COT-Daten: Das unterschätzte Werkzeug professioneller Trader für strategische Marktentscheidungen

Insiderhandel ist verboten – das weiß jeder, der sich auch nur oberflächlich mit Börsenthemen beschäftigt hat. Und doch existieren am Futures-Markt Informationen, die genau das leisten, was sich viele Trader heimlich wünschen: Sie eröffnen Einblicke in die Strategien der großen Marktteilnehmer – nicht hinter verschlossenen Türen, sondern ganz offen, öffentlich zugänglich und vollkommen legal. Die Rede ist von den Commitments of Traders, kurz: COT-Daten.

In einer Welt, in der sich Kursverläufe zunehmend algorithmisch verhalten und viele Privatanleger versuchen, mit kurzfristigen Signalen das „große Geld“ zu erwischen, offenbart sich in diesen wöchentlichen Berichten der CFTC (Commodity Futures Trading Commission) eine bemerkenswerte Konstante: Wer bereit ist, nicht nur auf Charts zu starren, sondern zu verstehen, wer hinter einer Bewegung steht, erhält eine völlig neue Perspektive auf das Marktgeschehen – und damit auf den eigenen Trading-Ansatz.

 

Was wären Ihre Trades wert, wenn Sie wüssten, was die Großen tun?

Die US-amerikanische CFTC verpflichtet alle Händler, deren Positionen eine gewisse Größenordnung überschreiten, zur Offenlegung ihrer Engagements. Diese Informationen werden wöchentlich zusammengefasst und freitags veröffentlicht – mit Bezug auf die Positionierungen vom jeweils zurückliegenden Dienstag. Die Daten liefern damit keinen Echtzeit-Schnappschuss, aber eine bemerkenswert präzise Momentaufnahme: Sie zeigen, wie sich institutionelle Akteure aufstellen – jene Player also, die in vielen Märkten 70 bis 90 Prozent des gesamten Open Interest kontrollieren und dadurch maßgeblich an der Entstehung und Fortsetzung von Trends beteiligt sind.

Wer sich ernsthaft mit diesen Daten beschäftigt, erkennt schnell: Es handelt sich nicht um ein weiteres „Signal“ im klassischen Sinne, sondern um eine Quelle struktureller Information. Sie offenbart, welche Seite des Marktes aktuell von den großen, strategisch agierenden Marktteilnehmern bevorzugt wird – und wann diese Positionierungen in einen Extrembereich geraten, der statistisch gesehen häufig zu Trendwenden führt.

 

Nicht irgendein Börsenreport – sondern strukturierte Machtverhältnisse im Markt

Zwei Berichtsformate stehen zur Verfügung: der klassische Legacy Report, der seit Jahrzehnten existiert und den Markt in drei Gruppen unterteilt – Commercials (die Hedger), Non-Commercials (große Spekulanten) und kleinere Akteure – sowie der Disaggregated Report, der eine feinere Segmentierung bietet. Letzterer erlaubt eine detailliertere Differenzierung der Teilnehmer, etwa zwischen Produzenten, Swap Dealern und Asset Managern. Doch mit dieser Genauigkeit steigt auch die analytische Komplexität – und in der Praxis zeigt sich immer wieder: Für viele Handelsstrategien reicht der Legacy Report völlig aus.

Denn was zählt, ist nicht die maximale Differenzierung der Daten, sondern ihre Nutzbarkeit. Wer sich auf die einfache – und doch äußerst aussagekräftige – Gegenüberstellung von Commercials und Spekulanten konzentriert, erhält bereits ein solides Fundament, um marktbewegende Dynamiken zu erkennen. Gerade im Kontext eines strukturierten, mittel- bis langfristigen Handelsansatzes hat sich diese Betrachtungsweise bewährt – nicht zuletzt, weil sie Raum für Klarheit lässt, wo andere sich in Details verlieren.

Die „Commercials“: Absicherer mit Informationsvorsprung

Besondere Aufmerksamkeit verdienen die sogenannten Commercials. Diese Gruppe handelt nicht aus spekulativen Motiven, sondern verfolgt ein wirtschaftliches Eigeninteresse: Preisabsicherung. Ob Rohstoffproduzenten, Verarbeitungsunternehmen oder international tätige Konzerne – sie alle sichern sich über den Futures-Markt gegen Preisschwankungen ab, die ihre Geschäftsmodelle gefährden könnten.

Was diese Akteure so interessant macht: Sie besitzen eine Nähe zum Markt, wie sie sonst kaum jemand hat. Ein Kaffeeexporteur kennt seine Erntemengen, seine Lieferverträge und die Lagerkapazitäten der Zwischenhändler. Ein Energieunternehmen beobachtet nicht nur Preisbewegungen, sondern hat konkrete Informationen über Angebotsengpässe, politische Förderrisiken oder saisonale Nachfrageschwankungen. Und genau dieser Informationsvorsprung fließt in ihre Absicherungsentscheidungen ein – Entscheidungen, die sich im COT-Report widerspiegeln, lange bevor der Markt die entsprechenden Fundamentaldaten einpreist.

