Finanzmärkte und KI im Fokus: So erkennen Sie Risiken beim Investieren

Die Finanzmärkte erreichen neue Höchststände, während Unsicherheit durch geopolitische Spannungen und wirtschaftspolitische Entscheidungen steigt. Anleger müssen zwischen Chancen und Risiken abwägen, während historische Bewertungen und technologische Investitionen die Märkte prägen. Ist jetzt der richtige Zeitpunkt, zu investieren?
Finanzmärkte und KI im Fokus: So erkennen Sie Risiken beim Investieren

Der schwierigste Zeitpunkt zum Investieren

Die meisten Positionen im Portfolio liegen im Plus, viele davon sogar zweistellig. Dennoch war es schon lange nicht mehr, vielleicht sogar noch nie während des gesamten Projekts, so psychologisch schwer zu investieren.

Dabei gab es bereits die COVID-19-Pandemie, den Beginn der groß angelegten Phase des Kriegs in der Ukraine und erst kürzlich Donald Trumps sogenannte „Befreiungstag“-Politik im April.

Doch aus irgendeinem Grund scheint gerade jetzt die Angst vor neuen Investments am größten zu sein. Und das ausgerechnet in einer Zeit, in der die Aktienkurse Rekordhöhen erreichen.

Überbewertete Märkte und die Gefahr der Sorglosigkeit

Viele Experten, die keine Haftung für ihre Ratschläge übernehmen, empfehlen weiterhin regelmäßig den Kauf von ETFs auf den S&P 500 oder auf weltweite Aktienindizes, da die Kurse langfristig ohnehin steigen würden. Der S&P 500 ist jedoch so stark konzentriert wie nie zuvor.

Die zehn größten Unternehmen machen fast 40 Prozent des Index aus, und US-Aktien stellen rund 70 Prozent des weltweiten Aktienmarktgewichts in globalen Fondsportfolios. Das erinnert an ein Interview mit dem Fondsmanager von Prudentis, der betonte, dass die „faulen Tage“ für Indexinvestoren vorbei seien.

Bewertungskennzahlen zeigen zudem, dass Aktien derzeit historisch teuer sind. Gemessen am Verhältnis von Marktkapitalisierung zu Bruttoinlandsprodukt, das von Warren Buffett bevorzugt wird, und am CAPE-Ratio von Robert Shiller liegen die Werte auf dem höchsten Stand seit der Dotcom-Blase.

Der KI-Rausch als Antrieb und Risiko

Ein Großteil dieser Überbewertung resultiert aus der Euphorie rund um Künstliche Intelligenz. Vor allem große Technologieunternehmen investieren Milliarden in Chips von Nvidia und anderen Herstellern sowie in den Bau neuer Rechenzentren. Doch wie lange kann dieser Rausch anhalten?

Die Geschichte zeigt, dass solche Phasen durchaus noch länger andauern können, doch wann sie enden, lässt sich nicht vorhersagen. Laut jüngsten Analysen würde das robuste Wachstum der US-Wirtschaft deutlich schwächer ausfallen oder sogar in eine Rezession kippen, wenn man die immensen Investitionen in KI-Infrastruktur und Rechenzentren herausrechnet.

Zölle, Trump und die fragile US-Wirtschaft

Der effektive Zollsatz in den Vereinigten Staaten liegt derzeit bei rund 17 bis 18 Prozent, dem höchsten Niveau seit den 1930er Jahren. Ein Teil dieser Kosten wird von den Unternehmen getragen, der Rest an die Verbraucher weitergegeben.

Daher wird es noch dauern, bis die tatsächlichen wirtschaftlichen Folgen von Trumps „Befreiungstag“-Politik sichtbar werden, zumal sich bereits eine Abschwächung des Arbeitsmarktes abzeichnet. Viele Anleger hoffen weiterhin, dass die US-Notenbank durch Zinssenkungen entlasten wird.

