Geldwäsche-Verdachtsfälle steigen rasant ‒ für Banken eine Herausforderung

Die aktuelle Statistik der Financial Intelligence Unit ‒ der bundesdeutschen Meldestelle für verdächtige Transaktionen in Bezug auf Geldwäsche und Terrorfinanzierung ‒ dürfte manchen Bank-Compliance-Verantwortlichen aufgeschreckt haben: Sie zeigt, dass sich die Zahl der Verdachtsmeldungen von 2020 auf 2021 mehr als verdoppelt hat. Dies ist die direkte Folge der gesetzlichen Verschärfungen im Jahr 2021 und setzt Banken und Versicherungen unter Druck, neue Lösungen bei der Geldwäschebekämpfung zu finden.

anken und Versicherungen sind verpflichtet, selbst aktiv alle Transaktionen auf Geldwäsche hin zu überprüfen. Dazu gibt es zahlreiche gesetzliche Grundlagen, die 2021 noch einmal verschärft wurden. Unter anderem sind nicht mehr nur schwere Straftaten, sondern schlicht alle Straftaten als Vortaten zur Geldwäsche einzustufen (All-Crimes-Ansatz). Das bedeutet, dass die Anzahl der zu prüfenden Fälle, die Compliance-Abteilungen bearbeiten müssen, stark ansteigt. Aber auch ohne eine solche Verschärfung wären die Zahlen um mehr als 20 Prozent gestiegen, wie aktuelle Statistiken aus Österreich, der Schweiz und Liechtenstein zeigen.

Für Banken ist das ein besonderes Problem: Sie haben jetzt schon große Sorgen dabei genügend Fachkräfte für offenen Stellen zu finden. Eine Aufstockung der Compliance-Abteilungen ist unrealistisch und oft schlicht nicht möglich. Eine Lösung muss also bei der manuellen Prüfung und Beurteilung von Verdachtsfällen ansetzen. Möglich ist zum Beispiel, die Anzahl der irrtümlich als Geldwäsche gemeldeten Fälle ‒ die False Positives ‒ automatisiert zu reduzieren. Diese Maßnahmen dürfen aber nicht auf Kosten der Genauigkeit gehen ‒ sonst ist Ärger mit den Aufsichtsbehörden vorprogrammiert.

Regeln oder KI ‒ oder beides?

Viele Institute setzen schon länger auf regelbasierte Systeme, um Transaktionen zu bewerten. Die Bedingungen und Faktoren, die ein Regelwerk ausmachen, können je nach Bank sehr umfangreich sein. Nicht jede Fachabteilung hat die Ressourcen, neue Regeln zu ergänzen oder bestehende Regeln zu ändern. Der Verfeinerung der Bedingungen und dem Austarieren der einzelnen Faktoren sind damit Grenzen gesetzt.

Häufig gilt der Einsatz von KI als Allheilmittel, weil sie auch bei sehr vielen Einflussfaktoren und durch Training mit vorhandenen Compliance-Daten sehr gute Ergebnisse liefert.

Als alleiniger Ersatz für ein Regelsystem ist sie allerdings nicht immer die beste Wahl. Denn es geht nicht nur darum, bekannte Betrugsmaschen zu finden, sondern auch die Erkennung von Fällen zu ermöglichen, die bisher nicht aufgefallen sind, sei es durch menschliche Fehler oder ein nicht passendes Regelwerk. Trainiert man eine KI nur anhand der Fälle, die das Regelwerk bisher erkannt hat, wird sie bisher nicht gefundene Verdachtsfälle auch zukünftig nicht als solche identifizieren.

40 Prozent weniger manuelle Prüfungen möglich

Ein sehr effektiver Ansatz ist daher, ein Regelwerk einzusetzen, das eher „empfindlich“ eingestellt ist und mehr Verdachtsfälle generiert, und die KI dafür zu verwenden, die False Positives ohne menschliches Eingreifen sicher zu erkennen und auszusortieren (das sogenannte Auto-Closing). Sie vergleicht dazu historische Daten mit aktuellen Transaktions- und Kundeninformationen. Damit fallen möglichst keine echten Betrugsfälle durchs Raster, und Fachkräfte können für andere wichtige Aufgaben eingesetzt werden.

In der Praxis können damit die Fälle, die manuell nachgeprüft werden müssen, um 40 Prozent gesenkt werden wie eine Retailbank zusammen mit dem Softwareanbieter Actico kürzlich in einem Projekt zeigte.

Weitere Einsatzfelder: Bessere Kundenklassifizierung und -einteilung

KI kann aber auch schon im Vorfeld des Monitorings einen Beitrag zur Geldwäsche-Prävention leisten. Durch ein besseres KI-gestütztes Kunden-Clustering lassen sich homogene Kundengruppen finden, bei denen Abweichungen vom Standardverhalten schneller auffallen.

Mehr dazu und weitere KI-Einsatzmöglichkeiten und -Techniken im Finance- und Versicherungs-Sektor finden Sie im Actico-Whitepaper Anti-Geldwäsche mit künstlicher Intelligenz: Ein Wettbewerbsvorteil für Banken und Versicherungen, das Sie nach einer Registrierung kostenlos herunterladen können.

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