Henry Maske – der souveräne Ausnahmeboxer
Von Theo Bergauer
„Nur wer aufgibt, hat verloren“, lautet der Titel des Buches von Henry Maske, das 2006 im Vorfeld zu seinem zweiten Kampf gegen Virgil Hill erschienen ist. Henry Maske hatte ein hohes Ziel – trotz vieler Zweifler im Umfeld. Und er hat gewonnen – dank seiner persönlichen Motivation, seines unbändigen Willen, seiner mentalen Stärke, seiner unglaublichen Disziplin und nicht zuletzt dank vieler Menschen, die ihn unterstützten, die an ihn und seine Stärken geglaubt haben.
Kein anderer hat in Deutschland das Boxen salonfähiger gemacht als er. Über viele Jahre hinweg hat er hart trainiert – Stunde um Stunde, Tag für Tag, Woche für Woche. Er hat nicht nur generell sein hohes Fitnessniveau gehalten, sondern vor einem Kampf noch einmal alle Kräfte auf dieses Ereignis ausgerichtet. Henry Maske ist ein Ausnahmesportler und hat in seiner Boxerkarriere und darüber hinaus immer Souveränität bewiesen, ist konsequent seinen Weg gegangen und dabei immer er selbst geblieben
Schon die Wettkämpfer in der Antike formten ihre Körper durch hartes Training. Und auch heute geht im Leistungssport nichts ohne professionelles Training. Nur wer bereit ist, seinem Körper viel abzuverlangen, manchmal über seine Grenzen hinauszugehen, um dadurch immer wieder eine Steigerungen der eigenen Leistungsfähigkeit zu erreichen, wird als Profi oder Amateur etwas erreichen.
Henry Maske weiß aus eigener Erfahrung: „Ich denke, bis ans Äußerste seiner Kräfte zu gehen, wie bei einem Boxkampf und schon in der Vorbereitungsphase, durch hartes und diszipliniertes Training, erfordert eine große Leidenschaft. Wichtig ist, dass jeder für sich entscheidet, für was es sich lohnt, einen persönlichen Einsatz zu bringen und dann – ohne Wenn und Aber – sein ganzes Denken und Tun einbringt.“
Durch Mentale Stärke zum Sieg
Viele haben nicht verstanden, warum Henry Maske nach 10 Jahren noch einmal in den Ring stieg, obwohl er zuvor seinen endgültigen Abschied verkündet hatte. Er begründet es so: „Bei meinem ersten Kampf gegen Virgil Hill 1996 hatte ich zuvor entschieden, das wird heute mein letzter Kampf und – trotz Niederlage – habe ich mir und meiner Familie gegenüber Wort gehalten. Auch, wenn es in diesem Moment sehr schwer für mich war. Aber ich hatte noch andere Ziele im Leben.
Aber dann kommt irgendwann, Jahre später, immer wieder der Gedanke: „Du hast deine Boxerlaufbahn nicht so beendet, wie du es eigentlich wolltest.“ oder „Wer weiß, vielleicht könntest du es doch noch einmal packen?“ und so kam irgendwann auch der Entschluss „Du kannst Virgil Hill besiegen!“ und dann gab es für mich nur noch ein großes Ziel: Diesen Kampf zu gewinnen – zuerst natürlich gegen mich selbst, denn bei aller guten Fitness bedeutet es natürlich schon noch einmal eine enorme Anstrengung und eiserne Disziplin, mit 42 und nach 10 Jahren Abwesenheit vom Profi-Boxen wieder in den Ring zu steigen.“ Haltung ist im Leben enorm wichtig. Die persönliche Einstellung weist den Weg zum Sieg ebenso wie zur Niederlage. Wer als Sportler nicht an die Möglichkeit des Sieges glaubt, wird auch kaum in der Lage sein, zu gewinnen. Diese persönliche Einstellung und Vorstellungskraft wirken – bewusst und unbewusst. Im Flow können wir nicht nur selbst mehr bewirken, sondern auch die Strahlkraft auf andere und damit die gemeinsame Wirksamkeit vervielfachen.
In Kontakt treten, Beziehungen aufbauen, Partnerschaften pflegen – der Umgang mit anderen Menschen ist heute wichtiger denn je. Ob im Sport, in der Familie oder im Geschäftsleben: Teamgeist zählt nicht nur in Mannschaftswettbewerben! Wer es schafft, seine „Spielposition“ zu entdecken, hat schon einen großen Schritt getan. Wer es darüber hinaus schafft, „Mitspieler“ für seine eigenen Ideen zu finden und zu begeistern, ist dem Erfolg ganz nahe.
Dabei ist dieser kein Zufall. Wer sich aktiv einbringt, kann den Weg klar steuern. Miteinander arbeiten heißt, in jedem Bereich Energie spenden und Kraft bekommen.
Auch Henry Maske hat diese Erfahrung gemacht: „Ich betrachte es immer noch als das größte Glück meiner Karriere, durch den Boxsport nicht nur früh das gefunden zu haben, was mich begeisterte, sondern auch die Menschen, die mir halfen, meine Vision zu verwirklichen. Als ich selbst mit sieben Jahren zum Boxsport kam, wurde ich durch ein Umfeld von engen Bezugspersonen geprägt, das mich von Kindheit an in besonderer Weise unterstützte und mir den nötigen Halt für meine Karriere, aber auch meine persönliche Entwicklung ermöglichte.“
Druck aushalten und wenn es darauf ankommt, gelassen sein
Wer kennt das nicht? Da trainieren wir wie verrückt, üben ohne Unterlass, bereiten uns auf das große Ereignis vor und der Druck wächst von Tag zu Tag. Durchhalten, dranbleiben, konsequent und zielstrebig sein sind sicher Eigenschaften, die einen erfolgreichen Sportler auszeichnen. Kann dieser jedoch mit dem steigenden Druck, sei es von Seiten des Trainers oder der eigenen Mannschaft, seiner Konkurrenten oder der Medien, nicht umgehen, wird es schwer, die Leistung punktgenau abzuliefern.
Natürlich ist es wichtig, für den Erfolg zu kämpfen. Doch hier ist nicht falscher Ehrgeiz gemeint, der einen ins Verderben führt, weil man nichts anderes mehr im Kopf hat und verbissen an der Erfüllung des gesetzten Zieles arbeitet. Damit ist vielmehr eine starke Willenskraft gemeint, die einem dabei hilft, auch in schwierigen Phasen gelassen dran zu bleiben, weil man weiß, dass es sich lohnt.
Auch Henry Maske wusste das und bestätigt, dass es kein Erfolgsgeheimnis gibt: „Es ist im Grunde genommen ganz einfach: Ich habe in all den Jahren mein Ziel nie aus den Augen verloren. Wer ein klares Ziel hat, der kann immer noch stolpern, aber er stolpert nicht so schnell wie andere. Das ist vielleicht die wichtigste Erfahrung, die ich in meiner Karriere gemacht habe. Mein Ziel hat mich immer motiviert, und diese Motivation hat ungeheure Energien freigesetzt. Aber ich habe auch gelernt, dass selbst die beste Motivation nichts nützt, wenn der Wille zur Leistung nicht da ist.
Wenn du etwas wirklich willst und alle Hebel dafür in Bewegung setzt, dann kannst du es auch schaffen. Dann stehst du immer wieder auf, wenn du einmal gefallen bist, dann gehst unbeirrt weiter, bis du das Ziel erreicht hast.“