Prokon: der größte Finanzskandal

RechtDem Windkraftunternehmen Prokon aus Itzehoe laufen die Anleger davon. Das Unternehmen hatte am Wochenende gewarnt, wenn weitere Inhaber von Genussscheinen diese kündigen und Kapital abziehen, drohe die Insolvenz. Bis zum Dienstag wurden dennoch Genussrechte von rund 202 Mio. EUR gekündigt, wie das Unternehmen auf seiner Internetseite mitteilte.

Ursprünglich hatten 75 000 Anleger Prokon rund 1,4 Mrd. EUR zur Verfügung gestellt. Dieses Geld hatte das Unternehmen in die Geschäftsbereiche Windenergie, biogene Kraftstoffe und Biomasse gesteckt, wobei bis zu 75 Prozent in Windparks geflossen sein sollen, sagt der Tübinger Anlegeranwalt Heinz Steinhübel. Seine Kanzlei vertritt eine dreistellige Zahl an Anlegern, die zwischen 2000 EUR und 250 000 EUR in Prokon investiert haben.


Dass die Unternehmensgruppe nun vor der Zahlungsunfähigkeit steht, überrascht den Spezialisten für Kapitalmarktrecht nicht. Er beobachtet das Treiben von Prokon seit dem Jahr 2008 und warnte – wie auch viele Verbraucherschützer – schon früh vor dem Erwerb der Prokon-Genussrechte. „Genussrechte sind Risikoprodukte, für die profundes kreditwirtschaftliches und bilanzielles Fachwissen erforderlich ist“, erläutert Steinhübel. Zudem sei bei dieser Art der Beteiligung ein Totalverlust möglich, ergänzt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Das war im Übrigen im Verkaufsprospekt nachzulesen.“ Die Verbraucherzentrale hat schon immer vom Kauf einzelner Genussrechte abgeraten, betont er.

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