Die GroKo schafft die Abgeltungsteuer auf Zinsen ab!

Die Abgeltungsteuer in Höhe von 25 Prozent wurde zum 01.01.2009 unter dem damaligen SPD-Finanzminister Peer Steinbrück eingeführt. Die Begründung für diese Maßnahme war, dass bei einer zu hohen Belastung Kapital aus Deutschland abgezogen würde. Wörtlich sagte Steinbrück damals: “Besser 25 Prozent von X, als 42 Prozent von Nix“. Mittlerweile wurde der automatische Informationsaustausch (AIA) von Steuerdaten eingeführt. Kapitaleinkünfte im Ausland zu verstecken ist dadurch für Privatanleger faktisch nicht mehr möglich. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die SPD nun die Abgeltungsteuer wieder abschaffen will.

Union und SPD haben sich jetzt auf Kompromisse zur Neuauflage der schwarzroten Koalition verständigt. Das 28-seitige Koalitionspapier auf das sich die CDU, CSU und SPD geeinigt haben, beinhaltet für Kapitalanleger einen ganz entscheidenden Satz: “Die Abgeltungssteuer auf Zinserträge wird mit der Etablierung des automatischen Informationsaustausches abgeschafft.“ Interessanterweise ist der Steuerplan dabei, die Abgeltungsteuer rein für Zinsen abzuschaffen, nicht aber für Kursgewinne oder Dividenden.

Abschaffung der Abgeltungsteuer: Das Ziel der SPD wurde – noch – nicht vollständig erreicht

Im Wahlkampf hatte sich die SPD für eine vollständige Abschaffung der Abgeltungsteuer eingesetzt. Verbunden mit einer Rückkehr zur individuellen Besteuerung. Ebenso für eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes. Hier konnten sich die Sozialdemokraten in den Verhandlungen offensichtlich nicht durchsetzen. Auch bei der Abgeltungsteuer konnte die SPD jetzt nur einen Teilerfolg erzielen.

Dividenden werden bereits auf der Unternehmensebene besteuert. Daher fallen diese Ausschüttungen auch weiterhin unter die Abgeltungsteuer, da ansonsten einen Doppelbesteuerung erfolgen würde, so ein Begründung die ich gehört habe seitens eines Unionspolitikers. Das ist aber derzeit durch die Abgeltungsteuer ja auch schon der Fall, so dass dieses Argument für mich wenig schlüssig ist. Gleiches gilt für Gewinne aus dem Verkauf von Aktien. Eine Abschaffung der Abgeltungsteuer für Aktien hätte zusätzlich eine weitreichende Änderung bei der Besteuerung von Kapitalgesellschaften erforderlich gemacht. Auch dieser Schritt sollte offenbar vermieden werden.

Nach meiner Einschätzung wurden Dividenden und Kursgewinne vor allem aus parteitaktischem Kalkül herausgenommen. So kann die Union einen Erfolg verbuchen, nämlich die Beibehaltung des vorteilhaften, bestehenden Systems. Die SPD hat ebenfalls ihren Erfolg in Form der Abschaffung der Abgeltungsteuer für Zinserträge. Der Preis für diesen Kompromiss ist eine Ungleichbehandlung von Kapitalanlegern und eine steigende Komplexität für Banken und Steuerzahler.

Das Steuerrecht wird unnötigerweise verkompliziert

Der oben zitierte Satz – in Bezug auf die Abschaffung der Abgeltungsteuer für Zinsen – könnte isoliert betrachtet natürlich auch bedeuten, dass Zinsen zukünftig steuerfrei sind. Das ist aber natürlich ein Wunschdenken. Die Rückkehr zur Progressionsbesteuerung führt dazu, dass Zinsen zukünftig wieder mit dem persönlichen Einkommensteuersatz zu versteuern sind. Dieser beträgt derzeit bis zu 45 Prozent. Für viele Kapitalanleger bedeutet diese Maßnahme somit eine Steuererhöhung, da ihr individueller Steuersatz deutlich über 25 Prozent liegt.

Das Argument, dass wegen der Niedrigzinsphase sowieso kaum Zinsen bezahlt werden ist für mich zusätzlich eine Farce. Wer glaubt denn daran, dass Steuern sinken, wenn die Zinsen wieder steigen? Ebenso gibt es zahlreiche Finanzprodukte wie beispielsweise Aktienanleihen, Unternehmensanleihen oder Länderanleihen von Staaten schwächerer Bonität, die hohe Kupons aufweisen, weil hier die Risiken höher sind. Höhere Risiken bedeuten verständlicherweise höhere Ertragschancen, jetzt aber auch gleichzeitig höhere Steuern. Das ist kontraproduktiv und unfair!

Das jetzt kommende Nebeneinander von Regelbesteuerung bei Zinserträgen und Pauschalbesteuerung bei der Abgeltungsteuer für Kursgewinne und Dividenden führt zu weiteren Problemen beim Abzug von Kapitalertragssteuern und erhöht die Komplexität des Steuersystems für Banken und Steuerzahler ganz massiv. Strukturierte Produkte wie Aktienanleihen werden auf einen Schlag komplett unattraktiv.

Das Steuern ist wichtiger als die Steuern!

Ein Sondierungspapier ist noch kein Gesetz. Um Entscheidungen zu treffen in Bezug auf die steuerliche Optimierung Ihres Wertpapierdepots müssen Sie die weiteren Entwicklungen genau beobachten. Faktisch sind aber Steuererhöhungen für Kapitalanleger klar vorprogrammiert. Ich zeige Ihnen – getreu meiner Kapitalschutz Prämisse „Das Steuern ist wichtiger als die Steuern“!

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