von Michael Proffe
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- Die Anfänge der Kreditwesens
- VISA und Mastercard: Die beiden Marktführer in Deutschland
- Hiobsbotschaften für beide Unternehmen
Was glauben Sie, wie viele Menschen in Deutschland eine Kreditkarte haben? Ich habe mir kürzlich diese Frage selbst gestellt, und war einigermaßen überrascht über die Antwort, die ich gefunden habe: Bei einer repräsentativen Umfrage gaben im Jahr 2017 nur 36 % der Befragten an, eine Kreditkarte zu besitzen. Erstaunlich wenig, wie ich finde.
Das sieht in den USA ganz anders aus: Hier haben etwa 75 % der erwachsenen Einwohner mindestens eine Kreditkarte. Interessant ist auch in diesem Zusammenhang eine Statistik über die American-Express-Kreditkarte, die ich gefunden habe: In den USA befinden sich 50 Millionen AmEx-Karten im Umlauf und im ganzen Rest der Welt nur wenig mehr, nämlich 62,8 Millionen. Auch das zeigt, welche große Bedeutung Kreditkarten in den Vereinigten Staaten haben.
Umso mehr stellt sich mir die Frage, warum die Kreditkarte in Deutschland so ein Schattendasein führt. Deshalb habe ich mich mal im Bekanntenkreis umgehört und nach Gründen gefragt, und da kamen eigentlich immer wieder die zwei gleichen Argumente:
„Ich hab doch eine ec-Karte, das reicht mir“ und „Wenn ich eine Kreditkarte benutzen würde, hätte ich keine Kontrolle mehr über meine Ausgaben“. Und amüsanter Weise haben mir einigen Kreditkarten-Besitzer erzählt, sie hätten sich die Karte nur deswegen geholt, weil sie in die USA reisen mussten oder wollten.
Egal, wie Sie selbst zum Thema Kreditkarte stehen: Aus der Geldanlegersicht sind die Kreditkartenunternehmen auf jeden Fall interessant.
Herzliche Grüße
Ihr Michael Proffe
Die Anfänge der Kreditwesens
Auch wenn es die erste Kreditkarte erst 1950 gab (dazu gleich mehr), so ist die Idee des Verkaufens auf Pump deutlich älter: Schon die Mesopotamier arbeiteten vor 5.000 Jahren mit einer Art Kreditsystem: Bauern konnten sich Saatgut leihen und zahlten es dann nach der Ernte – und natürlich mit Zinsen – zurück. Ein Mahnwesen erdachten die Mesopotamier jedoch nicht: Wer nicht zurückzahlen konnte, wurde kurzerhand versklavt.
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Diners Club Kreditkarte (Quelle: www.dinersclub.de)
Die schöne Geschichte vom „Ersten Abendmahl“
Die erste Kreditkarte wurde vom amerikanischen Unternehmer Frank McNamara 1950 entwickelt und unter dem Namen „Diners Club Card“ auf den Markt gebracht. Zu ihrer Entstehung gibt es eine schöne Geschichte, die unter dem Namen „First Supper“ (Erstes Abendmahl) bekannt geworden ist. McNamara war demnach mit Freuden und Geschäftspartnern im Restaurant Major’s Cabin Grill in Manhattan zum Abendessen eingekehrt. Als er am Ende des Dinners die Rechnung begleichen wollte, stellte er mit Schrecken fest, dass er seine Geldbörse vergessen hatte. Es gab einige Diskussionen mit Kellnern und Oberkellnern, bis McNamara schließlich seine Visitenkarte unterschrieb und dem Geschäftsführer des Restaurants als Schuldschein hinterließ.
Am nächsten Tag beglich er dann die ausstehende Rechnung. Dieses Ereignis soll McNamara dazu inspiriert haben, den „Diners Club“ zu gründen, dessen Mitglieder gegen Vorzeigen einer Mitgliedskarte dann in Partner-Restaurants auf Kredit speisen konnten. Aber wie das oft so ist mit Geschichte, die zu schön sind, um wahr zu sein: Diese Geschichte ist eine Erfindung der PR-Abteilung von Diners Club.
VISA und Mastercard: Die beiden Marktführer in Deutschland
Marktführer in Deutschland ist mit 17,8 Millionen ausgegebenen Kreditkarten Mastercard; dicht dahinter folgt VISA mit 16,1 Millionen Karten. Als Geldanleger sind für uns natürlich Umsatz und Gewinn wichtige Orientierungsgrößen, und auch da können beide punkten: VISAs Umsatz hat sich seit 2009 (6,9 Milliarden US-Dollar) bis 2018 auf 20,6 Milliarden USD fast verdreifacht. Ähnlich gut sieht es bei den Gewinnen aus: 2009 standen hier 2,35 Milliarden USD in den Büchern; 2018 waren es dann schon stolze 10,3 Milliarden US-Dollar.
Auch Mastercard kann hier gute Zahlen aufweisen: 2017 machte das Unternehmen einen Umsatz von 12,5 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 3,9 Milliarden Dollar (2009: 5,1 Milliarden Dollar Umsatz und 1,4 Milliarden Dollar Gewinn).
Beide Unternehmen scheinen sich also prächtig zu entwickeln. Aber es gibt auch den ein oder anderen Wermutstropfen…
Hiobsbotschaften für beide Unternehmen
VISA befindet sich aktuell mit der US-Supermarktkette Kroger im Clinch: Denen sind die Gebühren von VISA zu hoch, weshalb Kroger keine VISA-Kreditkarten mehr als Zahlungsmittel akzeptiert. Da Kroger über 2.700 Supermärkte in den USA besitzt, ist das schon ein Schlag ins Kontor für VISA.
Mastercard bekam gerade von der EU eine Strafe von 571 Millionen Dollar aufgebrummt. Nach sechsjähriger Ermittlung sah es die EU als erwiesen an, dass Mastercard die Zahlungsabwicklungsgebühren für den Einzelhandel künstlich erhöht hat.