Der formelle Regierungswechsel steht noch bevor, doch die Grundzüge der künftigen Wirtschaftspolitik zeichnen sich bereits ab. Die künftige Bundesregierung – eine Koalition aus CDU/CSU und SPD – wird voraussichtlich in Kürze den Kanzler wählen und damit offiziell ihre Arbeit aufnehmen. Die Erwartungen an die wirtschaftlichen Weichenstellungen sind hoch, denn die Herausforderungen sind es ebenfalls.
1. Zwischen Erneuerung und Pragmatismus: Die programmatische Linie
Die Koalitionspartner haben in den Verhandlungen bereits betont, dass wirtschaftlicher Pragmatismus oberste Priorität genießt. Angesichts schwacher Wachstumszahlen und einer unsicheren globalen Lage wird ein Mix aus Investitionsförderung, Entlastung und Strukturreformen angestrebt. Gleichzeitig soll auf ideologische Experimente verzichtet werden. Ziel ist es, den Standort Deutschland für Unternehmen wieder attraktiver zu machen und zugleich die breite Bevölkerung zu entlasten.
2. Steuerliche Entlastungen als Impulsgeber
Im Zentrum der Planungen stehen steuerliche Entlastungen. Bürger mit niedrigen und mittleren Einkommen sollen stärker profitieren, um den privaten Konsum zu stabilisieren. Auch die Wirtschaft soll entlastet werden – insbesondere durch eine Senkung der Unternehmenssteuern in den kommenden Jahren und durch zusätzliche Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen. Das Ziel: Mehr Spielraum für Innovationen und eine höhere Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich.
3. Schuldenbremse bleibt, aber mit Flexibilität
Die künftige Regierung will an der Schuldenbremse festhalten, plant jedoch gleichzeitig Sondervermögen und Reformen, um notwendige Zukunftsinvestitionen zu ermöglichen. Gerade für die Modernisierung der Infrastruktur, den digitalen Umbau und die Energiewende sind beträchtliche Mittel vorgesehen. Hier zeichnet sich ein Balanceakt ab: Solide Staatsfinanzen einerseits, gezielte Impulse für die Wirtschaft andererseits.
4. Bürokratieabbau und Digitalisierung im Fokus
Ein wiederkehrendes Thema wird die Verschlankung staatlicher Strukturen sein. Bürokratische Hürden gelten als einer der größten Bremsklötze für Wachstum und Innovation. Deshalb plant die neue Regierung, Genehmigungsprozesse zu beschleunigen, den Verwaltungsaufwand für Unternehmen zu reduzieren und eine Bürger-ID einzuführen, die den Zugang zu öffentlichen Leistungen vereinfacht.
5. Arbeitsmarkt: Flexibilität und soziale Absicherung
Auch auf dem Arbeitsmarkt soll es Anpassungen geben. Während der Fachkräftemangel bekämpft werden soll, bleibt soziale Absicherung ein zentrales Anliegen. Das Bürgergeld wird überprüft und soll zielgerichteter gestaltet werden. Gleichzeitig sind Investitionen in Bildung und Kinderbetreuung vorgesehen, um Chancengleichheit zu fördern und Erwerbstätigkeit besser zu ermöglichen.
6. Geopolitische Unsicherheiten bleiben
Nicht zuletzt wird die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands auch stark vom internationalen Umfeld abhängen. Energiepreise, Lieferketten, Sicherheitsfragen und geopolitische Spannungen bleiben Unwägbarkeiten. Die neue Regierung wird daher wirtschaftspolitische Flexibilität beweisen müssen, um kurzfristig reagieren und gleichzeitig langfristige Strategien verfolgen zu können.
Fazit
Die neue Bundesregierung steht vor einem anspruchsvollen Spagat. Sie will Impulse für Investitionen und Wachstum setzen, dabei aber die Schuldenbremse einhalten, die Steuerlast senken und gleichzeitig die soziale Balance wahren. Die ersten Monate dürften zeigen, ob dieser anspruchsvolle Kurs gelingt. Sicher ist: Die Wirtschaft wird die Politik der kommenden Wochen und Monate genau beobachten — denn von der Balance zwischen Entlastung, Reform und Investition hängt viel für den Standort Deutschland ab.