Grinsen statt Zinsen? Verscherzen Sie es sich in renditeschwachen Zeiten nicht mit Ihren Kunden

Tipp

von Oliver Tissot

Spätestens, wenn es mit dem Depot bergab geht, ist beim Kunden Schluss mit lustig. Hat Humor nur in der Hausse Konjunktur? Nein, gerade jetzt hilft Ihr „Lachverstand“ dabei, dass Kunden Vertrauen und Zuversicht bewahren und zurückgewinnen.

 

Finanzexperten blasen derzeit Trübsal. Man möchte nicht den Eindruck erwecken, als hätte man den Ernst der Zinsniveaulosigkeit nicht erkannt. Während man sich also über Rendite und Rentables den Kopf zerbricht, ist das Gesündeste aus dem Blickfeld geraten: Das Lachen. Dabei fördert ein lachendes Gesicht spontan die Interaktion und Kommunikation. Humor verringert die Distanz und schafft ein gesundes psychisches Klima. Humor ist in hervorragender Weise geeignet, unangenehme Themen erträglich zu machen. Solange noch gelacht wird, ist ein Konsens herstellbar. Gemeinsames Lachen intensiviert das gegenseitige Vertrauen. Im Lachen werden positive zwischenmenschliche Signale gesetzt, die Teamgeist, Kreativität und Motivation fördern. Es bedeutet: Hier werden deine Bedürfnisse wahrgenommen. Und immerhin steht das ja auch in vielen Unternehmensleitbildern: „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. ” Aber wo steht er denn da? Mitten im Weg natürlich. Von da muss man ihn vertreiben! Darum gibt es ja den Vertrieb, – oder Kundenberater. Berater heißen die übrigens, weil die auch nichts wissen, sondern raten müssen, sonst würden sie ja Bewisser heißen. Und hier stellt sich die Frage: Haben die Niveau oder findet man die nie wo?

 

Lachen ist ein Gesundbrunnen, Griesgräme bleiben auf dem Trockenen sitzen

 

Wenn Menschen miteinander lachen, erleben sie die vielen ‚Skepsis-Fallen‘, die sich gerade bei Finanzthemen auftun, als eine Herausforderung, die mit Humor freundschaftlich gemeistert werden kann. Die eigentliche Funktion des Humors ist nämlich Relativierung. Die durch das Lachen verursachte Ausschüttung an Glückshormonen ist der Grund, weshalb wir uns nach ausgiebigem Lachen wohl fühlen. Dieser Wohlfühleffekt kann genutzt werden, um nicht nur individuelle Spannungen, sondern auch Disharmonien in Gruppen sowie Konkurrenzdruck abzubauen und gruppendynamische Prozesse zielgerichtet zu beschleunigen. Lachforscher, sogenannte Gelotologen, haben nachgewiesen, dass biochemische Abläufe während des Lachens die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin im Körper stoppen. Stattdessen werden körpereigene Morphine, die Glückshormone, produziert. Lachen stimuliert und stärkt das Immunsystem. 10 Minuten Lachen ist so entspannend ist wie eine dreiviertel Stunde autogenes Training. Dabei wirkt sich schon ein Lächeln positiv auf die Hirnaktivität aus. Vor allem zwischen „verfeindeten” Personen wirkt Humor wie Magie: „Magie die oder mag i die net?”, hat man sich ja bislang schon gefragt. Jetzt kann man auch noch Zähne zeigen.

 

Man kann sich Erfolge durch zu großen Ernst auch verscherzen

 

Aber Vorsicht: Nicht immer, wenn man Zähne sieht, darf man das für ein Lachen halten, – meistens ist es einfach nur Verbissenheit. Insofern darf es auch nicht überraschen, dass man mit der Idee einer Humorkultur oft Neuland betritt. Zwar wird Humor als Charaktereigenschaft geschätzt, aber dass Maßnahmen systematisch ergriffen werden, um Lachen im Business zu fördern, ist noch die Ausnahme. Dabei wird gar nicht verlangt, sich die Pappnase aufzusetzen. Vielmehr  geht es um wirkungsvolle Möglichkeiten von der pfiffigen Präsentation bis hin zur individuellen Kundenkommunikation, die gewinnbringendes Lachen anregen und fördern soll. Damit kann man dem entgegentreten, was aktuelle wissenschaftliche Studien zum Vorschein bringen, nämlich dass kommunizierte Inhalte gar nicht wahrgenommen und verstanden werden, weil sie zu unpersönlich und abstrakt formuliert sind. Weil es oft richtig kompliziert ist, wird dann gerne irgendwo ein Ausschuss gebildet, der Klarheit schaffen soll.  Aber was ist davon zu halten, wenn mit dem gleichen Wort auch Produktionsabfall gemeint ist, der beim besten Willen zu nix mehr zu gebrauchen ist? Da haben sich einige offensichtlich schon kaputt gelacht.

