Die Webseite: die Leuchtreklame vieler Selbstständiger und Freiberufler

Die Webseite: die Leuchtreklame vieler Selbstständiger und Freiberufler

Für viele Freiberufler und Selbstständige gleich welcher Couleur gilt: Ihre Webseite hat eine ähnliche Funktion wie die Leuchtreklame einer Imbissbude. Das berücksichtigen sie beim Planen ihrer Webseiten oft nicht.

 

Welche Funktion hat eine Leuchtreklame – zum Beispiel die Leuchtreklame einer Imbissbude? Zunächst: Sie muss gut sichtbar sein. Sie sollte von möglichst vielen Passanten wahrgenommen werden – und zwar egal aus welcher Himmelsrichtung sie sich der Imbissbude nähern. Entsprechend sollte die Leuchtreklame an der Imbissbude platziert sein – zum Beispiel an der Front.

Eine Webseite muss gut „sichtbar“ sein

Dasselbe gilt für Webseiten. Damit sie ihre Funktion erfüllen können, müssen sie „gesehen“, sprich von den Zielkunden im World-wide-web gefunden werden. Denn die schönste Webseite nutzt einem Unternehmen wenig, wenn dessen potenzielle Kunden bei Suchabfragen mit Google & Co nicht auf sie stoßen.

Eine Leuchtreklame sollte Passanten zudem schnell vermitteln, was das Geschäftsfeld des Unternehmens ist. So sollte zum Beispiel die Leuchtreklame einer Imbissbude den Vorbeieilenden auf einen Blick verdeutlichen, dass dies ein Schnell-Imbiss und keine Spielhalle ist – beispielsweise, weil auf dem Schild dick und fett „Imbiss“ steht. Oder weil darauf eine Curry-Wurst oder ein Döner abgebildet ist.

Dasselbe gilt für Webseiten. Auch sie sollten „Passanten“ – also Personen, die auf der Suche nach einer Leistung durchs Netz streifen – möglichst auf einen Blick vermitteln, was das Geschäftsfeld des jeweiligen Unternehmens ist. Sonst fühlen sich die potenziellen Kunden nicht angesprochen und ziehen zur nächsten Webseite weiter, die von Google & Co angezeigt wird. Schließlich haben sie die Qual der Wahl – ebenso wie Fußgänger, die durch die Einkaufsstraßen einer Stadt flanieren und um deren Aufmerksamkeit zahlreiche Leuchtreklamen (und Schaufenster) buhlen.

 

 

Eine Webseite muss „Interesse“ wecken

Leuchtreklamen haben noch eine Funktion. Sie sollen die Männer und Frauen, die sie sehen, dazu animieren, sich dem jeweiligen Geschäft zu nähern und dessen Auslagen oder Angebot zu studieren. Dasselbe gilt für Webseiten. Auch sie sollten so konzipiert sein, dass die Besucher motiviert werden, sich intensiver mit dem Unternehmen und seinen Leistungen zu befassen – zum Beispiel, weil ein erster Blick auf die Webseite bei ihnen das Gefühl erzeugt: Dieser Anbieter könnte mir eventuell einen Nutzen bieten, weil ….?

Diese Funktion kann eine Webseite nur erfüllen, wenn sie gefunden wird. Das „Gefunden-werden“ ist also eine Grundfunktion, die jede Webseite erfüllen muss. Denn sonst kann sie auch die anderen Funktionen nicht erfüllen.

Das Berücksichtigen viele Freiberufler und Selbstständige – unabhängig davon, ob auf ihrer Visitenkarte die Berufsbezeichnung Unternehmens- oder Steuerberater, Rechtsanwalt oder Produktdesigner, Architekt oder Schreinermeister steht – beim Konzipieren ihrer Webseiten nicht. Sie zäumen sozusagen das Pferd von hinten auf. Das heißt: Sie treffen sich zunächst zum Beispiel mit einem (Web-)Designer und überlegen sich mit ihm, wie die Webseite gestaltet sein soll. Danach konzipieren sie die Seite. Und erst ganz am Schluss, wenn die Webseite schon getextet und gestaltet ist und oft bereits programmiert im Netz steht, fragen sie sich: Wie sorgen wir dafür, dass unsere Zielkunden im Netz häufig auf unsere Seite stoßen?

 

 

Webseite sauber planen statt nachträglich optimieren

Das ist so, also würde der Besitzer einer Imbissbude zunächst eine Leuchtreklame entwerfen und produzieren lassen und sich erst danach fragen: Wo platziere ich die Reklame? Auf dem Dach? Oder über dem Schaufenster? Oder in einem rechten Winkel an der Front des Hauses? Eine so konzipierte Leuchtreklame wird ihre Funktion stets nur bedingt erfüllen.

Dasselbe gilt für Webseiten, bei denen sich deren Besitzer, erst nachdem diese bereits konzipiert, getextet und layoutet wurden, fragen: Wie sorge ich dafür, dass meine Webseite gefunden wird? Auch an ihnen kann ein Suchmaschinen-Optimierer letztlich nur noch „herumdoktern“ – das heißt versuchen, das Beste aus ihnen herauszuholen. Optimale Besucherzahlen erreicht man so nicht.

Wenn Selbstständige wie Freiberufler dies feststellen, fragen sie oft (Online-)Marketingexperten: Wie kann ich den Traffic auf meine/unsere Webseite erhöhen? Deren häufige Antwort:

  • „Sie sollten in Ihre Webseite einen Blog integrieren.“ Oder:
  • „Sie sollten Videos auf YouTube stellen und diese in Ihre Webseite integrieren.“ Oder:
  • „Sie sollten in den Social Media – also zum Beispiel bei LinkedIn und Facebook – aktiv werden und twittern, um potenzielle Kunden auf Ihre Webseite zu locken.“ Oder:
  • „Sie sollten bezahlte AdWords-Anzeigen bei Google & Co schalten.“

Nur eine „behinderte“ Webseite braucht „Krücken“

All dies können zielführende Maßnahmen sein. Doch welchen Charakter haben solche Maßnahmen? Denselben wie wenn ein Imbissbuden-Besitzer Handzettel verteilen würde, auf denen steht: „Schaut auf meine Leuchtreklame“. Oder wenn er Anzeigen mit diesem Text schalten würde.

Einen Imbissbuden-Besitzer, der dies tut, würden Unternehmensberater  fragen: „Warum haben Sie Ihre Leuchtreklame nicht gleich so gestaltet und platziert, dass sie jeder sieht? Dann könnten Sie sich das Schalten von Anzeigen und das Verteilen von Handzetteln sparen.“ Doch im Online-Marketing-Bereich sind solche Maßnahmen nicht nur bei Unternehmensberatern, sondern auch bei vielen anderen Selbstständigen gang und gäbe – nur dass auf ihren elektronischen Handzetteln und Anzeigen nicht der Appell „Schaut auf meine Leuchtreklame“, sondern „Besucht unsere Webseite“ steht.

Bernhard Kuntz

Zum Autor: Bernhard Kuntz ist Geschäftsführer der (Online-)Marketing-Agentur Die PRofilBerater, Darmstadt (Internet: www.die-profilberater.de), die u.a. Berater beim Vermarkten ihrer Leistungen unterstützt. Er ist u.a. Autor des Buchs „Die Katze im Sack verkaufen: Wie Sie Bildung und Beratung mit System vermarkten – offline und online“.

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