Was denken drei führende Asset Manager über das zukünftige Wachstum, Inflation und Zinsen für den weiteren Verlauf in 2021?

Wenn der weltweite Wirtschaftsmotor an Fahrt aufnimmt, was ist dann für Zinsen und Inflation zu erwarten? Eine vor Kurzem durchgeführte Diskussionsrunde über makroökonomische Anlagethemen mit drei eigenständigen Asset Managern, die alle zu Franklin Templeton gehören, ergab Gemeinsamkeiten und Meinungsverschiedenheiten über den Verlauf des globalen Wirtschaftswachstums, Inflation und ihre Allokationsentscheidungen.

  1. Globales Wirtschaftswachstum

John Bellows, Portfolio Manager bei Western Asset
„Normalisierung mit starker Kraft, die zu überdurchschnittlichen Wachstumsraten führt“

Wir bewerten den Ausblick hier in den USA und wirklich rund um den Globus recht zuversichtlich. Wir befinden uns in einer Zeit, in der sich allmählich wieder wirtschaftliche Normalität einstellt – und diese wirtschaftliche Normalisierung ist eine wirklich starke Kraft, die zu überdurchschnittlichen Wachstumsraten führen wird. Und diese überdurchschnittlichen Wachstumsraten sind bedeutsam. Sie verbessern die Bilanzen, sie verbessern die Erträge, und sie verbessern die Umsatzerlöse, und so unterstützt diese wirtschaftliche Normalisierung wiederum ein überdurchschnittliches Wachstum in den USA und auf der ganzen Welt.

Sonal Desai, Chief Investment Officer bei Franklin Templeton Fixed Income

“Rezessionskurve in deutlicher V-Form”

Die Art von Wachstum, die wir in diesem Jahr beobachten werden, hat – wenn ich so sagen darf – chinesische Züge. Wir werden in den USA in diesem Jahr hohe einstellige Raten sehen. Nach diesem Jahr erwarte ich keinen schnellen Rückgang auf ein Niveau von 2 % oder 2,5 %, insbesondere angesichts der anhaltenden Konjunkturmaßnahmen für die US-Wirtschaft. Letztes Jahr um diese Zeit sprachen die Leute über einen L-Verlauf, die Große Depression, die „Buchstabensuppe“ der Erholung. Meiner Meinung nach sehen wir eine Rezessionskurve in deutlicher V-Form. Daher dürften wir also noch eine Weile ein starkes Wachstum verzeichnen.

Francis Scotland, Director of Global Macro Research bei Brandywine Global

“Der Aufschwung erfasst die ganze Welt“

Aus unserer Sicht verleiht das aktuelle Konjunkturprogramm einer Wirtschaft Auftrieb, die sich bereits von den Lockdown-Maßnahmen des letzten Jahres erholte. Und der Arbeitsmarktbericht der USA für den Monat März könnte ein Vorgeschmack auf das sein, was noch kommen könnte. Das Manuskript ähnelt weiterhin einem Aufschwung, der nach einer Naturkatastrophe zu beobachten ist, und spiegelt nicht die eher langwierige Erholung und anschließende Expansion einer traditionellen Rezession wider. Im Großen und Ganzen erfasst der Aufschwung die ganze Welt, unabhängig vom Zeitplan und der Verwaltung der Impfstoffverteilung. Das weltweite Importvolumen hat sich vollständig erholt. Die Einkaufsmanagerindizes schnellen in die Höhe. In Europa zeigen sich positive Überraschungen, auch wenn es Probleme mit den Impfungen gibt. Die Industrieproduktion in Asien steigt stark an. In meiner kanadischen Heimat wurden 90 % des Beschäftigungsrückgangs wieder aufgeholt. In Australien liegt das Beschäftigungsniveau auf einer neuen Höchstmarke. Daher scheint sich die Weltwirtschaft wirklich sehr, sehr kräftig zu erholen.

  1. Inflation

John Bellows, Portfolio Manager bei Western Asset
„Inflationsschub mit hohem Niveau“

Der Markt preist inzwischen eine Verbraucherpreisinflation von mehr als 2,5 % ein, die in den nächsten fünf Jahren sogar 2,75 % erreichen könnte. Es sind also nicht nur drei Monate mit einer höheren Inflation, sondern eine nachhaltige Inflation von 2,7 % oder 2,6 % über fünf Jahre. Das ist ein deutlich höheres Niveau als in den letzten zehn Jahren und viel mehr als die Ziele der Federal Reserve (Fed).

Ich denke, der Markt hat sowohl für die Inflation als auch für die Fed sehr optimistische Ergebnisse eingepreist. Und wenn sich der Inflationsschub, den wir in den nächsten drei bis sechs Monaten verzeichnen, nicht als dauerhaft und stattdessen als vorübergehend erweist, könnten wir meiner Einschätzung nach eine gewisse Anpassung in diesen beiden Dimensionen auf dem Zinsmarkt beobachten.

