Die Deutschen und ihr Bargeld: Wie sich das Bezahlverhalten entwickelt

Obwohl die Deutschen nach eigenen Aussagen ihr Bargeld lieben, gewinnt das bargeldlose Bezahlen auch hierzulande an Bedeutung. Das Bezahlverhalten ändert sich und Kartenzahlungen sowie Zahlungen mit dem Smartphone setzen sich zunehmend durch.
Die Deutschen und ihr Bargeld: Wie sich das Bezahlverhalten entwickelt

Auch in Deutschland ist das bargeldlose Bezahlen auf dem Vormarsch. Lag nach Angaben der Bundesbank im Jahr 2011 der Anteil an Barzahlungen in Deutschland noch bei rund 80 Prozent, sank er 2017 bereits auf 75 Prozent und lag 2021 dann nur noch bei 60 Prozent. Aktuell werden nur noch rund 53 Prozent aller Zahlungen in Deutschland bar abgewickelt.

Damit entwickelt sich das Zahlverhalten hierzulande ähnlich wie in vielen anderen Ländern der Eurozone. Im gesamten Euroraum lagen die Barzahlungen 2016 noch bei fast 80 Prozent, 2022 waren es nur noch 60 Prozent. 2024 sank der Anteil auf nun 52 Prozent im Durchschnitt. Damit liegt Deutschland auch nur noch knapp darüber. Zahlungen mit der Karte und dem Smartphone werden immer beliebter. Vor der Corona-Pandemie lag der Anteil der Barzahlungen im Euroraum noch bei über 70 Prozent – mit der Pandemie erfolgte dann eine rapide Abnahme der baren Zahlungen, wie eine Studie der Europäischen Zentralbank aus 2024 ermittelte.

Bargeldzahlungen in der Eurozone sehr unterschiedlich

Zwar sinken in fast allen Euro-Ländern die Zahlungen mit Bargeld auf Zweijahressicht, allerdings spielt das Bargeld in den einzelnen Ländern doch noch eine sehr unterschiedliche Rolle. In den Niederlanden liegt der Anteil der Barzahlungen mit 22 Prozent am niedrigsten, in Malta mit 67 Prozent am höchsten. Nur in Finnland ist der Anteil an Barzahlungen um acht Prozent gestiegen. Das ist hier jedoch auch nur ein Anstieg auf einem sehr niedrigen Niveau, da Finnland mit 27 Prozent Barzahlungen sowieso den zweitniedrigsten Anteil in der Eurozone hat. Die Bedeutung und der Anteil der Bargeldzahlungen werden grundsätzlich neben länderspezifischen Besonderheiten auch von demografischen Faktoren beeinflusst. So zahlen generell ältere Bürger in der Eurozone öfter mit Bargeld als jüngere Bevölkerungsgruppen. Ferner spielen auch das Bildungsniveau und das Einkommen eine Rolle. Je höher diese ausgeprägt sind, desto eher wird das bargeldlose Zahlen bevorzugt.

Den Deutschen ist ihr Bargeld wichtig

Obwohl auch in Deutschland der Anteil der Barzahlungen im alltäglichen Leben stetig abnimmt, spielt das Bargeld weiterhin eine große Rolle. Eine weiter abnehmende Bedeutung von Scheinen und Münzen ist nach einer aktuellen Umfrage der Bundesbank unwahrscheinlich. Hier haben sich 70 Prozent der Befragten dafür ausgesprochen, dass Bargeld weiterhin wie bisher genutzt oder sogar wieder stärker genutzt werden soll. Und tatsächlich spielt das Bargeld für die Deutschen eine wichtige Rolle bei der Wertaufbewahrung, denn Bargeld wird in Deutschland gehortet.

Das Bargeld-Paradoxon: Mehr Bargeld im Umlauf trotz abnehmender Barzahlungen

Die in Deutschland gelagerte Menge an Bargeld schätzte die Bundesbank Ende 2024 auf ca. 400 Milliarden Euro. Diese Menge Bargeld ist von ca. 200 Milliarden in 2018 und 375 Milliarden in 2021 also nochmals gestiegen. Der Anteil der Banknoten, die zur Wertaufbewahrung von den Deutschen gehalten werden, liegt damit bei gut 42 Prozent des deutschen Bargeldbestandes. Nach Aussage von Ralf Wintergerst, Vorstandschef des Münchner Banknoten- und Sicherheitstechnikherstellers Giesecke+Devrient, sind die großen Bargeldreserven, die die Deutschen halten, durch Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung bedingt.

