Welt.DE: Diese Staaten sind die größten Pleite-Kandidaten der Welt

bac99c3301708ebeaa2542ec_1920Die Ukraine hat die Insolvenz abgewendet, doch die Lage ist kritisch. Das Land ist nicht der einzige Bankrott-Kandidat. Ähnlich geht es natürlich Griechenland – und einer ganzen Reihe anderer Ländern.

Staaten sind besondere Schuldner – besonders schwierige. Weil es anders als bei privaten Kreditnehmern für den Bankrott eines Landes keine festen Regeln gibt, werden Pleiten mal verschleppt, mal mutwillig herbeigeführt oder einfach verschleiert.

Wie skurril die Situation ist, machte zu Wochenschluss die Ukraine deutlich. Die Regierung in Kiew steht finanziell mit dem Rücken zur Wand und verlangt von den privaten Gläubigern einen Schuldenerlass von rund 40 Prozent. Als Druckmittel kündigte die ukrainische Finanzministerin Natalie Jaresko ein Schuldenmoratorium an, sprich, der Schuldendienst sollte nach eigenem Gutdünken ausgesetzt werden können.

Begründet wurde das Gesetz mit dem „Schutz nationaler Interessen“. Auch eine Zinszahlung am Freitag stand zur Disposition. In letzter Minute überlegte es sich Kiew offenbar anders und überwies die fälligen 120 Millionen Dollar doch an seine Gläubiger. Damit wurde der Staatsbankrott in letzter Minute abgewendet.

Zahlungsausfall zählt nur bei privaten Gläubigern

Die Ukraine wandelt auf den Spuren von Griechenland. Auch Athen musste sich verrenken, um die Insolvenz abzuwenden. Hellas setzte Zahlungen an den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die eigene Zentralbank aus, um gleichzeitig pünktlich seine privaten Gläubiger zu bedienen.

Das griechische Finanzministerium konnte sich auch auf eine Eigenart für Staatsschuldner berufen. Demnach löst ein Zahlungsverzug einen Pleitefall dann nicht aus, wenn es sich um öffentliche Kreditgeber handelt, die geprellt werden. Darunter fällt auch der Internationale Währungsfonds (IWF). Erst nicht geleistete Verpflichtungen gegenüber privaten Gläubigern gelten als Zahlungsausfall.

Wenn in diesem Sommer zwei Staatspleiten abgewendet wurden, heißt das nicht, dass die Länder dieser Welt solide Finanzen aufweisen. Im Gegenteil: Über einem halben Dutzend Staaten kreist der Pleitegeier. Allen voran auch über der Ukraine und Griechenland.

Nächster Zahlungstermin liegt im August

Nach einer Übersicht der Finanzagentur Bloomberg muss Kiew bereits am 23. August weitere Zinsen in Höhe von 70 Millionen Dollar überweisen. Am 23. September steht eine Dollar-Anleihe im Volumen von 500 Millionen Dollar an, nur einen Monat später ein Euro-Bond von 600 Millionen. Am 20. Dezember muss das Land einen drei Milliarden Dollar schweren Schuldschein an Russland zurückzahlen.

Auch wenn der IWF nun offenbar die nächste Hilfstranche an das geschundene Land überweisen wird, rechnen die Finanzmärkte nicht damit, dass Kiew die Anleihen in voller Höhe pünktlich zurückzahlen wird. Es fehlt schlicht an der wirtschaftlichen Potenz. Nach einer Prognose von Goldman Sachs dürfte die Ökonomie in diesem Jahr um 15 Prozent schrumpfen, nach einem Minus von 6,8 Prozent 2014.

Kein Wunder, wenn die Akteure an den Finanzmärkten auf Sicht der kommenden fünf Jahre die Pleitewahrscheinlichkeit mit über 90 Prozent angeben. Aber auch bei Griechenland taxieren die Profis trotz Einigung mit den öffentlichen Kreditgebern das Risiko für einen Zahlungsausfall auf 75 Prozent. Nach Ansicht von Experten kann Athen seine Verbindlichkeiten dauerhaft nicht schultern. Die Schuldenquote könnte nach dem neuen Hilfspaket schon bald die Marke von 200 Prozent erreichen.

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