Sonal Desai, Chief Investment Officer bei Franklin Templeton Fixed Income

“Inflation könnte länger als erwartet anhalten”

Da das, was wir in Bezug auf die Politik sehen, anders ist als alles bisher Dagewesene in den letzten 30 Jahren, würde es mich nicht überraschen, wenn wir auch hinsichtlich der Inflation ein Ergebnis sehen, das anders ist als alles sonst in den letzten 30 Jahren. Noch einmal: Ich spreche nicht von einer Inflation im hohen einstelligen Bereich. Aber lässt sich sagen, dass wir fünf Jahre erleben könnten, in denen die Fed ihr Ziel von 2 % im Schnitt mehr als erreicht? Das ist durchaus möglich, es ist sehr plausibel. Und all dies geschieht natürlich zu einer Zeit, in der wir eine V-förmige Erholung verzeichnen, die breiter angelegt ist – das lässt darauf schließen, dass die Rohstoffpreise ebenfalls gut gestützt sind. Die Fed hat in der Tat erklärt, die Inflation sei vorübergehend. Was bedeutet vorübergehend? Sind das zwei, drei Monate? Sind es einige Quartale? Sind es einige Jahre? Ich denke, das ist der Punkt, auf den die Frage wirklich hinausläuft, und ich bin eher geneigt zu glauben, dass „vorübergehend“ ein bisschen länger andauern könnte, als wir derzeit erwarten.

Francis Scotland, Director of Global Macro Research bei Brandywine Global

“Ersparnisse sind wichtiger Faktor für Inflation“

Die übereinstimmende Meinung besteht darin, dass es zumindest einen vorübergehenden Anstieg der Inflation geben wird. Die Überraschung könnte vielleicht größer ausfallen, als die Leute erwarten. Ich denke, um die Frage nach den langfristigen Inflationsaussichten zu beantworten, wird einer der wichtigsten Faktoren sein, was mit den Ersparnissen (Konjunkturzahlungen) geschieht. Eine Möglichkeit ist, dass sich die Menschen mit dem Abklingen der Pandemie entspannen und einen Teil ihrer Bargeldbestände ausgeben, während die Fed mit Vollgas agiert.

  1. Auswirkungen auf die Allokation

John Bellows, Portfolio Manager bei Western Asset
„US-Unternehmensanleihen und Schwellenländer stehen oben auf der Allokation“

Kreditrisiken sind aus unserer Sicht empfehlenswert, sowohl in den USA als auch weltweit. Das heißt eine Übergewichtung in US-Unternehmensanleihen. Wir haben auch einen Teil in Bank Loans unter Investment-Grade investiert, aber der Schwerpunkt liegt auf einem Engagement in Unternehmensanleihen, um von der wirtschaftlichen Normalisierung zu profitieren. Auch Schwellenländer sollten in Betracht gezogen werden. Die Schwellenländer haben sich vielleicht weniger erholt, aber wenn wir recht haben, dass das globale Wachstum weiter zunimmt, wird sich das irgendwann auch auf die Schwellenländer auswirken.

Francis Scotland, Director of Global Macro Research bei Brandywine Global

“High-Yield-Segment in Schwellenländern“

Im Verlauf dieses Jahres spricht die makroökonomische Story für ein abnehmendes wirtschaftliches Risiko, was nahelegt, ein höheres Risikoniveau im Bereich der Unternehmensanleihen einzugehen. Das Kreditteam bei Brandywine Global sieht zahlreiche Gelegenheiten im High-Yield-Segment. Wenn wir Schwellenländer betrachten, passiert dort etwas sehr Interessantes. Zinsen bzw. Anleihenrenditen beinhalten in Schwellenländern eine Solvenzrisikoprämie sowie eine Durationskomponente. Die Unterstützung, die wir auf dem Markt für Staatsanleihen gesehen haben – die Renditen auf Schatzanleihen im letzten Jahr – kam auch in vielen Schwellenländern zum Tragen. Somit hat sich die Risikoprämie hinsichtlich der Verbesserung der Weltwirtschaft keineswegs verschlechtert. Doch wir haben infolge des Anstiegs der globalen risikofreien Rendite – US-Staatsanleihen – eine gewisse Unterstützung für die Renditen gesehen. Das schafft unserer Meinung nach mehr Gelegenheiten auf einigen dieser Märkte. Die große Frage ist meiner Ansicht nach der US-Dollar. Kann die Fed ihr Inflationsziel – eine durchschnittliche Inflationsrate von 2 % – wenn sie wirklich erfolgreich sein will, unserer Einschätzung nach nicht ohne einen weiteren Verfall des Dollar erreichen? Dies käme einem Nicht-Dollar-Engagement in globalen Anleihen zugute.

Sonal Desai, Chief Investment Officer bei Franklin Templeton Fixed Income

“Rezessionskurve in deutlicher V-Form”

Wir sind chancenorientiert bei Sektoren ein- und ausgestiegen, die wir nach ihrer Belastung durch das Coronavirus betrachten und die schwer gelitten haben. Es gibt komplizierte Bereiche wie das Gesundheitswesen. Doch auch hier konnten wir Chancen aufdecken. Es ist extrem wichtig, Unternehmen auf Einzelfallbasis zu analysieren. Das ist etwas, worauf unser Team besonders Wert legt.

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