Die Coronakrise hält die Wirtschaft noch immer in Atem, Deutschland befindet sich weiterhin im verlängerten Lockdown Light – mit teilweise starken Auswirkungen auf den Handel. Der Händlerbund hat zum dritten Mal in diesem Jahr Online-Händler zu den Folgen der Corona-Pandemie auf ihr Geschäft befragt und die Ergebnisse in einer aktuellen Studie veröffentlicht.
Demnach ist noch immer ein Großteil der befragten Online-Händler von der Krise betroffen: 80 Prozent der Händler gaben an, Veränderungen in ihrem Geschäft zu spüren – dieser Anteil hat sich im Vergleich zu der zweiten Händlerbund-Studie im April dieses Jahres nicht verändert und befindet sich damit noch immer auf einem unverändert hohen Niveau. Immerhin: Rund jeder dritte Händler (36 Prozent) konnte die Situation nach eigenen Angaben zum Positiven wenden, allerdings berichtet knapp jeder zweite Befragte von negativen Auswirkungen auf das Geschäft.
„Ein Verlust von 70 Prozent des Gesamtumsatzes“
„Aufgrund der gesamten Auswirkung schließen wir unser Ladengeschäft zum Ende 2020 und machen nur noch Online weiter“, berichtet ein Befragter im Rahmen der Studie. „Ein Verlust von 70 Prozent des Gesamtumsatzes. Das ist sehr bitter und macht uns auch sehr traurig.“
Gerade der stationäre Einzelhandel ist von den Einschränkungen des öffentlichen Lebens stark betroffen. Auch wenn die Auswirkungen auf die Wirtschaft im sogenannten „Lockdown Light“ minimiert werden sollen, wirkt sich das veränderte Verhalten der Kunden auf die Geschäfte aus. „Seit zwei Monaten merken wir deutlich, dass die Menschen ihr Geld zusammenhalten“, bemerkt ein weiterer befragter Händler, der seinen Online-Shop im Februar eröffnet hatte. Nun liegen die Hoffnungen auf dem Weihnachtsgeschäft.
Händler passen ihre Sortimente an
Während der Ladenschließungen im April 2020 konnten die Gewinner der Krise ihre Umsätze deutlich steigern: Um durchschnittlich 51,8 Prozent stiegen die Umsätze bei dieser Gruppe. Die Verluste bei denen, die Umsatzeinbrüche hinnehmen mussten, lagen allerdings bei durchschnittlich 67,9 Prozent. Im November haben sich diese Entwicklungen angeglichen: Die Umsätze stiegen bei den Gewinnern im Schnitt um 30,3 Prozent, die Verluste pegelten sich bei durchschnittlich 33,5 Prozente in.
Um die Umsatzverluste abzufangen, haben viele Händler ihre Sortimente erweitert. 40 Prozent der Befragten gaben an, mehr Produkte anzubieten, 16 Prozent haben ihre Sortimente umgestellt. 19 Prozent haben dagegen ihr Sortiment verkleinert – wohl auch, um nicht auf Ware sitzen zu bleiben, die sich derzeit nicht gut verkauft. Dazu zählen etwa Schmuck, der zu bestimmten Anlässen gekauft wird, sowie Luxusartikel.
Lieferketten weiterhin betroffen, der Optimismus schwindet
Die Lieferketten bereiten einem Großteil der Händler nach wie vor Probleme. 66 Prozent der Befragten berichten, dass Zulieferer, Dienstleister und Partner Probleme haben, ihre Leistungen zu erbringen, 16 Prozent monieren stornierte Aufträge. „Unsere Lieferketten brechen wieder ein. Kunden sind aktuell noch zurückhaltender als beim 1. Lockdown“, fasst ein Händler die Probleme zusammen. Eine andere Stimme berichtet von langen Lieferzeiten und mehr Sendungsverlusten. 16 Prozent sagen dagegen, dass es keine Einschränkungen gebe und zwei Prozent erleben sogar mehr Leistung als zuvor.
Beim Blick auf den weiteren Verlauf der Krise ist der Optimismus der Händler deutlich geschwunden. Sagten im April noch 18 Prozent, dass es bald besser werde, gehen davon inzwischen nur noch zwei Prozent der Befragten aus. 34 Prozent denken dagegen, dass es schlimmer werde (April: 22 Prozent). Mit 44 Prozent glaubt der Großteil der Befragten, dass die Situation noch lange unverändert bleiben wird – im März dachten das nur sechs Prozent der Befragten.