 

„Das ist doch wohl ein Witz!” wird man sich auch in Zukunft bei Geldanlagen denken

 

Anders als für so manchen Finanz-Geheimtipp, der gerade im Trend liegt, gibt es für den Humor nachhaltige und langfristige Perspektiven: Der Witz überlebt auch schlechte Zeiten. Humor ist gerade für schwierige Situationen ein wirkungsvolles Ventil, um Frust abzubauen und Schwachpunkte oder Fehler aufzudecken und zu kommunizieren. „Langsam beginnt man auch bei uns zu begreifen, wie wichtig Humor als Fähigkeit ist – sowohl im Sinne der sozialen Kompetenz als auch als Anti-Stress-Strategie und im Sinne von Heiterkeit als Heilungs-Prozess!” Das sagte Vera Birkenbihl, eine der einflussreichsten Businesstrainerinnen und Management-Coachs in Deutschland. Nicht die Fixierung auf vermeintliche Fakten, sondern Flexibilität und Anpassung sind gefragt. Esprit und Empathie statt dem Festhalten an simplen Strickmustern sind derzeit die wichtigeren Erfolgsrezepte. Humor als Humanfaktor ist somit einer der entscheidenden Garanten für anhaltenden Erfolg. Laut einer Gallup-Studie haben gerade einmal 12% aller Deutschen Spaß an ihrem Job, 70% tun nur das Nötigste. Forschungen haben andererseits bewiesen: Je wohler Sie sich fühlen, je mehr Freude Sie haben, desto leistungsfähiger sind Sie. Ob es Kollegen, Kunden oder Vertreter der Presse sind, – sie alle werden durch ein positives Image angezogen. Je lösungsorientierter und fröhlicher das Bild ist, das man nach außen bietet, umso stärker wird diese Anziehungskraft sein. Humor gilt nicht nur bei Persönlichkeitseigenschaften als attraktiv und anziehend, sondern auch als Attribut Ihrer Unternehmenskultur. Allein aus Gründen der Effizienz und Nachhaltigkeit müsste mehr gelacht werden. Denn Humor fördert Erkenntnis und initiiert Veränderungen. Eine Pointe beinhaltet eine Art Mnemotechnik: Gerade das Außergewöhnliche prägt sich dem Gedächtnis ein. Leider reden Finanzberater aber lieber langatmig statt kurzweilig und salbungsvoll statt satirisch, – ganz so wie Politiker, von denen man allerdings schon gelernt hat, dass „Versprechen“ nicht bedeuten, dass sie etwas versprechen, sondern dass sie sich versprechen!

Wird Ihnen der Kunde nun mit größtem Vergnügen begegnen?

Lassen wir die Kirche im Dorf: Trotz vieler unbestreitbarer Vorteile, die für ein humorvolleres Miteinander im Geschäftsleben sprechen, scheint es unvereinbare Gegensätze zwischen Erheiterndem und Erwerb zu geben. Humor greift Regeln an, gibt Normen der Lächerlichkeit preis. Komisch sein heißt rücksichtslos sein. Oder wie der amerikanische Komiker Mel Brooks sagt: „Geht es um Komik, kriegt jeder was ab.” Sollte Ihnen, lieber Leser, deshalb etwas auf den Sack gehen, sollten Sie dafür sorgen, dass es wenigstens ein Lachsack ist. Denn dieser Scherzartikel erfreut sich seit fast fünf Jahrzehnten größter Beliebtheit. Er wurde 1968 von einem Deutschen zum Patent angemeldet und seitdem über 120 Millionen mal verkauft. Für die Aufnahme des Gelächters veranstaltete man übrigens einen Wettbewerb mit Kandidaten, die besonders ansteckend lachen konnten. Sieger war ein Finanzbeamter.

 

Zum Autor: Dr. Oliver Tissot ist durch Fernsehauftritte einem größeren Publikum bekannt. Seit ca. 15 Jahren ist er als Kabarettist und Key-Joke-Speaker für Firmen tätig. Seine Erfahrungen und Eindrücke aus Besprechungen, Meetings, Veranstaltungen und Auftritten flossen in eine Doktorarbeit über Humor in der Arbeitswelt ein. Sie können ihn als Humorberater und für Ihr Event direkt buchen: www.olivertissot.de

 

 

 

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