Weshalb in Ostwestfalen so viele Hidden Champions sitzen

Wohl die ganze Welt möchte wissen, wie es möglich sein kann, dass sich Fabriken fast ohne menschliche Hilfe steuern lassen, weil die Arbeiten von Maschinen übernommen wurden, die sogar miteinander kommunizieren können. Auch Anleger, die etwa über die Plattform Oanda ihr Geld in Aktiengesellschaften investieren, profitieren von Unternehmen, die sich mit der Industrie 4.0 befassen. Wer wissen möchte, wie die Industrie 4.0 tatsächlich funktioniert, muss aber nicht nach Japan oder in die USA reisen – derartige Einblicke gibt es in Bielefeld, Höxter, Lemgo, Paderborn oder auch in Espelkamp. In Ostwestfalen, also ganz oben in Nordrhein-Westfalen, residiert der vom Staat geförderte Spitzencluster „Intelligente Technische Systeme“. Hier wurde ein Netzwerk geschaffen, das bereits jetzt schon umsetzt, was erst in den kommenden Jahren bundesweit erwartet werden darf. Doch warum scheint es so, als wäre die Industrie 4.0 in Ostwestfalen daheim?

 

Die Top-Unternehmen befinden sich alle in Ostwestfalen

Über Ostwestfalen befindet sich ein Netzwerk, das vor Jahren aus der Not geboren wurde. Heute erntet das Netzwerk die Früchte der jahrelangen Arbeitet. Die Region befindet sich – vor allem in den Bereichen Forschung und Unternehmertum – ganz vorne. In Ostwestfalen arbeiten seit rund 20 Jahren Unternehmen, Fachhochschulen, Universitäten, Kulturschaffende und Förderungsgesellschaften an dem Ziel, die Region zum absoluten Magneten für Forscher und Unternehmensgründer zu machen – die Strategie ist aufgegangen. Auch wenn die Landeshauptstadt Düsseldorf gerade einmal zwei Stunden entfernt liegt und am anderen Ende des Bundeslandes die Musterhochschule RWTH Aachen steht, so drängen sich dennoch die besten Unternehmen in Richtung Ostwestfalen. Es gibt keinen anderen Ort in Deutschland, an dem die Unternehmen – Jahr für Jahr – Milliardenumsätze erzielen. So finden sich in Ostwestfalen die Unternehmen Hella (Lippstadt), Phoenix Contact (Blomberg), Benteler (Paderborn), Miele (Gütersloh), Oetker (Bielefeld), Melitta (Minden), Claas (Harsewinkel), Gildemeister (Bielefeld) oder auch Bertelsmann (Gütersloh). Bernd Venohr, Herausgeber des „Lexikons der deutschen Weltmarktführer“ und Unternehmensberater für den Mittelstand, weiß, dass es eine derartige Unternehmensdichte in keiner anderen ländlichen Region gibt. „Vergleicht man die Unternehmen mit international agierenden Konzernen, so befinden sich jene Betriebe, die in Ostwestfalen beheimateten sind, noch immer im Spitzencluster. Das ist schon extrem beeindruckend“, so Venohr.

 

 

Die Hintergründe der ostwestfälischen Erfolgsgeschichte

Natürlich gehört auch eine Portion Glück dazu, damit sich jene Unternehmen und Einrichtungen ansiedeln, die Produkte und Dienstleistungen anbieten, die von der ganzen Welt – auch im Zuge der Digitalisierung – benötigt werden. Zudem erhielt die Region, die sich im Spitzencluster „Intelligente Technische Systeme“ befinde, auch eine 40 Millionen Euro schwere Förderung des Bundes. Die Hochschulen in Paderborn, Bielefeld, Lemgo, Höxter und Detmold kooperieren einerseits mit 153 Unternehmen und andererseits mit den Fraunhofer-Instituten – somit gibt es keine Forschung im Elfenbeinturm. Nur die Clusterbetriebe haben im Jahr 2013 einen Umsatz von über 29 Milliarden Euro erzielt. Des Weiteren gab es in der Branche über 200 neue Unternehmensgründungen. Ein weiterer positiver Aspekt ist auch die Tatsache, dass sich die Region tatsächlich weit ab vom Schuss befinde. Genau das hat auch in der Vergangenheit für eine beschleunigte Kompromissfähigkeit aller Beteiligten gesorgt. Gemeinsame Anstrengungen standen und stehen noch immer im Vordergrund, damit die Region auch für auswärtige Fachkräfte interessant wird. Auch Politiker und Marketingexperten sind schon mehr als zehn Jahre mit dem Projekt beschäftigt, Ostwestfalen zu einer Marke zu machen, die auch international bekannt ist. Sie sind auch nicht zurückhaltend, wenn es um die direkte Werbung geht – die Vorteile werden angepriesen, die Nachteile (sofern es überhaupt welche geben kann) werden gar nicht erst an die große Glocke gehängt. Es scheint, als wäre Ostwestfalen ein Fleck in Deutschland, der Jahre voraus ist – schlussendlich gibt es hier sogar eine über den Bundesdurchschnitt liegende Geburtenrate. Vor allem ist es das Miteinander, das der Region extrem geholfen hat. Hier kann der Forscher mit dem Unternehmer und der Unternehmer kann mit dem Verbandsfunktionär. Der kann hingegen wieder mit dem Abgeordneten in Berlin, der darauf achtet, dass die neuen Projekte auch politisch unterstützt werden. In Ostwestfalen weiß man eben, wie es richtig geht.

 

 

Bilder:

https://pixabay.com/de/bohrkopf-bohrspitze-bohrer-metall-444504/

https://pixabay.com/de/claas-lexion-m%C3%A4hdrescher-ernte-2147239/

Schreibe einen Kommentar