Bank of Japan wendet sich vom Nikkei ab

2021 In ihrer letzten Sitzung im März kündigte die Bank of Japan mehrere Änderungen ihres geldpolitischen Rahmens an, bestätigte aber ihre Politik, die Renditen unter Kontrolle zu halten. Basierend auf den jüngsten Reden von Vorstandsmitgliedern sowie dieser Sitzung wird die BoJ ihren straffen Griff auf die japanischen Finanzmärkte fortsetzen, wie wir es in den letzten zwei Jahrzehnten gesehen haben. Während sie weiterhin den Anleihemarkt stützt, zieht sich die Bank of Japan allmählich von ihren Aktienkäufen zurück. In Zukunft will sie keine Nikkei-ETFs mehr kaufen und sich stattdessen auf TOPIX-ETFs konzentrieren, da der Nikkei zu sehr auf eine geringe Anzahl von Unternehmen ausgerichtet sei. Die Bank of Japan hat auch ihr Ziel, etwa 6 Billionen JPY (60 Mrd. USD) zu kaufen, fallen gelassen. Stattdessen hält sie sich die Option offen, mit einem jährlichen Höchstlimit von 12 Billionen JPY weitere Käufe zu tätigen. In den letzten Monaten hat sie ihre Aktienkäufe bereits reduziert.

„Im Gegensatz zu vielen anderen Zentralbanken ist es der Bank of Japan bisher gelungen, die Volatilität der japanischen Renditen niedrig zu halten, ohne dass sie ihr Kaufprogramm für Bonds beschleunigen musste“, so Sandra Holdsworth, Head of Global Rates UK. „Die japanischen Anleger sind offensichtlich durch jahrzehntelange Ankäufe der Zentralbank gut geschult und wissen, dass es sich nicht auszahlt, gegen diese Zentralbank zu agieren.“ Selbst nach der Ankündigung der Bank of Japan, dass sie dem 10-jährigen Zins eine Abweichung von rund 25 Basispunkten von ihrem Zielwert von Null erlauben wird, scheinen Investoren laut Holdsworth davor zurückzuschrecken, diese Limitierungen zu testen. Während die Reserve Bank of Australia (RBA) in den letzten Wochen ihre Käufe erhöhen musste, um ihr Renditeziel zu verteidigen, erweist sich die Bank of Japan erfolgreicher im Umgang mit den Anlegern. Um ihre Richtung zu untermauern, kündigte die Bank of Japan an, dass sie ihr Kaufprogramm an „aufeinanderfolgenden Tagen“ durchführen könne – eine Botschaft, die eindeutig darauf abzielt, eine Situation wie die der RBA zu vermeiden.

Mit der Einführung von Abenomics schaltete Japan mit Einsatz der Geldpolitik in einen höheren Gang. Seitdem kaufte die Bank of Japan so viele Anleihen wie nötig, um die Renditen von Staatsanleihen in Schach zu halten und eine Aufwertung des Yen zu verhindern, während die japanische Regierung ihre Ausgaben erhöhte. Im Jahr 2016 fügte sie die Verpflichtung hinzu, die 10-jährigen Renditen nahe Null zu halten, und führte damit eine formale Kontrolle der Zinskurve ein. Infolgedessen wuchs die Bilanz der BoJ in rasantem Tempo und überschritt bis zum Ende des Jahrzehnts 100% des BIP. Nachdem die Corona-Krise die Finanzmärkte getroffen hatte, weitete die BoJ ihre QE-Programme noch weiter aus, wodurch die Bilanzsumme auf 130 % des BIP anstieg, verglichen mit 63 % bei der EZB und 36 % bei der Fed. Insgesamt hat die Bank of Japan den Status quo an den japanischen Finanzmärkten nicht verändert. Die Renditen sind nach wie vor niedrig und die Bank of Japan ist bereit und in der Lage, an ihrer Zinskurvensteuerung für den 10-Jahres-Zins festzuhalten. Der Yen hat sich aufgrund der steigenden Zinsdifferenz zum Dollar abgeschwächt. Dies wird Investoren weiterhin veranlassen, den Yen als Finanzierungswährung für Anlagen mit höherer Rendite zu nutzen.

Zu der Frage, wo japanische Anleger nach neuen Gelegenheiten suchen könnten, da die Bank of Japan den Nikkei meidet, erklärt Hendrik Tuch, Head of Fixed Income NL bei Aegon Asset Management, dass sich der US-Anleihemarkt als attraktiv erweisen könnte, warnt aber davor, dass sich dies langfristig die Rendite japanische Aktien schmälern könnte.  „Wir können davon ausgehen, dass japanische Investoren mehr Geld in den US-Anleihenmarkt allokieren werden, insbesondere nach dem Beginn des neuen Geschäftsjahres im April. Die japanischen Aktienmärkte werden die neuen Nachrichten der Bank of Japan verdauen müssen und die Anleger werden eine klare Präferenz des TOPIX gegenüber dem Nikkei zeigen“, so Tuch.

„In Zukunft können wir nur noch Unterstützung erwarten, wenn der Aktienmarkt schwächelt. Der Kuroda-Put ist also noch da, ber die bisherige kontinuierliche Unterstützung durch die Bank of Japan wird uns fehlen, insbesondere für den Nikkei-Index“, erklärt Tuch weiter.

„In Anbetracht der Tatsache, dass die Bank of Japan durch ihre Käufe etwa 7 % des gesamten japanischen Aktienmarktes angehäuft hat, sollten wir die Auswirkungen einer Begrenzung dieses Kaufprogramms auf zukünftige japanische Aktienrenditen nicht unterschätzen. Durch ihre ständige Kontrolle über die japanischen Finanzmärkte wird die Bank of Japan in Zukunft weniger Aktien und Anleihen kaufen müssen, da sie sich die Option offenhält, diese Programme zu erhöhen, wenn mehr Unterstützung benötigt wird“, fasst Tuch zusammen.

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