Reich mit Autos: „Oldtimer machen mehr Spaß als Aktien“
Sammlerautos sind rollende Investitionen, die Aktien und Fonds ausstechen können. Die Autoexperten Filip Larsson und Tonnie Van der Velden geben Tipps, wie man mit Autos reich wird.
Filip Larsson und Tonnie Van der Velden haben das Autogen im Blut. Filip Larsson wuchs praktisch im Autohaus seines Vaters im schwedischen Ystad auf. „Mein Vater vertrat etwa 15 verschiedene Marken. Das erste Mal war ich mit elf Jahren alleine im Autohaus – und habe in diesem Alter meinen ersten Wagen verkauft. Ich habe bei einem Suzuki Swift den Handschlag gemacht“, erzählt Filip Larsson. Tonnie Van der Velden aus den Niederlanden kam über seinen älteren Bruder zur Autobranche. „Er hatte mehrere Mercedes-Benz gekauft und bemerkte schnell, dass Leute fragten, ob die zum Verkauf stehen. Ich habe dann geholfen, später haben wir zusammengearbeitet“, erzählt er. Ein üblicher Auftrag war, einen neuen Ferrari abzuholen, der anschließend in die USA verschifft wurde. „Autos machen mehr Spaß als Aktien“, sagt Tonnie Van der Velden, der am Verkauf des bislang teuersten Autos der Welt beteiligt war.
Auch für Filip Larsson ist Ferrari ein prägendes Thema. Er gilt als einer der führenden Ferrari-Experten Schwedens und leitete früher den Händler Autoropa mit Marken wie Ferrari, Bentley, Land Rover und McLaren. Seit 2022 ist er Mitgründer und CEO von Motikon, dem größten schwedischen Händler für hochwertige Sammlerautos. Die Experten des Unternehmens helfen Kunden nicht nur bei der Fahrzeugsuche, sondern bieten auch Service, Logistik und andere Leistungen rund um das Auto an.
Klassiker, Restaurierung und die Kunst des richtigen Investments
Jahrelange Erfahrung mit exklusiven Fahrzeugen hat Larsson und Van der Velden nicht nur reichlich Wissen, sondern auch eigene beachtliche Autosammlungen eingebracht. In den letzten Jahrzehnten haben sie beobachtet, wie der Markt für Sammlerautos professioneller und globaler geworden ist. „Allein in den letzten zehn Jahren ist enorm viel passiert. Die Digitalisierung hat für mehr Transparenz gesorgt. Wer heute eine korrekte Fahrzeugbewertung will, bekommt sie“, sagt Filip Larsson. Eine internationalere Branche führt auch zu stabileren Bewertungen: „Wenn der Markt an einem Ort schwächelt, zieht er woanders an. Vor 20 Jahren war das anders – Preisunterschiede und Risiken waren deutlich größer.“
Ist die Gefahr von Fehlkäufen heute geringer? „Absolut. Aber es gibt immer noch Glücksritter und ‚Schlafzimmer-Händler‘, die mit dem Handy im Wohnzimmer kaufen und verkaufen“, sagt Tonnie Van der Velden. „Autos, die gefahren, gepflegt und erhalten wurden, sind die wahren Traumautos.“ Filip Larsson erklärt, dass die Auswahl streng ist: „Wir haben schon Fahrzeuge hereingenommen, die auf den ersten Blick toll wirkten, aber wir haben sie zurückgegeben, nachdem wir die Details genau geprüft hatten. Um das möglichst zu vermeiden, haben wir jemanden im Team, der sich nur um die Hintergrundrecherche kümmert.“ Fehler sind oft keine Absicht, sondern resultieren aus fragwürdigen „Optimierungen“. „Die Arbeiten mögen gut gemacht sein, aber nicht perfekt oder mit der richtigen Zertifizierung. Auch wenn wir hier restaurieren, schicken wir manche Modelle lieber zu den weltweit führenden Spezialisten. Oder wir restaurieren gar nicht – der Originalzustand ist oft das Beste.“
Gibt es noch unrestaurierte Klassiker? „Ja, aber sehr wenige. Die sind heilig“, sagt Tonnie Van der Velden. Filip Larsson ergänzt: „Autos, die gefahren wurden, gut gepflegt sind und noch Lack und Innenausstattung im Original haben – das sind Traumautos. Sie sind selten, aber tauchen manchmal auf.“ Wenn ein Kunde einen Klassiker kaufen oder eine Sammlung aufbauen will, stellen die Experten viele Fragen. „Ich will wissen, wer die Person ist und was das Ziel ist. Einige sehen das Auto als reine Kapitalanlage, andere wollen es auch genießen“, sagt Larsson.
Van der Velden betont, dass man nur kaufen sollte, was einem selbst wirklich gefällt: „Wenn der Markt mal schwächelt, hat man wenigstens ein Auto, das man liebt. Fahrzeuge mit Top-Qualität, nachweisbarer Historie und vollständiger Dokumentation sind immer gefragt – das garantiert den Wert.“ Exklusivität zählt – egal ob bei Kunst oder Autos. Limitierte Stückzahlen, gutes Design und Renngeschichte sind wertsteigernd. Auch spannende Provenienz lohnt sich: „Man kauft das Auto zum Genießen, als Investment – aber auch für die Geschichten. Gute Historie liefert gute Anekdoten. Und Teil der Sammlerwelt zu sein, ist für viele der schönste Aspekt. Events und Treffen boomen“, sagt Larsson.
