Für mehr unternehmerischen Spielraum: Sale-and-lease-back als Trend in der Mittelstandsfinanzierung

TippDie Stimmung im deutschen Mittelstand ist so gut wie lange nicht mehr und gerade die deutsche Wirtschaft profitiert stark von der weltwirtschaftlichen Erholung. Viele Unternehmen haben in der Krise der letzten Monate Liquiditätsreserven aufgebraucht und benötigen nun neues Kapital zur Finanzierung von Wachstum. Laut aktuellen Studien ist der Zugang zu Bankkrediten zwar grundsätzlich leichter geworden, aber das Risikobewusstsein der Banken ist gestiegen. Diese Zurückhaltung zeigt sich, wenn Investitionen finanziert werden sollen. Die Banken handeln dabei nicht böswillig, sondern unterliegen auferlegten Zwängen von außen. Aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage im vergangenen Jahr haben sich die Ratings der Kunden verschlechtert. Daher müssen Banken für das selbe Kreditvolumen mehr Eigenkapital hinterlegen – dieses ist jedoch auch bei den Banken Mangelware.

Liquidität sichern und finanziellen Spielraum schaffen
Mit intelligenten, alternativen Finanzierungsformen gewinnen Unternehmen Liquidität und somit Handlungsspielraum zurück. Gerade in den Bilanzen vieler mittelständischer Unternehmen gibt es ein erhebliches Potenzial, Liquidität aus vorhandenen Ressourcen zu generieren. Dazu gehören in der Aktiva  Grundstücke, Gebäude, Lagerbestände, Forderungen, Anlagen und Maschinen. Auch Marken, Patente und Lizenzen können zur Liquiditätssteigerung beitragen. In der Praxis funktioniert die Liquiditätsgewinnung zum Beispiel über den Forderungsverkauf Factoring oder die Leasinglösung Sale-and-lease-back.

Sale-and-lease-back in der Praxis: Aktivierung stiller Reserven im Anlagevermögen
Beim Sale-and-lease-back verkauft das Unternehmen zunächst das gebrauchte Anlagevermögen und erhält dafür den Kaufpreis sofort ausgezahlt. Direkt im Anschluss least es diese Güter zurück. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Sale-and-lease-back funktioniert im klassischen Verarbeitenden Gewerbe bei Maschinen oder Anlagen, aber zum Beispiel auch bei Immobilien, Marken oder Patenten. Die Lösung ist ideal, denn gerade Marken oder Patenten werden von Banken kaum als Sicherheiten anerkannt. Sie sind meist unbelastet und können so für eine Liquiditätsgewinnung durch Sale-and-lease-back eingesetzt werden.

Die Vorgehensweise
Sind die Güter für eine Sale-and-lease-back Transaktion definiert, wird in der Regel ein Wertgutachten erstellt. Danach richtet sich die mögliche Höhe der Finanzierung. Sind sich Leasingunternehmen und Leasingnehmer über Höhe, Laufzeiten und Konditionen einig, wird der Vertrag erstellt und unterzeichnet. Der Kunde erhält den Kaufpreis ausgezahlt und least direkt im Anschluss die Assets zurück. Zum Vertragsende hat das Unternehmen die Möglichkeit, das Leasinggut wieder zurück zu erwerben, was in den meisten Fällen im Interesse der Unternehmen liegt. Das Risiko für beide Seiten ist überschaubar, da der hohe Wertverfall von Neumaschinen hier nicht mehr relevant ist. Der Leasingkunde erhält so zusätzliche Liquidität aus der Substanz der Firma heraus.

Die Einsatzgebiete von Sale-and-lease-back
Die Einsatzmöglichkeiten der Leasinglösung sind vielfältig und reichen von Neuinvestitionen, Entwicklung von Innovationen, Umfinanzierungen bis hin zur Schonung der Kreditlinien oder der Finanzierung einer Unternehmensnachfolge. Auch akuter Kapitalbedarf, das Realisieren von Steuervorteilen oder das Schaffen eines „finanziellen Polsters“ sind Gründe für den Einsatz. Oft wird das Modell genutzt, um ein verbessertes Rating zu erzielen oder die Kreditwürdigkeit zu verstärken. Sale-and-lease-back ist für viele Branchen geeignet, die stärkste Kundengruppe kommt aber ganz klassisch aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Denn beim Sale-and-lease-back wird Anlage­vermögen mobilisiert, es er­möglicht eine Liquiditäts- und Ertragsbeschaffung aus der Substanz des Unternehmens. Für das Unternehmen „fühlt“ sich das ganze wie die Nutzung eines besicherten Tilgungsdarlehens an, jedoch mit Assets, welche bisher dafür kaum nutzbar waren.

Vorteile nutzen
Sale-and-lease-back bringt auch Steuervorteile mit sich. Denn die Leasingkosten können zum Teil als betriebliche Aufwendungen steuerlich geltend gemacht werden. So mindert die monatlich zu zahlende Leasinggebühr anteilig den Gewinn und die zu zahlenden Steuern. Damit hat das Finanzierungsinstrument Analogien zu einem Tilgungsdarlehen, bringt aber dem Unternehmen zusätzliche Vorteile. Die bei Darlehen nötigen Sicherheiten bleiben unange­tastet, die Bilanzsumme niedrig und die Bonität erhalten. Außerdem sind die Leasingraten wiederkehrende Zahlungen und damit eine sichere Grundlage für die Finanzplanung.

Wird dennoch weiteres Fremdkapital in der Firma benötigt, verbessert Sale-and-lease-back die Eigenkapitalquote und somit das Rating. Der Unternehmer kann demnach eine verbesserte Kreditwürdigkeit erzielen. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass durch den Verkauf das Anlagevermögen in der Bilanz verringert wird und damit Sicherheiten für künftige Fremdkapitalgeber reduziert werden.

Als modernes Finanzierungsmodell hat Sale-and-lease-back für mittelständische Unternehmen jede Menge Vorteile und ergänzt die klassischen Varianten, wie den Bankkredit perfekt.

Autor: Patrick G. Weber, Geschäftsführer der Vantargis Leasing GmbH
E-Mail: patrick.weber@vantargis.de
Website: www.vantargis-leasing.de

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