Für Mario Draghi und die EZB ist die Deflation kein festes Ziel

Was-steckt-hinter-US--und-Eurokrise
Der Euroraum und die Vereinigten Staaten haben viel gemeinsam, beispielsweise die Einwohnerzahl und der Größe ihrer Volkswirtschaften. Seit der Finanzkrise teilen sie außerdem das gemeinsame
Ziel, den Tücken einer Rezession zu entkommen, denn der Schuldenabbau hat auf beiden Seiten des
Atlantiks das Wirtschaftswachstum belastet. Eine vereinfachte Messgröße zur Einschätzung des
Fortschritts ist die Inflationsrate. Sie verharrt in beiden Regionen bei null. Derzeit verfolgen beide
Zentralbanken das Ziel einer Inflationsrate in der von 2 Prozent.
In den USA hat die Notenbank (Fed) eine Anhebung der Zinsen in erster Linie mangels einer am
Verbraucherpreisindex oder den privaten Konsumausgaben gemessenen Inflation hinausgeschoben.
Derweil hat Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) jüngst signalisiert, dass
auf der nächsten EZB-Sitzung am 3. Dezember aggressivere Maßnahmen beschlossen werden
könnten. In seiner Erklärung vom 22. Oktober wurde signalisiert, dass die Deflation weiterhin ein
Problem in Europa darstellt. Anleger hegen daher die Vermutung, dass die EZB die Geldpolitik weiter
lockern oder sogar ihre im Januar 2015 bekannt gegebenen Maßnahmen zur quantitativen
Lockerung (QE) verschärfen könnte.
Wenngleich die EZB und auch der Offenmarktausschuss der Fed über ähnliche geldpolitische
Instrumente verfügen, besitzt die US-Notenbank den Vorteil eines vereinten Landes, in dem die
wichtigsten Wirtschaftsdaten den Durchschnittswerten im ganzen Land entsprechen. Die Haushaltsund
Geldpolitik auf Bundesebene verfolgt daher ein einfacheres Ziel. In Europa gestaltet die EZB die
Politik für eine ganze Region, die allerdings aus 19 souveränen Staaten besteht. In den Worten des
japanischen Premierministers Shinzo Abe versucht die EZB, das Inflationsziel mit nur einem Pfeil
(Geldpolitik) zu treffen. Darüber hinaus ist die Deflation in Europa ein bewegliches Ziel, denn in
einigen Ländern gibt es eine Preisinflation, während die größten Länder — Deutschland, Frankreich,
Italien und Spanien — noch gegen das Schreckgespenst fallender Preise kämpfen.
In Belgien ist die Inflationsrate seit Januar um 1,3 Prozentpunkte gestiegen. In Spanien hingegen, ein
Land mit einer schweren Deflation, wurde lediglich die Deflationsrate um weniger als einen halben
Prozentpunkt gesenkt. Ähnlich in Finnland, wo die Preise seit dem Beginn der QE in Europa um 0,6 %
nachgegeben haben. Worauf zielt die EZB nun, wenn sie schießt?
Laut Website der EZB „ergibt sich aus der Definition von Preisstabilität durch die EZB, dass der
Euroraum als Ganzes im Fokus ihrer Geldpolitik steht“. Im Jahr 2011 erkannte jedoch Fernanda
Nechio von der Reservebank San Francisco, dass nach der Taylor-Regel, dass „eine politische
Leitlinie, die Empfehlungen für die Zinsgestaltung einer geldpolitischen Behörde im Hinblick auf
Inflation und Wirtschaftsentwicklung setzt“, den Ländern im Kern und an der Peripherie des
Euroraums nicht mit einem einheitlichen Wert für diese Zielrate der EZB gedient ist.1 Im
Wesentlichen funktionieren diese Teile, wenn sie zusammen betrachtet werden. Bei einer separaten
Betrachtung liegen sie neben dem Ziel der EZB (besonders die Länder an der Peripherie).
Derzeit liegen alle Länder in dieser Liste nicht im Bereich des Ziels von „ nahe 2 %“. Daher sind
zusätzliche Maßnahmen der EZB im Dezember wahrscheinlich. Die größere Frage wird sein, wie die
RZB reagieren wird, wenn eine Mehrheit ihrer Mitglieder mit dem Ziel übereinstimmen, aber viele
Länder an der „Peripherie“, beispielsweise Spanien, weit ab von diesem Ziel liegen. Wenn es stimmt,
dass Geschichte dazu tendiert, sich zu wiederholen, dürfte die EZB sich weiter auf den Euroraum als
Ganzes konzentrieren und die weniger glücklichen Länder sich selbst überlassen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Euroschwäche sich fortsetzt und zusätzliche Krediterleichterungen
in Europa geschaffen werden, würde sich nach unserer Meinung positiv auf die jetzt Gestalt
annehmende lokale Erholung in der gesamten Region auswirken und die Rally an den europäischen
Aktienbörsen weiter beflügeln.
1 Fernanda Nechio, „Monetary Policy When One Size Does Not Fit All“, Federal Reserve Bank of San Francisco, 13.06.11.
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