Banken fragen Kunden nach ihrer Familienplanung. Auch Versicherer sammeln und analysieren riesige Daten-Mengen. Welche Vor- und Nachteile die digitale Sammelwut bietet und wo noch Nachholbedarf besteht, zeigt Pfefferminzia.
Jan Art braucht Geld. Er wendet sich an einen Banker, der ihm ein Dutzend Fragen stellt, wie sie für Kreditgespräche üblich sind. Nach knapp zehn Minuten ist das Gespräch vorbei – und Art wird als kreditwürdig eingestuft. „Das verdanke ich wohl meiner Mutter“, sagt Art. Die Dozentin für Bühnenrede habe ihm schon früh beigebracht, wie er seine Stimme kontrollieren kann. Bei dem Gespräch ging es nämlich weniger darum, was Art sagt, sondern vielmehr, wie er das macht. Denn der russische Wirtschaftsjournalist und Buchautor hatte sich bei einer Bankenkonferenz 2006 bereit erklärt, eine damals neu entwickelte Software des IT-Unternehmens Nemesysco zu testen.
Die Software analysiert die Stimme der Testperson und versucht herauszufinden, ob diese lügt. Dabei geht das Programm ähnlich wie ein Lügendetektor vor – nur mit dem Unterschied, dass es sich ausschließlich auf die Stimme konzentriert. Stimmlage, Vibrationen, Tempo, Pausen: Anhand dieser Details prüft das Programm, ob die Testperson die Wahrheit sagt.
Mit Analysesoftware knapp 16 Prozent eingespart
Ein ähnliches Tool hat Nemesysco für die Assekuranz entwickelt. Der Autoversicherer Highway Insurance nutzt die Stimmanalyse-Software RA5 bereits seit 2002. Mit Erfolg: Von den 30 Prozent der Anrufe, die Anlass zu einer näheren Überprüfung gaben, stellte sich mehr als die Hälfte als versuchter Versicherungsbetrug heraus. Damit konnte das Unternehmen seine betrugsbedingten Ausgaben um 15,8 Prozent senken.