Die Firmengruppe um Infinus und Future Business hat seine Geschäftszahlen womöglich nicht nur mit skurrilen Sparplangeschäften aufgepeppt, sondern auch mit konzernintern vermittelten Lebensversicherungen – so der Vorwurf eines Insiders.
Ein früherer Infinus-Manager und sein Rechtsanwalt legen gegenüber FONDS professionell detailliert offen, wie das Konglomerat Versicherungsgeschäfte genutzt haben könnte, um die Geschäftszahlen in einem besseren Licht erscheinen zu lassen.
Vorab gezahlte Provision lässt Bilanz glänzen
Ähnlich könnte es – vor allem in den Jahren vor den Sparplan-Deals – auch mit Lebensversicherungen gelaufen sein, so der Vorwurf des früheren Infinus-Vermittlers Franz Brem (61). Trifft es zu, was er und sein Dresdener Anwalt Friedrich Cramer (53) berichten, funktionierte das Modell schematisch so: Future Business kaufte Lebensversicherungen auf und führte diese – anders als häufig verlautbart – nicht bis zum Laufzeitende weiter, sondern kündigte zumindest einige Policen. Mit dem freigewordenen Geld wiederum schloss Fubus neue Renten- oder Lebensversicherungen ab. Als Vermittler trat die eigene Tochtergesellschaft Infinus auf. Sie kassierte von den Versicherern hohe Provisionen, die bei der Fubus wiederum den Gewinn aufblähten. Eine Anfrage von FONDS professionell bei der Sprecherin der Infinus-Gruppe mit der Bitte um Stellungnahme am Dienstagnachmittag blieb unbeantwortet.
Die Versicherungs-Deals würden auch erklären, warum Infinus über viele Jahre hinweg so sensationell hohe Umsatzrenditen ausweisen konnte: In den fünf Jahren von 2006 bis 2011 lag diese Renditekennzahl Berechnungen von FONDS professionell zufolge im Schnitt bei 53,4 Prozent. Für 2012 liegt kein Einzelabschluss der Infinus AG Ihr Kompetenz-Partner mehr vor, sondern nur noch ein Konzernabschluss der gesamten Gruppe. Von solch hohen Renditeziffern können die Vorstände anderer Maklerpools nur träumen. In der Regel reichen Maklerpools die Provisionen fast vollständig an ihre Vermittler weiter. Wenn der Pool allerdings selbst Versicherungen verkauft, bleibt die Provision im Haus
Eigenartiger Versicherungs-Deal
Dass Brem und sein Anwalt auf diese eigenartigen Geschäfte stießen, ist Brems kurzes Engagement bei der Infinus-Gruppe zu verdanken: Er kam im September 2009 ins Unternehmen, um einen Ausschließlichkeitsvertrieb für Infinus mit aufzubauen, also eine Vertriebsorganisation mit gebundenen Handelsvertretern. Im Mai 2010 hatte er den Konzern jedoch schon wieder verlassen – zu dubios erschien ihm, wie das Unternehmen offensichtlich sein Geld verdient.
Brem wollte für sein Unterfangen eine Festvergütung über einen gewissen Zeitraum, die er auch bekommen sollte – allerdings anders, als er sich das erwartet hatte. Infinus-Vorstand Rudolf O., einer der Beschuldigten in dem aktuellen Fall, machte Brem folgenden Vorschlag: Infinus stellte ihm nicht direkt 15.000 Euro pro Monat zur Verfügung, sondern schloss auf ihn und seine Frau Lebensversicherungen bei zwei Versicherungsgesellschaften ab. Eine lief über knapp 1,7 Millionen Euro, eine über 840.000 Euro, wobei die Laufzeit 35 bzw. 47 Jahre betrug. Versicherte Personen waren der Stiefsohn und die Tochter von Freunden. Begünstigter der Policen war von Anfang an die Fubus, weil die Rechte aus den Versicherungen insgesamt abgetreten waren.