Gleichzeitig halten die Handelskonflikte zwischen den USA und China an. Beide Seiten drohen regelmäßig mit Beschränkungen beim Export kritischer Metalle oder fortschrittlicher Technologien, um ihre Verhandlungsposition zu stärken.

Hinzu kommen weiterhin geschlossene US-Regierungsbehörden, die das Wirtschaftswachstum belasten.

Schulden, Fed und geopolitische Unsicherheit

Während sich die amerikanische Politik über die Haushaltsfinanzierung streitet, steigen das Haushaltsdefizit und die ohnehin rekordhohe Staatsverschuldung weiter. Der bekannte Investor Ray Dalio warnt regelmäßig vor den Risiken, die diese Schulden für die USA darstellen.

Gleichzeitig plant Donald Trump, im Falle einer Rückkehr ins Amt, Einfluss auf die Federal Reserve zu nehmen. Damit stünde die Unabhängigkeit der Geldpolitik auf dem Spiel, was letztlich auch das Vertrauen in den US-Dollar schwächen könnte.

In Europa schwächelt die deutsche Industrie, während Frankreich erneut mit politischen Krisen kämpft. Ob der neue Premierminister in Paris lange im Amt bleibt, ist ungewiss. Und über allem schwebt weiterhin der Krieg in der Ukraine, der die geopolitische Lage in Europa belastet.

Wenn kleine Risiken große Schockwellen auslösen

Wie viele „schwarze“ oder „graue Schwäne“, also schwer vorhersehbare Risiken mit potenziell gravierenden Folgen, derzeit über den Märkten kreisen, ist kaum abzuschätzen. Krisen entstehen oft aus unerwarteten Richtungen.

Eine kleine Störung kann große Erschütterungen auslösen, so wie eine Maus, die einen Elefanten in Panik versetzt. Ein Beispiel dafür war jüngst der US-Regionalbankensektor. Die Meldungen von Zions Bancorp und Western Alliance über Probleme mit Krediten reichten aus, um kurzfristige Panik an den Märkten auszulösen, auch in Europa. Anleger befürchteten, dass diese Schwierigkeiten Anzeichen tieferliegender Probleme sein könnten.

Gold auf Rekordniveau und Aktien ebenso

In einer solch unsicheren Welt erscheint es logisch, dass der Goldpreis als sicherer Hafen Rekordwerte erreicht. Doch erstaunlicherweise befinden sich auch die Aktienmärkte auf Höchstständen. Diese Gleichzeitigkeit widerspricht der üblichen Marktlogik und sorgt für Verunsicherung.

In einer idealen Welt wäre dies wohl der Moment, um günstig in Aktien einzusteigen. Doch die Realität zeigt das Gegenteil. Die Kurse sind bereits hoch, was die Angst vor einem plötzlichen Rückschlag verstärkt.

Zwischen Geduld und Vorsicht

Wann dieser Aufschwung in einen Absturz übergeht, ist nicht absehbar. Der Autor erinnert an seine Entscheidung, Anfang 2024 den globalen Aktienfonds Swedbank Robur Global zu verkaufen, aus ähnlichen Gründen wie den heutigen.

Seitdem ist der Fonds um weitere 29 Prozent gestiegen. Die Lehre daraus: Gewinne frühzeitig mitzunehmen und auf den nächsten Rücksetzer zu warten, ist selten erfolgreich. Dennoch legt die derzeitige Unsicherheit nahe, neue Mittel eher fern der heißesten Themen und Märkte anzulegen.

Parallelen zu Deutschland

Auch für deutsche Anleger ist die Lage schwierig. Einerseits profitieren sie von starken US-Märkten, andererseits erhöhen geopolitische Spannungen, Schuldenpolitik und Rezessionsrisiken die Unsicherheit.

Während der DAX ebenfalls in der Nähe seiner Höchststände notiert, mahnen hohe Bewertungen und globale Abhängigkeiten zur Vorsicht. In einem Umfeld voller politischer und wirtschaftlicher Risiken bleibt Diversifikation wichtiger denn je.

Schreibe einen Kommentar