Zwei-Klassen-Internet könnte bald Realität werden

28d3feab6a2f69ac73c8f284_1920Ende der Netzneutralität würde vor allem private Internetnutzer und Startups treffen

Die EU-Institutionen sind wieder einmal am besten Weg sich den Ärger der Bürger einzuhandeln. Telekomkonzerne dürfen ab 2017 bei kurzen Urlaubsaufenthalten nur noch ein geringeres Körberlgeld für Telefonieren und Surfen im EU-Ausland kassieren. Im Abtausch dafür, könnten sie aber zukünftig vorreservierte Bandbreiten an sogenannte “Spezialdienste“ verkaufen – natürlich gegen ein entsprechendes Entgelt. Aufgrund der bis dato schwammigen Formulierung der Regelung befürchten IT-Experten, dass es sich bei diesem Kuhhandel um die Einführung des Zwei-Klassen-Internets durch die Hintertür handelt. Denn es bleibt offen, was alles unter “Spezialdienste“ fällt. Die Fachgruppe UBIT Wien fordert jedenfalls ganz klare Einschränkungen der Spezialdienste auf Tele-Medizin und sonstige Notfalldienste.

„Was nicht passieren darf, ist, dass nur noch jene Leitungskapazitäten für den Normalbürger oder kleine Unternehmen übrig bleiben, die nicht teuer verkauft werden können. Das wäre das Ende des offenen Netzes und der Informationsfreiheit. Denn eine Netzneutralität mit Ausnahmen ist eigentlich schon ein Widerspruch in sich“, sagt Martin Puaschitz, Obmann der Fachgruppe Wien Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT).

Kleine Anbieter müssen auch noch eine Chance haben Wem diese Regelung nutzten könnte, liegt auf der Hand. Einerseits stellen die “Spezialdienste“ eine neue Einnahmequelle für Telekomkonzerne dar. Andererseits können sich die großen, finanzstarken Anbieter von Internetdienstleistungen bequem schnellere Verbindungen kaufen und damit kleinere Anbieter quasi aus dem Netz drängen. Kleinen, innovativen Startups wird es auf diesem Weg schwer gemacht, sich im Netz zu behaupten. Dass dann der Endkonsument die Kosten für die Bevorzugung der “Spezialdienste“ bezahlen wird, versteht sich natürlich von selbst.

Ein bisschen Netzneutralität geht nicht „Für private Internetnutzer und Startups wäre so offenbar das Ende der Netzneutralität gekommen. Es ist ein Skandal, dass Europa den Verdienstmöglichkeiten von Großkonzernen mehr Bedeutung beimisst als dem freien Informationstransfer“, ärgert sich Puaschitz. „Wir fordern daher weitere Verhandlungen, bis klargestellt ist, welche Kriterien “Spezialdienste“ tatsächlich erfüllen müssen. Die jetzigen Regelungen sind viel zu schwammig und es ist zu befürchten, dass die Telekomkonzerne jeden sich bietenden Spielraum zum eigenen Vorteil ausnutzten werden.“ USA bekennen sich zu Netzneutralität Das es auch anders geht, zeigen die USA vor. Die amerikanische Regulierungsbehörde FCC hat die Netzneutralität zuletzt bestätigt. Die in der Praxis dann geringeren Leitungskapazitäten in Europa könnten die Kommunikation und den Informationsfluss über die europäischen Grenzen hinaus massiv behindern und infolge die EU-Wirtschaft weiter schwächen.

Über die Fachgruppe UBIT Wien

Die Fachgruppe UBIT Wien ist im Bereich der Wirtschaftskammer die Standesvertretung der Wiener Unternehmensberater, Buchhalter und IT-Dienstleister. Mit rund 20.000 Mitgliedern zählt sie zu den größten Fachgruppen Österreichs. Als Servicestelle und Informationsnetzwerk bietet die Fachgruppe ihren Mitgliedern regelmäßig branchenspezifische Informationsveranstaltungen und Weiterbildungsseminare.

Das rasche Wachstum der Fachgruppe UBIT Wien spiegelt einerseits die zunehmende Bedeutung jeder einzelnen UBIT-Berufsgruppe wider, andererseits ist es auch Ausdruck des Strukturwandels bei den Unternehmen: Rund 70 % der UBIT-Mitglieder arbeiten als Ein-Personenunternehmen und fast die Hälfte der Unternehmen ist in den letzten fünf Jahren gegründet worden. Die UBIT-Mitglieder sind zudem bereits für rund 15 Prozent der Wiener Wirtschaftsleistung verantwortlich.

Die Dienstleistungen und Beratungstätigkeiten der UBIT-Mitglieder bilden eine wichtige Basis für die Sicherung und Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandorts Wien.

 

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