Erinnern sie sich an ihre ersten Sammlerautos? „Haha, ja. Ich habe in den USA ein ziemlich seltsames Auto gekauft – einen Cadillac Allanté. Die Qualität war miserabel, aber er war von Pininfarina designt. Ich habe ihn nach Schweden gebracht und verkauft“, erzählt Larsson. Für Van der Velden war es eine Alfa Romeo Giulia SS: „Ich habe sie in England gefunden, gekauft, restauriert und in die USA verkauft.“ Damals fehlte noch das Kapital, um Autos als Investment zu sehen – es musste gehandelt werden. Bedauern sie Verkaufsentscheidungen? „Es gibt schon Autos, die ich gerne zurück hätte. Zum Beispiel einen der besten Mercedes-Benz 300 SL Roadster weltweit. Oder einen Lamborghini Miura. Ferrari ist schwieriger, da gibt es so viele Modelle, aber ich sage: Daytona“, so Larsson.
Van der Velden ergänzt: „Ich habe noch eine andere große Liebe: Unsere Fiat 600 Jolly, seit 40 Jahren im Familienbesitz. Die restauriere ich gerade – in der besten Lackiererei der Niederlande, die sonst nur Ferrari bearbeitet. Alle lachen über mich.“ Larssons Favoritenliste ist lang: Porsche 964 RS, Ferrari 328 GTS – wichtige Stationen seiner Sammlung. Die Kunden sind vielfältig: Manche besitzen ein, zwei Traumwagen, andere – Milliardäre – stillen eine unersättliche Sammelleidenschaft. Vom frühen 20. Jahrhundert über die 1960er bis zu den Supersportwagen von heute – alles ist gefragt. Marken wie Koenigsegg oder Pagani, die vor zehn Jahren in Schweden kaum denkbar waren, tauchen mittlerweile regelmäßig auf. Auch 1990er, frühe 2000er und japanische JDM-Modelle boomen.
Larsson rät Anfängern, nicht zu alt einzusteigen: „Ein etwas jüngerer Klassiker, den man wirklich fahren kann, ist ein guter Start. Klimaanlage, Servolenkung, Radio – das schätzt man schnell. Alte 60er-Jahre-Modelle sind schön, aber heiß, laut und anstrengend.“ Stehenlassen oder fahren? „Ich verstehe die Sammler, aber ich bin ein Fahrer. Meine Autos müssen fahrbereit sein“, sagt Larsson. Van der Velden vergleicht: „Andere sammeln Briefmarken – die nutzt auch niemand. Kunst wird auch nicht immer gezeigt. Für mich ist ein Auto mit Geschichte Kunst.“
Kilometerstand? „Eine gut gepflegte Gebrauchtwagenhistorie ist kein Problem. Ein Neuwagen mit null Kilometern, der in feuchter Garage stand, ist schlimmer“, so Larsson. Van der Velden: „Null-Kilometer-Fahrzeuge sind eine eigene Kategorie. 20 Jahre altes Auto mit 3.000 oder 30.000 km – das ist ein Unterschied. Aber ab den 1950ern zählt der Tacho nicht mehr so.“ Er selbst mag Autos mit ein paar tausend Kilometern, da fährt man bedenkenlos 100–200 km im Jahr. Das sicherste Investment? „Kombination aus niedriger Stückzahl, Renngeschichte, Top-Design und persönlicher Begeisterung – etwa Ferrari, Porsche, Mercedes oder Lamborghini. Japanische Klassiker sind auch sehr solide.“ Larssons aktuelle Tipps: „Die letzten von Pininfarina designten Ferrari – 458 Speciale, F12 – das sind heiße Kandidaten.“ Van der Velden war 2022 dabei, als RM Sotheby’s die bislang teuerste Auktion abhielt: Eine Mercedes-Benz 300 SLR Uhlenhaut Coupé von 1955 ging für 127 Millionen Euro weg. Er liebt viele Modelle der Marke, besonders 300 SL und Pagode. „Das ist ein guter Einstieg. Seit 1999 steigt der deutsche Sammlerindex stetig. Und es macht einfach mehr Spaß als Aktien.“
Millionen mit Klassikern
Auch in Deutschland floriert der Sammlermarkt – sei es durch Auktionen wie auf Schloss Dyck oder Messen wie die Techno-Classica in Essen. Deutsche Premium-Marken wie Porsche, Mercedes oder BMW dominieren die Szene – und Klassiker gelten zunehmend als Alternative zu Aktien oder Immobilien. Für Anleger mit Leidenschaft bietet dieser Markt spannende Chancen. Sammlerautos sind mehr als Spielzeuge – sie sind fahrbare Investments. Mit dem richtigen Modell, Geduld und Leidenschaft können Porsche, Ferrari & Co. zu Renditemaschinen werden. Und wer clever kauft, kombiniert Freude am Fahren mit finanzieller Sicherheit.