können, sehen Sie in meinem aktuellen Interview beim Deutschen Anleger Fernsehen.