Kaum Fortschritte im Gehalts-Poker für den Innendiens

 Bei den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Innendienst der privaten Versicherungswirtschaft legten die Arbeitgeber am Mittwoch ein Angebot vor. Das wies die Gewerkschaft Verdi als „nicht verhandlungsfähig“ zurück. Knackpunkte sind die Lohnhöhe, die Laufzeit der Vereinbarung und Änderungswünsche am Manteltarifvertrag. Der nächste Gesprächstermin ist am 29. November in München.

Der zuletzt vereinbarte Tarifvertrag für die rund 170.000 Beschäftigten im Innendienst der privaten Versicherungswirtschaft (VersicherungsJournal 30.8.2017) ist am 31. August ausgelaufen.

Über einen Anschlussvertrag hatten der Arbeitgeberverband der Versicherungs-Unternehmen in Deutschland e.V. (AGV), die Vereinte Dienstleistungs-Gewerkschaft (Verdi), die DHV – Die Berufsgewerkschaft e.V. und der Deutsche Bankangestellten-Verband e.V. (DBV) – Gewerkschaft der Finanzdienstleister im September ergebnislos verhandelt (20.9.2019).

Zweite Runde in Hannover

Am Mittwoch fand in Hannover die zweite Verhandlungsrunde statt.

Dort haben die Arbeitgeber angeboten, die Tarifgehälter (einschließlich Tätigkeits- und Verantwortungszulagen) ab 1. Februar 2020 linear um 1,7 Prozent, ab Februar 2021 um weitere 1,2 Prozent und ab Februar 2022 um zusätzliche 1,1 Prozent zu erhöhen.

Damit ergebe sich insgesamt eine Anhebung des Tarifniveaus um 4,1 Prozent. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrages soll 34 Monate vom 1. September 2019 bis zum 30. Juni 2022 betragen.

Das Angebot ist verbunden mit der Forderung nach Zugeständnissen beim Manteltarifvertrag. So sollen für die übertariflichen Angestellten die Arbeitszeitregelung flexibilisiert, für die Arbeitnehmerüberlassung die Höchstdauer verlängert, der Arbeitszeitkorridor verlängert, sowie technische Anpassungen, etwa zum Arbeitgeberzuschuss bei Entgeltumwandlung, vorgenommen werden.

Arbeitgeber verweisen auf Vorbelastungen

Andreas Eurich (Archivbild: Ullrich)
Andreas Eurich (Archivbild: Ullrich)

Zu dem Angebot des AGV äußerte sich deren Vorstandsvorsitzender und Verhandlungsführer, Dr. Andreas Eurich, zugleich Vorstandsvorsitzender der Barmenia Versicherungen.

Er verwies „auf die hohe Vorbelastung für das Jahr 2019:

Jeder Versicherungs-Angestellte hat aufgrund des letzten Tarifabschlusses […] in diesem Jahr schon 1,6 Prozent mehr Tariflohn als im Jahr 2018 ‚in der Tasche‘, weil die letzte Tarifanhebung (1,7 Prozent ab 1. Dezember 2018) erst einen Monate vor Jahresende erfolgte.“

Aus diesem Grunde sollen die ersten fünf Monate nach Auslaufen des alten Tarifvertrages ohne Lohnerhöhung bleiben. Somit läge bis zur nächsten linearen Anhebung am 1. Februar 2020 eine Zeitspanne von 14 Monaten.

Verdi sieht Angebot als „Nullnummer“ an

Dieses Angebot „ist nicht verhandlungsfähig und deutlich zu gering“, erklärte Verdi-Verhandlungsführerin Martina Grundler. Umgerechnet auf die Laufzeit betrage die Lohnerhöhung durchschnittlich 1,18 Prozent pro Jahr. Unter Berücksichtigung der Inflation sieht die Arbeitnehmervertretung das Angebot als „Nullnummer“.

„Das vorgelegte Angebot widerspricht den Erwartungen immens“, kommentierte Grundler.

Auch die Gegenforderungen lehnt die Gewerkschaft ab: „Wir akzeptieren keine Verschlechterungen im Manteltarifvertrag im Austausch gegen ein Gehaltsangebot“, erklärte die Verhandlungsführerin.

Angebot und Forderung klaffen weit auseinander

Verdi verlangt weiterhin eine Gehaltserhöhung von sechs Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem sollen die Angestellten künftig Tariferhöhungen in zusätzliche freie Tage umwandeln können.

Weitere Forderungen sind das unbefristete Übernehmen der Auszubildenden und ein Rückkehrrecht auf Vollzeit für die heute tätigen Teilzeitbeschäftigten, die nicht unter die neue Brückenteilzeit fallen.

Gewerkschaft fordert Anerkennung guter Arbeit

Grundler begründete: „Die Versicherungs-Angestellten erwarten von ihren Arbeitgebern, dass sie für ihre gute Arbeit eine entsprechende Anerkennung erhalten und ihnen Respekt entgegengebracht wird.

Die Beschäftigten würden mit immer höheren Leistungen und einer Arbeitsverdichtung die Gewinne der Branche erwirtschaften, dafür müssten sie jetzt auch eine Gegenleistung erhalten, so die Gewerkschafterin.

Sie forderte die Arbeitgeber auf, „in der nächsten Runde ein deutlich verbessertes verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen“. Der nächste Verhandlungstermin ist am 29. November in München.

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