- Das Wachstumsmomentum der Schwellenländer ist seit mehr als einem Jahr positiv und hat sich in den vergangenen Wochen noch beschleunigt.
- Vor allem deshalb konnte die jüngste Nervosität hiesiger Finanzmärkte aufgrund einer möglichen schnelleren Straffung der Geldpolitik in den USA und Europa den Schwellenländern nur relativ wenig anhaben.
- Gleichzeitig ziehen Schwellenländeraktien weiter neues Kapital an, und ihre Outperformance gegenüber Aktien aus entwickelten Märkten nahm weiter zu.
Das Wachstumsmomentum der Schwellenländer ist seit Juni vergangenen Jahres positiv. Seither haben sich die wichtigsten zyklischen Daten der zwanzig größten Emerging Markets verbessert. Zunächst waren es fast nur exportbezogene Daten, die anzogen. Rohstoffexportierende Länder haben am meisten von höheren Investitionen am chinesischen Häusermarkt und in Infrastruktur profitiert. Gegen Ende 2016 war der breite globale Handelsaufschwung der Haupttreiber des Wachstums in den Schwellenländern. Seit diesem Frühjahr haben wir dann in fast allen Schwellenländern zusätzlich eine klare Verbesserung der heimischen Nachfrage erlebt. Das liegt daran, dass wir zum ersten Mal seit sechs Jahren ein solides Kreditwachstum sehen, das im Wesentlichen durch Kapitalzuflüsse in die Region getrieben wird. Insgesamt ist die Erholung des Wirtschaftswachstums in den Emerging Markets auch breit fundiert: Exporte, Investitionen und heimischer privater Konsum tragen alle dazu bei. Das ist der Hauptgrund für das aktuell positivere Risikosentiment gegenüber den Schwellenländern.
Dies hat sich auch in der letzten Juniwoche und in den ersten beiden Juliwochen gezeigt, als die Anleiherenditen
in Europa und den USA gestiegen sind, was jedoch nur vergleichsweise geringen Einfluss auf die Anleihemärkte in den Schwellenländern hatte. Das ist eine absolut bemerkenswerte Tatsache, wenn man die starken Zuflüsse in Schwellenländeranleihefonds in den vergangenen beiden Jahren bedenkt sowie die Tatsache, dass diese Produkte traditionell anfällig auf die Zinsentwicklung in den entwickelten Märkten reagieren. Mit Blick auf die aktuellsten zyklischen Daten Chinas und die Kreditsituation in den übrigen Schwellenländern können wir davon ausgehen, dass sich die Erholung des dortigen Wirtschaftswachstums in den kommenden Monaten fortsetzt. Das heißt auch, dass das Risiko großer Abflüsse aus Schwellenländerfonds voraussichtlich kontrollierbar bleibt – selbst dann, wenn die Zinsen in den USA und in Europa weiter steigen.
In diesem Umfeld stabilen Wachstums in den Schwellenländern und des Aufwärtsdrucks auf Zinsen in den entwickelten Märkten sind vor allem Aktien aus den Emerging Markets attraktiv. Denn sie profitieren stärker als Anleihen vom an Fahrt gewinnenden Wirtschaftswachstum und sind weniger anfällig für Zinsänderungen in Europa und den USA. Zudem ist der Bewertungsabschlag von Schwellenländeraktien gegenüber ihren Pendants aus den entwickelten Märkten fast so groß wie zuletzt im Jahr 2008.