COT-Daten profitabel nutzen – so erkennen sie große Trends, bevor sie entstehen

Seit Larry Williams im Jahr 1987 den Robbins Worldcup mit 11 376 Prozent Rendite in nur einem Jahr gewann, gilt er als lebende Legende. Wie konnte er diese unglaubliche Leistung erbringen und wie schaffte er es, über viele Jahre hinweg überdurchschnittliche Renditen zu erzielen? Ein Teil der Antwort darauf sind die Commitment-of-Traders-(CoT-)Daten. Sie geben uns Hinweise auf einen bevorstehenden Trend. Wir zeigen Ihnen, was dahintersteckt.

Was sind CoT-Daten?

CoT bedeutet Commitment of Traders und ist ein Bericht, der jeden Freitag um 21:30 Uhr (MEZ) von der unabhängigen US-Behörde CFTC (Commodity Futures Trading Commission) unter www.cftc.gov veröffentlicht wird. Die CFTC wurde einst gegründet, um die Futures- und Optionsmärkte zu regulieren und zu überwachen. Zu Beginn wurden die CoT-Daten monatlich, dann alle zwei Wochen und ab dem Jahr 2000 wöchentlich veröffentlicht.
Der Bericht bezieht sich auf die Daten zum Handelsschluss am Dienstagabend. In den USA müssen die Positionen für Futures und Optionen ab einem bestimmten Volumen der CFTC gemeldet werden. Dabei werden die Händler in drei Kategorien unterteilt: Commercials (Kommerzielle), Non-Commercials (Fonds, Money Manager etc) und Non Reportable Positions (Kleinspekulanten). Der CoT-Bericht gibt uns einen Einblick in die Positionierungen dieser Marktteilnehmer. Diese Informationen können Trader nutzen, um ein Gefühl für das Marktumfeld zu bekommen und zu analysieren, wann große Trends entstehen und auch wieder abbrechen könnten.

 

Die verschiedenen Marktteilnehmer

Commercials (Kommerzielle)
Die Commercials sind Händler, die sich über die Terminmärkte – hier treffen Angebot und Nachfrage von Geschäften aufeinander, die nicht sofort, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt fällig werden – überwiegend gegen Preisschwankungen absichern. Daher werden sie oft auch als Hedger bezeichnet. Wer alles in die Gruppe der Commercials fällt, ist von der CFTC klar geregelt. Die wichtigsten Kriterien sind, dass sie die Anzahl der Kontrakte überschreiten, die meldepflichtig ist, und sie nachweisen können, dass sie ein Absicherungsinteresse haben.
Der Handel ist aber nicht ihr Kerngeschäft. Nehmen wir beispielsweise Großlandwirtschaftsbetriebe. Bei ihnen fallen Kosten an, um einen bestimmten Rohstoff herzustellen, der dann verkauft werden soll. Fällt der Preis dieses Rohstoffs unter seine Produktionskosten, wird das Unternehmen Probleme bekommen und im schlimmsten Fall insolvent gehen. Um dies zu vermeiden,
sichern sich diese Unternehmen über die Terminmärkte ab. Ein Betrieb, der zum Beispiel Weizen anbaut, wird also auf dem Terminmarkt als Verkäufer auftreten. Wenn nun der Weizenpreis steigt, bekommt der Bauer mehr Geld für seinen Weizen, verliert aber mit seinem Terminkontrakt. Sinkt der Preis, bekommt er weniger Geld, macht aber mehr Gewinn mit seinem Short Trade. Diese Rechnung gleicht sich im besten Falle langfristig aus, sodass es für die Commercials keine große Rolle spielt, wohin sich der Preis bewegt; Sie sind gegen kommende Preisschwankungen abgesichert. Commercials sind also hauptsächlich verarbeitende und/oder produzierende Unternehmen, die ausschließlich mit dem Rohstoff handeln, der ihrem Kerngeschäft entspricht. Diese Händlergruppe kennt sich dabei am besten mit dem jeweiligen Rohstoff aus. Gibt es eine Rekordernte, wissen die Bauern dies als erste – ebenso die Commercials, sollten Wetterphänomene die Ernte beeinflussen und es zu starken Ausfällen kommen. Sie sind die Insider am Markt, die wir genau beobachten und analysieren möchten.
Aufgrund der Hedging-Aktivitäten sind die Commercials einen Großteil der Zeit Netto Short (sie halten mehr Short- als Long-Positionen). Dies bedeutet, dass sie mehr verkaufen, als kaufen. Wenn die Commercials allerdings einmal Netto Long eingestellt sind, bedeutet dies, dass sie von steigenden Preisen ausgehen und im Moment keinen Bedarf sehen, sich abzusichern. Die Handelssignale, die sich hierbei für uns Trader ergeben, analysieren wir später.

 

⦁ Non Reportable Positions (Kleinspekulanten)
Die Positionen dieser Händlergruppe sind so klein, dass sie nicht gemeldet werden müssen – es handelt sich also um Privatinvestoren und Trader. Die Summe dieser Positionen ist in den meisten Märkten so gering, dass sie keinen großen Einfluss auf die Preise hat. Die Positionierung der Kleinspekulanten ist die Differenz aus dem Open Interest und den meldepflichtigen Positionen.

 

Non-Commercials (Fonds, Money Manager et cetera) Die Non-Commercials unterscheiden sich deutlich von den Commercials, denn ihr Hauptinteresse besteht darin, mit dem Handel von Terminkontrakten Gewinne zu erwirtschaften. Darunter fallen Fonds und Großinvestoren. Sie nehmen oft genau die entgegengesetzte Position zu den Commercials ein. Das Open Interest ist die Anzahl aller offenen Positionen. Die Summe ist immer null, da jedem Käufer immer auch ein Verkäufer gegenübersteht. Wenn das Open Interest zum Beispiel 100 000 beträgt, bedeutet dies, dass es 100 000 offene Kaufpositionen und auch 100 000 offene Verkaufspositionen gibt. Wenn sich das Open Interest erhöht, bedeutet dies, dass das Interesse an diesem Markt im Moment zunimmt. Wenn es sich verringert, nimmt es dagegen ab.