Auch von Seiten der Bundesbank wird das Bargeld als „Vertrauensanker“ bezeichnet in wirtschaftlich und politisch unsicheren Zeiten. Die Nachfrage nach Bargeld sei bereits in der Finanzkrise im Jahr 2008 und zu Beginn der Corona-Krise erhöht gewesen.

Ziel der Bundesbank ist es, das Bargeld zu erhalten mit seiner gesamten dazugehörigen Infrastruktur. Begründet wird dies auch damit, dass Bargeld eben eine Reihe von Vorteilen besitzt, die andere Zahlungsmethoden eben nicht bieten können. So benötigt das Bargeld keinen Strom und auch keine elektronische Infrastruktur. Diese Vorteile unterstreicht auch Ralf Wintergerst, der eine stabile und resiliente Bezahlinfrastruktur für das Bargeld von der Zentralbank fordert. Seiner Meinung nach ist Bargeld besonders in Krisen- und Kriegssituationen unerlässlich, um Bezahlvorgänge abzusichern.

Deutsche haben immer noch so viel Bargeld im Portemonnaie wie vor 10 Jahren

Nicht nur die großen Mengen des gehorteten Bargelds in Deutschland unterstreichen seine Bedeutung, auch tragen die Deutschen im Durchschnitt immer noch so viel Bargeld mit sich herum, wie vor 10 Jahren. Obwohl der Anteil der Barzahlungen also sinkt und weiter sinken wird, wollen die Deutschen auf Bares in der Tasche also nicht verzichten. Der Durchschnittsdeutsche hatte 2011 ca. 103 Euro in seinem Portemonnaie, 2017 107 Euro, 2021 100 Euro und 2023 wieder 103 Euro.

Männer tragen dabei durchschnittlich mehr Bargeld mit sich herum als Frauen und auch ältere Menschen haben mehr Geld im Portemonnaie als jüngere Bürger.

Kleingeld wird unbeliebter

Nach Angaben der Deutschen Bundesbank tragen die Deutschen jedoch mittlerweile weniger Münzen mit sich herum. Aus der Umfrage ergab sich, dass 15 Prozent der Befragten gar keine Münzen mehr bei sich haben. Das sind 9 Prozent mehr Menschen als noch vor 10 Jahren.

Wie das Eurobarometer im Oktober 2024 aufzeigte, sind insbesondere die kleinen 1- und 2-Cent-Münzen unbeliebt. In einer Umfrage sprachen sich 61 Prozent der Befragten aus dem Euroraum dafür aus, diese Münzen anzuschaffen und die Preise entsprechend auf- oder abzurunden.

Dies wurde auch jetzt im März vom Nationalen Bargeldforum, einem Gremium der Deutschen Bundesbank, gefordert. In Ländern wie den Niederlanden und Finnland würde das bereits praktiziert werden. Wie das Forum weiter ausführte, wäre die Abschaffung der kleinen Münzen auch aus ökonomischen und ökologischen Gründen sinnvoll, da die Kosten für die Herstellung, die Verpackung und auch der Transport der kleinen Münzen viel zu hoch sei im Vergleich zu ihrem Nennwert. Burkhard Balz, Vorsitzender des Nationalen Bargeldforums, geht auch davon aus, dass das Bargeld wieder attraktiver werden würde für viele Bürger, wenn man auf den Umlauf der kleinen 1- und 2-Cent-Münzen verzichten würde.

Für das Bezahlen mit Bargeld gibt es Regeln

Heute darf jeder Bürger im Euroraum soviel Bargeld besitzen, wie er will. Es existieren keine Obergrenzen dafür, wie viel Bargeld jemand mit sich führt oder zu Hause aufbewahrt. Das gilt für den Besitz des Bargeldes, allerdings nicht für den Besitzwechsel des Bargeldes. Bargeldzahlungen unterliegen bestimmten Regeln. So muss ein Händler ab einer Barzahlung von 3000 Euro die Daten des Käufers erfassen und dokumentieren. Ab einer Barsumme von 10.000 Euro muss ein Käufer auch seinen Ausweis vorlegen und zusätzlich dokumentieren, woher das Geld kommt. Das Gleiche gilt übrigens auch für Bareinzahlungen bei der Bank ab 10.000 Euro. Banken können auch schon bei geringeren Summen einen Herkunftsnachweis verlangen, wenn der Verdacht besteht, dass das Geld eventuell nicht aus legalen Quellen kommt. Auch der kauf von Edelmetallen mit Bargeld ist nur bis zu einem Wert von 2.000 Euro anonym möglich.

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