Kaum eine Präsentation in Deutschland kommt ohne es aus: PowerPoint.
Ob Finanzströme, technische Ideen, oder das Fortpflanzungsverhalten der Waldameisen, alles wird in einem bunten Foliensalat einem meist halb weggedämmerten Publikum vorgestellt.
An der Wand blättern dynamisch die PowerPoint-Folien, zoomen und bewegen sich. Ein adretter schwarzer Pfeil surrt von links ins Bild, von oben fällt eine Beschriftung herab, bremst neben der Pfeilspitze. Der Redner wiederholt noch einmal, was jeder schon längst selbst gelesen hat. Betreutes Lesen bei gleichzeitiger Anwesenheitspflicht!
Kaum ein Professor an Universitäten wagt ohne PowerPoint aufzutauchen Vorgesetzte verpflichten Ihre Mitarbeiter PowerPoint zu benutzen. In zahlreichen Ländern (Deutschland, Schweiz, Belgien, Kroatien u.a.) werden Schüler und Studenten mit Noten-Punktabzug bestraft, wenn Sie ohne PowerPoint präsentieren.
Es gibt einen Grundsatz, den fast jeder unterschreiben würde, gegen den aber PowerPoint vom Prinzip verstösst. Vorträge sollen spannend und emotional sein. Wenn ich aber alles vor mir habe, was der Redner mir dann noch einmal brav vorbetet, kann keine Spannung mehr aufkommen.
Es geht aber auch ohne PowerPoint. Es braucht nur Mut und ein paar frische Rhetorik Ideen. Lassen Sie mich Ihnen einige Tipps geben, wie Sie wesentlich mehr Wirkung bei Ihrem Publikum erzielen können.
Völlig frei, ohne PowerPoint sprechen
Stellen Sie sich einen Redner vor, der bei einem Finanzsymposium einen Vortrag über einen Finanzanlage halten soll. Ohne jegliche Unterstützung von PowerPoint spricht er frei: „Wir haben einen Risikoschutz, der in dieser Finanzanlage integriert ist. Der erkennt, ob der Markt sich dreht und automatisch wird eine Versicherung gegen Verlust abgeschlossen. Der erkennt wieviel er sich bewegt und erhöht dementsprechend den versicherten Verlustbetrag.“
So spricht ein normaler Mensch, so hört man auch gerne zu. Jetzt gilt aber PowerPoint-Pflicht. Also bastelt er eine Folie. Überschrift: „Absicherungs–Steuerungskriterien der Finanzanlage“. Aufzählungspunkt darunter: „Notwendigkeitserkennung einer Risikoversicherung bei nicht günstiger Marktentwicklung„. Nächster Aufzählungspunkt: „Verlustbetragserhöhung durch Erkennen der Amplitude des negativ Marktgeschehens„.
Jetzt benutzt er die Folie als Stichwortzettel, notgedrungen wandert dieser Akademikersatz in sein Kurzzeitgedächtnis und seine ansonsten lebendige Sprache nähert sich dieser Katastrophenformulierung an. Es wird Super-anstrengend!
Tipp für Sie: Benutzen Sie in zwei Drittel aller Fälle gar keine Folie mehr. Denn wenn der Text noch einmal für alle sichtbar eingeblendet wird, geht die Wirkung der Botschaft immer in den Keller. Stichwortkarten als Erinnerungsstütze genügen völlig.
Mit dem Flipchart bewegen Sie Ihre Zuhörer
Sie können Balkendiagramme, Schemazeichnungen, Kern-Worte, Ziffern… alles auf das Flipchart zeichnen. Das kommt immer besser als PowerPoint. Es gibt zwei Gründe:
Erstens: Wenn Sie sich nicht selbst bewegen (am Flipchart), bewegen Sie auch ihr Publikum nicht. PowerPoint lässt Sie als starre Puppe neben dem Bildschirm erscheinen. Die einzige Bewegung ist das Drücken Ihrer Fernbedienung.
Zweitens: Es ist der Akt des Erschaffens, in dem die Wirkung liegt, nicht im fertigen Ergebnis. Gemeint ist aber das Erschaffen durch einen echten Menschen aus Fleisch und Blut, nicht durch Bits und Bytes auf einer Leinwand. Bei PowerPoint wird nichts erschaffen.
Mit Zeichnungen auf dem Block bewegen Sie auch Ihre Finanz-Kunden
Das gilt übrigens auch für Finanzdienstleister, die im Einzelgespräch versuchen einen Kunden von Ihrer Finanzdienstleistung zu überzeugen. Wenn Sie einen fertigen Hochglanzprospekt als Verkaufsunterstützung vorlegen, dann ist der Kunde von den vielen sichtbaren Information heillos überfordert. Wenn man eine Augenkamera an den Kunden anschliessen würde, dann würde man bemerken, dass seine Augen wild zwischen den einzelnen Elementen auf dem Prospekt hin und her springen. Aufmerksamkeit wird dividiert, anstatt fokussiert.
Wenn Sie aber alles auf einem leeren Blatt Papier entwickeln, dann folgt er Ihnen nicht nur aufmerksamer, er versteht auch viel schneller. Und wenn jemand etwas auf Anhieb versteht, hat er Tendenz, es auch machen zu wollen.
Wenn Folien, dann wie? Machens Sie es wie Steve Jobs
Sie können nicht mehr ohne PowerPoint? Dann gestalten Sie es, so wie es uns vormals Steve Jobs modellhaft vorgemacht hat.
Steve Jobs hat völlig entschlackte Folien gezeigt. Da war keine Überschrift, keine Quellenangabe, kein Logo… nur beispielsweise das einsame Foto eines I-Pods oder eine Ziffer, die Flächendeckend den Bildschirm füllte.
Dieses Foto liess er nur so lange angeknipst, wie er sprachlich darauf Bezug nahm. Danach wurde die Folie ausgeknipst, Steve Jobs stand wieder als alleiniger Energieträger auf der Bühne und brillierte nur mit seiner Rhetorik.
Deshalb schalten Sie sogenannte Schwarzfolien zwischen jeder Ihrer Normalfolien. Bei einer Schwarzfolie wird beim Weiterklicken der Beamer ausgeschaltet. Sie sollten eine Folie nur ca. drei Sekunden angeknipst lassen. Danach sollen wieder nur Sie die Hauptattraktion sein. Denn Menschen überzeugen Menschen, und nicht technische Hilfsmittel.
Buch:
Die Beispiele sind aus: „Präsentieren Sie noch, oder faszinieren Sie schon. Abschied vom betreuten Lesen.“
Wie Sie Menschen durch das An-Triggern von Gefühlen auf Ihre Seite ziehen.
Preis 24.90 Euro
Zum Autor
Matthias Pöhm coacht Spitzenleute aus Politik und Wirtschaft für deren öffentliche Auftritte und veranstaltet das „teuerste Rhetorik-Seminars Europas“ (FAZ), wo die Teilnehmer vor 120 Menschen als bestelltem Publikum reden müssen. Er ist begehrter Speaker bei Gross-Veranstaltungen. Viel Medienecho erzeugte er, als er die weltweit operierende „Anti-PowerPoint-Partei“ gründete.
Pöhm gilt als einer der besten Rhetoriktrainer im deutschsprachigen Raum.
Rhetorik-Seminare mit M. Pöhm: Termine und Beschreibung
www.rhetorik-seminar-online.com