 

Aufbereitung der CoT-Daten
Der CoT-Bericht wird von der CFTC unter www.cftc.gov veröffentlicht. Sie finden diesen aber auch aufbereitet auf unterschiedlichen Seiten. Wenn Sie mit den Rohdaten arbeiten möchten, subtrahieren Sie die Short-Positionierung der Commercials von der Long-Positionierung. So erhalten Sie den Wert, den Sie benötigen, um selbst die Signale zu erzeugen.

Möchten Sie die CoT-Daten für Handelssignale nutzen, schauen Sie dabei nur auf die Commercials. Die Signale auf Basis der CoT-Daten funktionieren aber nicht auf jedem Markt gleich gut. Suchen Sie sich daher zunächst Märkte, bei denen die Commercials einen Großteil der Zeit Netto Short sind. Das sind alle sogenannten Soft Commodities (Kaffee, Kakao, Zucker, Orangensaft, Baumwolle, Bauholz), alle Metalle (außer Kupfer), alle Energiemärkte (außer Erdgas) und alle Getreidemärkte. Bei Rohstoffen funktioniert der Handel auf Basis der CoT-Daten besser als bei Währungen und Indizes. Auch bei Weizen liefern die Daten gute Signale, auch wenn die Commercials hier nicht so oft Netto Short sind, wie wir das gerne hätten.
Die Signale sind für mittel- bis langfristige Trader optimal geeignet, sodass sie auch gut mit CFDs umgesetzt werden können. Aber auch kurzfristige Trader sollten die CoT-Daten als Filter berücksichtigen. Geben die Daten zum Beispiel momentan bei Gold einen Hinweis auf steigende Preise, dann können kurzfristige Trader ihre Long Trades im Intraday-Handel stärker gewichten und/ oder die Short Trades ganz weglassen. Alleine dadurch verbessern sie ihr Gesamtergebnis deutlich.

 

Analysebeispiel
In Bild 2 sehen Sie den Tages-Chart des Weizen-Futures im Zeitraum von Ende 2013 bis Anfang 2017. Die CoT-Daten werden wöchentlich veröffentlicht, weshalb sie nur einen Datenpunkt pro Woche haben und es daher sinnvoll ist, sich nur den Tages-Chart anzuschauen. Der obere Indikator im Sub-Chart stellt die Netto-Positionierung der jeweiligen Händlergruppen farbig dar. Wie Sie sehen, sind die Commercials (rot) und die Non-Commercials (blau) entgegengesetzt positioniert. Die Kleinspekulanten (grün) befinden sich die gesamte Zeit in der Nähe der Nulllinie.
Unterhalb des Indikators findet sich ein Oszillator, der zwischen null und 100 Prozent schwankt. Er zeigt an, wie die Commercials sich im Vergleich zum letzten halben Jahr positioniert haben. Null Prozent bedeutet die größte Netto-Short-Positionierung in diesem Markt im letzten halben Jahr, 100 Prozent ist dagegen die größte Netto- Long-Positionierung. Der Wert des Oszillators ist auf 26 eingestellt, da das einem halben Jahr entspricht. Die Einstellung von 26 bedeutet, dass Sie den aktuellen Wert der Netto-Positionierung der Commercials mit den letzten 26 Werten vergleichen. Dadurch erhalten Sie einen Prozentwert, der Ihnen anzeigt, wie stark die Commercials im Vergleich zum letzten halben Jahr (26 Wochen) positioniert sind. Steigt der Wert des Oszillators über 90 Prozent, ist das ein Kaufsignal, fällt er unter zehn Prozent, ist das ein Verkaufssignal.

Die Commercials liegen allerdings auch nicht immer richtig. Daher sind nur Signale interessant, die in Richtung des exponentiell geglätteten Gleitenden Durchschnitts (Exponential Moving Average; kurz: EMA; rote Linie im Kursverlauf) über 125 Perioden zeigen. Da es zirka 250 Handelstage im Jahr gibt, stellen wir die Periode des EMA auf 125, was einem halben Jahr entspricht – der gleiche Betrachtungszeitraum wie beim Oszillator.
In Bild 2 sehen Sie fünf Short-Signale, die aufgrund des Oszillators im Einklang mit dem EMA generiert wurden. Da der Markt sich in einem lang anhaltenden Abwärtstrend befindet und der EMA fast durchgehend nach unten zeigt, wurden Long-Signale nicht gehandelt.

 

Fazit
Signale auf Basis der Positionierung der Commercials funktionieren sehr gut und geben uns in den meisten Fällen den richtigen Hinweis darauf, wohin der Kurs in den nächsten Wochen laufen wird. Da die Märkte aber nicht immer perfekt diesem Signal folgen, sollten Sie nicht auf einen Stopp verzichten. Zudem sollten Sie nicht direkt beim Signal in den Markt einsteigen. Prüfen Sie weitere Rahmenbedingungen wie Saisonalitäten und Terminkurven. Die Kombination aus diesen Elementen erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Gewinns und verbessert den Einstieg erheblich. In einem späteren Artikel werden wir genau auf diese Kombination aus CoT-Daten, Saisonalitäten und Terminkurven eingehen und schließlich genaue Ein- und Ausstiege festlegen.

 

Die Redaktion der Finanzpraxis bedankt sich bei Adrian Kömel für diesen Gastbeitrag. Weitere Informationen finden Sie unter www.suricate-trading.de

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