Gibt es wirklich keine Alternativen?
Kommentar von Andreas Gilgen, Leiter Portfoliomanagement bei der Bank Alpinum
TINA – «There is no Alternative» oder mit anderen Worten Aktien sind und bleiben alternativlos. Dieses Thema dominierte die Wertpapiermärkte, denn Anleihen sind im aktuellen Umfeld unattraktiv und bieten – wenn überhaupt – nur magere Renditen, die kaum potentielle Risiken entschädigen.
Eintagsfliegen mit Risiko von Totalausfällen
Es gibt sie – die Alternativen. Nur sind es leider wenige und viele kennen wir schon länger. Immobilienanlagen sind im Höhenrausch und bieten Inflationsschutz, solange die Zinskosten nicht zu sehr anziehen. Sollten kritische Schwellenwerte überschritten werden, wird es für Immobilienbesitzer mit viel Fremdkapital sehr rasch kritisch. Auch sogenannte «Hedgefonds» versprechen oft spannende Renditen, halten nach Kosten aber kaum mit klassischen gemischten Portfolios mit. Private Equity ist eher etwas für Großinvestoren mit einem Anlagehorizont von 10-20 Jahren, denn Liquidität ist kaum vorhanden. Somit bleiben noch Edelmetalle, Rohstoffe, Kryptowährungen und Sammlerstücke wie seltene Autos oder Kunstwerke, wo eine hohe Nachfrage auf ein limitiertes Angebot trifft und die Preise in schwindelerregende Höhen treiben kann, oder auch nicht. Auch da gilt es auf das richtige Pferd zu setzen, den oft entpuppen sich tolle Themen im Rückblick als Eintagsfliegen mit dem Risiko von Totalausfällen.
Der Hinweis, dass vergangene Performance eine Anlage oder Anlagestrategie kein Hinweis auf eine zukünftige Performance gibt, soll nicht nur als «Risikohinweis» stehen, sondern als ernstgemeinte Warnung. Der langfristige Anlageerfolg definiert sich aus dem Zusammenspiel einer guten Portfoliodiversifikation sowie einer konsequent langfristigen Anlagestrategie, die es versteht, das Herdenverhalten der Anleger richtig zu interpretieren und entsprechend zu agieren. Auf die vergangenen Gewinner setzten ist eine Strategie, nicht aber zwingend eine erfolgsversprechende.
Mittelfristig geht die Rally weiter
Schlussendlich ist bei Anlagen die Qualität der entscheidende Faktor. Unternehmen, die mit einem guten Produktangebot im Markt breit diversifiziert sind und jährlich gute Gewinne einfahren, bleiben gute Unternehmen, auch wenn der Aktienkurs kurzfristig deutlich fällt oder ein Quartalsresultat nicht ganz den Erwartungen entspricht. Zeichnet sich jedoch ab, dass sich die Dynamik eines Unternehmens ändert, dann ist Handeln notwendig, selbst wenn schöne Dividenden locken. Sehr spannend wird es, wenn große Unternehmen plötzlich zum Verkauf stehen. In der Schweiz wird beispielsweise heftig über die Zukunft der Credit Suisse diskutiert. Sollte die CS tatsächlich an ein amerikanisches Institut verkauft werden? Falls ja, eine große Chance für viele kleinere und agile Banken. Wir bleiben wachsam, denn ein solcher Verkauf hätte auch Auswirkungen auf den ganzen Sektor.
Zum Schluss nochmals zu TINA – wir bleiben den Aktien positiv gesinnt, auch wenn viele Titel auf Höchstständen notieren. Zu erwarten sind eine Seitwärtsbewegung oder Gewinnmitnahmen, mittelfristig geht die Rally weiter, so unsere aktuelle Überzeugung.