 

Extrempositionen erkennen, bevor der Markt dreht

Um aus den Rohdaten ein nutzbares Werkzeug zu machen, wurde der sogenannte COT-Index entwickelt – eine standardisierte Kennzahl, die die aktuelle Netto-Position der Commercials in Relation zu den Extremwerten der vergangenen 26 Wochen setzt. Die Skala reicht von 0 bis 100 und schafft damit eine intuitive Vergleichbarkeit:

Ein Wert von 0 bedeutet: Die Commercials sind so stark short positioniert wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Ein Wert von 100 hingegen zeigt an: Sie sind extrem long. Werte unterhalb von 25 bzw. oberhalb von 75 gelten als statistisch signifikante Extrembereiche – häufig Vorboten einer bevorstehenden Marktreaktion.

Wichtig dabei: Der COT-Index liefert keine punktgenauen Einstiegszeitpunkte. Vielmehr zeigt er, wo sich Märkte in einem strukturellen Extremzustand befinden. Das macht ihn zu einem ausgezeichneten strategischen Filter – insbesondere, wenn man ihn mit technischen Setups kombiniert, die den operativen Einstieg präzisieren.

 

Mehr als Rohstoffe

Ein verbreiteter Irrtum besteht darin, die COT-Daten ausschließlich auf Rohstoffmärkte zu beschränken. Tatsächlich jedoch bietet die CFTC entsprechende Reports für nahezu alle relevanten Futures-Kontrakte an – von Indizes wie dem S&P 500 über Währungspaare (z. B. Euro, Yen, Pfund), Staatsanleihen bis hin zu Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum (sofern diese börslich gehandelt werden, etwa an der CME).

In all diesen Märkten lassen sich wiederkehrende Muster beobachten – etwa der Abbau von Short-Positionen durch Commercials kurz vor einer Preisrallye, oder der Aufbau spekulativer Long-Positionen in überdehnten Märkten, die kurz darauf korrigieren. Wer diese Signale lesen kann, muss sich nicht länger auf volatile Stimmungsindikatoren verlassen – sondern kann auf die tatsächliche Positionierung des „Smart Money“ blicken.

 

Vom Rohdaten-Wust zur konkreten Entscheidung

Die wichtigste Regel bei der Nutzung von COT-Daten lautet: Verstehen vor Handeln. Es reicht nicht aus, ein Extrem im COT-Index zu erkennen und sofort einen Trade zu platzieren. Vielmehr geht es darum, die strukturelle Positionierung der großen Marktteilnehmer mit dem aktuellen Chartverhalten in Beziehung zu setzen.

Zeigt sich beispielsweise eine starke Netto-Long-Position der Commercials bei gleichzeitig fallendem Preis, kann das auf eine Sättigung des Abwärtstrends hindeuten. Verstärkt wird dieses Signal, wenn das Open Interest gleichzeitig steigt – ein Hinweis darauf, dass neue Marktteilnehmer in eine Bewegung eintreten, die von den kommerziellen Akteuren bereits in der Gegenrichtung abgesichert wird.

Im Zusammenspiel mit klassischer Charttechnik – etwa der Analyse von Unterstützungszonen, Divergenzen oder Trendlinien – entsteht daraus ein Handelskonstrukt, das nicht auf Zufall, sondern auf strukturellem Verhalten basiert. Genau hier liegt die Stärke der COT-Daten: Sie liefern nicht das „Wann“, aber das „Warum“. Wer beides verbindet, verschafft sich einen Vorteil, den die meisten Retail-Trader niemals nutzen.

 

Geduld statt Hektik – und trotzdem schneller als der Markt

So vielversprechend die COT-Daten auch sind – sie sind kein Allheilmittel. Ihre Aussagekraft entfaltet sich nicht im Minutenchart und eignet sich auch nicht zur Feinabstimmung kurzfristiger Scalping-Strategien. Wer auf Basis dieser Informationen handelt, muss bereit sein, mit einem Zeithorizont von mehreren Tagen bis Wochen zu arbeiten – ideal also für Swing- und Positionstrader, weniger für intraday-orientierte Handelsansätze.

Hinzu kommt: Die Bewegungen großer Marktteilnehmer sind oft „früh“. Nicht selten verharren diese in ihrer Positionierung über mehrere Wochen, bevor sich die erwartete Bewegung realisiert. Wer das nicht berücksichtigt, läuft Gefahr, „zu früh richtig“ zu sein – und damit letztlich doch falsch.

 

Schluss mit Raten, wer den Markt wirklich bewegt

Die Commitments of Traders liefern keinen Heiligen Gral – aber sie liefern etwas, das in der heutigen Marktwelt von unschätzbarem Wert ist: Orientierung. Während viele Trader versuchen, mit immer neuen Indikatoren den perfekten Moment zu timen, bietet der COT-Report einen strategischen Kompass: Er zeigt, wie sich die Akteure verhalten, die nicht spekulieren – sondern absichern, kalkulieren, langfristig denken.

Diese Marktteilnehmer besitzen nicht nur Kapital, sondern auch Wissen. Wer dieses Verhalten entschlüsselt, agiert nicht gegen den Markt, sondern mit seiner treibenden Kraft. Und das ist – gerade im Futures-Handel – ein Vorteil, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

 

Über den Autor

Max Schulz, Dipl.-Betriebswirt, ist Gründer von InsiderWeek.de und mehrfacher Preisträger der World Cup Championship of Futures Trading®. Er begleitet Traderinnen und Trader weltweit bei der erfolgreichen Umsetzung der COT-Strategie und steht für ein systematisches, planbares Vorgehen im Rohstoffhandel.

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