Sobald die Zinsen wieder steigen, droht vielen deutschen Banken die technische Insolvenz. Vor allem Immobilienkredite werden oft zu langfristig und mit zu geringen Margen vergeben. Die EZB sorgt mit ihren Anleihekäufen zudem für Unruhe auf dem Bond-Markt, was die Zinssicherungskosten für Banken verteuert. Besonders irritierend: Statt die Investoren über die neue Strategie zu benachrichtigen, gab die EZB Hedgefonds-Managern einen Informationsvorsprung von 14 Stunden.
Die Solvenz vieler Banken gerät durch die Niedrigzinspolitik zunehmend in Gefahr. Zuspitzen könnte sich die Situation am deutschen Immobilienfinanzierungsmarkt. Die Niedrigzinsen sorgen für einen enormen Anstieg bei Krediten für den Wohnungsbau: Allein im März gab es einen Plus von 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das gab die Bundesbank bekannt.
„Das ergibt eine hochtoxische Situation auf den Märkten“, so Kapitalmarkt- und Hypothekar-Kreditexperte Hans-Joachim Dübel. Denn sobald die Zinsen wieder steigen wird es gefährlich: Das Risiko hierfür tragen in Deutschland die Banken und nicht der Kapitalmarkt. Denn die Banken verwenden trotz stark steigender Zinsbindungen – im Durchschnitt nach Daten der Hypoport AG inzwischen 14,5 Jahre – kaum langfristigen Refinanzierungsinstrumente, wie Pfandbriefe oder sogenannte Mortgage-backed Securities (Verbriefungen) oder auch langfristige Zinsswaps.
Und aufgrund der Nullzinsgrenze bei Einlagen, den aktuellen Niedrigzinsen bei Krediten – die Bundesbank gibt für März das Hypozinsniveau mit Bindungen über 10 Jahre mit 1,91% an – und den laufenden Verwaltungskosten, können die Banken auch keinen Risikopuffer über eine entsprechende Kreditmarge aufbauen. Sobald die Zinsen wieder steigen, sinken zudem tendenziell die Hauspreise.
Damit geraten die Banken bei Zinssteigerungen von zwei Seiten unter Druck, durch den Wertverfall der Kredite beziehungsweise der Verteuerung ihrer Refinanzierung, und durch den Wertverfall der die Kredite sichernden Immobilien, so Dübel. Zu den Dimensionen: Das Hypotheken-Kreditgeschäft macht insbesondere bei Regionalbanken wie Sparkassen und Genossenschaftsbanken in der Regel 30 bis 40% der Bilanzsumme aus.