Finanz-Eliten werden ruppig: Jetzt kämpft jeder gegen jeden

EHot-Finanz-Newsin französischer EZB-Direktor plaudert bei einem vertraulichen Dinner mit Spekulanten über die nächsten Schritte der EZB-Politik. Der griechische Finanzminister macht bei den Treffen mit seinen Kollegen heimliche Tonband-Aufnahmen. Wenn man die Verrohung der Sitten zum Maßstab nimmt, erscheint der schöne Elfenbeinturm der globalen Finanz-Eliten als morsches Gemäuer – mit akuter Einsturzgefahr.

Der Verfall der Sitten ist immer ein Vorbote für eine markante Krise:Systeme, die gewohnt sind, alles zu beherrschen, leisten sich in ihrem End-Stadium meist banale Fehler. An den Fehlern kann man jedoch den Grad der Nervosität ablesen. Wenn jeder gegen jeden kämpft, ist das Ende nicht mehr fern. Misstrauen und Missgunst sind sichere Indikatoren, dass die Sache außer Kontrolle gerät. Das Problem der hyper-globalisierten Finanz-Wirtschaft: Sie hat sich überschätzt. Und nun knirscht es so laut im Gebälk, dass die Risse trotz aller Nibelungentreue nicht mehr zu übersehen sind.

Zwei Ereignisse markieren diesen Zustand des Verfalls: Am späten Montagabend gab EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré in London vor geladenen Gästen – es war eine ausgewählte Gruppe von Investmentbankern und Hedgefonds-Managern – die Information bekannt, dass die EZB die Aufkäufe von Staatsanleihen bereits in diesem und im kommenden Monat ausweiten werde. Dadurch hatten die anwesenden Hedgefonds-Manager einen Informationsvorsprung von 14 Stunden, bevor Coeuré am darauffolgenden Dienstagmorgen der Öffentlichkeit offiziell erklärte, dass die EZB vorhat, wegen der Sommermonate und der deshalb schwächeren Handelsumsätze Teile der monatlichen 60 Milliarden-schweren Staatsanleihenkäufe auf Mai und Juni vorzuziehen.

Die anwesenden Hedgefonds hatten also 14 Stunden Zeit, um gegen den Euro zu wetten. Der stürzte auch prompt nach der offiziellen Bekanntgabe ab. Wer immer an dem Spiel mitgemacht hat, konnte erheblichen Profit machen und war im Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten. Bloomberg illustriert die Bewegungen sehr anschaulich.

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