Vorsicht statt Risiko – der Rat der Profis
Alexandra Stråberg, Chefvolkswirtin bei Länsförsäkringar, und Arturo Arques, Privatökonom bei Swedbank und ehemaliger Börsenmakler, blicken gemeinsam auf über ein halbes Jahrhundert Erfahrung in der Finanzwelt zurück. Ihre zentrale Botschaft an alle über 50: Jetzt ist nicht die Zeit für riskante Wetten – sondern für kluge Planung und solide Rücklagen.
„Hoffen Sie auf das Beste, aber planen Sie immer für das Schlimmste“, sagt Arques, der seit über 35 Jahren in der Finanzbranche tätig ist. Besonders mit Blick auf die eigene Altersvorsorge sei das essenziell. In der Rentenzeit liege das Einkommen bestenfalls bei 70 bis 80 Prozent des letzten Gehalts – wer sich darauf nicht einstelle, riskiere finanzielle Engpässe.
Vor allem bei Immobilienfinanzierungen raten beide Experten zur Vorsicht. Hohe Schulden sollten schrittweise reduziert werden. „Tilgen ist eine Form des Sparens“, betont Stråberg. Wer kurz vor dem Ruhestand stehe und gleichzeitig hohe Kreditbelastungen und steigende Zinsen zu tragen habe, solle Rückzahlungen priorisieren.
Zinsanstieg einkalkulieren
Sowohl Arques als auch Stråberg halten es für wahrscheinlich, dass die heutigen Bauzinsen nicht das Ende der Fahnenstange sind. Arques empfiehlt, bei der persönlichen Finanzplanung etwas höher anzusetzen. Stråberg verweist auf die Kalkulationszinsen der Banken und rät, sich auf diesen „Stresstest“ vorzubereiten.
„Wenn die Zinsen tatsächlich stark steigen, bedeutet das: mehr Zeit zu Hause, mehr selbstgekochtes Essen, weniger Konsum – das ist nicht gerade attraktiv“, so Stråberg. „Aber man muss die Relationen im Blick behalten. Viele Jüngere kennen nur Nullzinsen, doch frühere Generationen mussten zweistellige Hypothekenzinsen schultern.“
Rücklagen und Ausgaben realistisch einschätzen
Auch sonst rät sie zu Weitblick: Eigentümer sollten Rücklagen für Renovierungen, Versicherungen und mögliche Erhöhungen bei Hausgeld oder Nebenkosten einplanen. Die Notfallreserve müsse deutlich höher sein als viele vermuten.
Doch wie viel sollte man konkret sparen?
„Mindestens zehn Prozent des Nettoeinkommens – gerne mehr“, sagt Arques.
Langfristig investieren – aber klug und ausgewogen
Bei einem Anlagehorizont von fünf Jahren oder mehr könne bis zur Hälfte des Vermögens in Aktien oder Aktienfonds fließen. Wer langfristiger denkt und Risiken nicht scheut, könne den Aktienanteil auch erhöhen. Arques empfiehlt die Faustregel: „Der Anteil an Zinspapieren sollte etwa Ihrem Alter entsprechen.“
Basierend auf historischen Daten sei das Verlustrisiko nach zehn Jahren in einem breiten Aktienindex sehr gering – bei nur wenigen Prozent. Wer geduldig und diszipliniert investiert, schneide besser ab als jene, die auf schnelle Gewinne setzen.
„Schnelles Geld zu jagen, ist leider ein ziemlich sicherer Weg, niemals wirklich reich zu werden.“
Diversifikation und Weiterbildung als Schlüssel
Daher setzt Arques auch privat auf breite Streuung: Der Schwerpunkt liegt für ihn natürlich auf Schweden, ergänzt durch Europa- und Globalfonds.
Für Stråberg ist neben der finanziellen Planung auch lebenslanges Lernen entscheidend. „Die Welt dreht sich schneller – wer sich nicht regelmäßig weiterbildet, verliert den Anschluss. Qualifikation und Jobwahl sind wesentliche Faktoren für den privaten Wohlstand.“