Private Krankenversicherung: Lassen Sie sich nicht in schlechtere Tarife quatschen!

patient-arzt-fotaliaPrivate Krankenversicherer wollen ihren Kunden mit neuen Leitlinien den Tarifwechsel erleichtern. Warum beim Wechsel dennoch Vorsicht geboten ist und worauf Versicherte achten müssen.

Wer im Spätherbst Post von seiner privaten Krankenversicherung bekommt, hat oft nichts Gutes zu erwarten. In den letzten Wochen des Jahres klären die Versicherer ihre Kunden traditionell über die nächste Gebührenerhöhung auf. Auch wenn es für viele Versicherte beim alten Preis bleiben dürfte, werden bei einigen Versicherern wie der Barmenia oder der ARAG Beitragserhöhungen für 2015 erwartet.

Ist die schlechte Nachricht eingetroffen, hilft nur Zähne zusammenbeißen und zahlen – oder zu versuchen, innerhalb der Kasse in einen anderen Tarif zu wechseln. Da dürfte es viele Versicherte freuen, dass der Verband der Privaten Krankenversicherungen (PKV) Anfang der Woche verkündete, mit neuen Leitlinien den Wechsel vereinfachen zu wollen. Aber Vorsicht: zwar soll das Tarif-wechsel-Dich-Spiel jetzt einfacher und schneller gehen. Dennoch müssen Privatversicherte aufpassen, dass sie am Ende nicht im falschen Tarif landen.

Warum wechseln?

Erst vor wenigen Monaten warnte die Stiftung Warentest davor, eine private Krankenversicherung könnte nicht weniger als den Ruin bedeuten. Vom Abschluss der Police bis zur Rente könnten sich die Beiträge gut verdreifachen, so die Verbraucherorganisation. Besonders im Rentenalter werden die finanziellen Belastungen schnell zum Existenzrisiko.

Während die Beiträge für junge Berufstätige oft günstig sind und viele von der gesetzlichen Versicherung (GKV) in die PKV locken, drohen im Laufe der Zeit hohe Kosten. Denn anders als in der GKV ist bei den Privaten die Höhe der Beiträge abhängig vom jeweiligen Krankheitsrisiko – und das nimmt nun mal im steigenden Alter zu. In der Theorie wollen die Versicherer diesen Preissteigerungen entgegenwirken, in dem sie aus den Beiträgen sogenannte Altersrücklagen bilden, und diese am Kapitalmarkt anlegen. Da die Niedrigzinsphase die Rendite der Anlagen allerdings kräftig eingedampft hat, müssen eben immer öfter die Beiträge erhöht werden, Versicherte berichten von Zuwächsen von jährlich bis zu 20 Prozent.

Da der Wechsel von der PKV zurück in die GKV nur in wenigen Ausnahmefällen funktioniert – etwa bei Arbeitslosigkeit – sind viele Versicherte an die PKV gebunden, der Wechsel in einen anderen Tarif ist oft die einzige Möglichkeit, die Kosten zumindest etwas zu senken.

Was wird geändert?

Bisher gilt so ein Tarifwechsel als ziemlich kompliziert. Trickreich wehren sich die Versicherer gegen die Ersparnisse ihrer Kunden. Oft ließen die Assekuranzen deren Wechselwunsch einfach unbeantwortet. „Obwohl das Problem seit Jahren bekannt ist, hat sich die Situation nicht gebessert“, sagt Bianca Boss vom Bund der Versicherten (BdV). Einige Assekuranzen würden den Wechsel weiterhin erschweren. „Es gibt immer wieder Fälle, in denen Versicherer ihren Kunden nicht genug alternative Tarife zur Auswahl stellen, in die die Versicherten wechseln könnten“, sagt Rita Reichard, Versicherungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein Westfalen.

Dabei ist das Recht auf den Wechsel innerhalb einer Assekuranz in einen anderen Tarif mit ähnlichen Leistungen, bei dem die bisher erworbenen Altersrückstellungen angerechnet werden, in Paragraf 204 des Versicherungsvertragsgesetzes geregelt. Denn wer gleichzeitig den PKV-Anbieter wechseln will, verliert normalerweise den Anspruch auf das für den Ruhestand zurückgelegte Geld. Außerdem fällt dann eine erneute Gesundheitsprüfung an – Zipperlein im Alter sorgen automatisch für eine Einstufung in eine teurere Kohorte.

Neue Leitlinien ab 2016

Zumindest offiziell soll der Wechsel nun besser klappen. Laut der neuen Richtlinien, die Versicherer ab 2016 anwenden wollen, soll der Wechsel nun schneller, sogar innerhalb eines Monats, funktionieren. Zudem wollen einige Versicherer proaktiver auf ihre Kunden zugehen. In einer Erklärung der PKV heißt es, die teilnehmenden Unternehmen verpflichten sich, „bei Anfragen von Versicherten nach Tarifalternativen das gesamte Spektrum an möglichen Zieltarifen aufzuzeigen oder geeignete Tarife im Kundeninteresse auszuwählen“. Beispielsweise sollen Mitglieder ab 55 Jahren auf günstigere Tarife hingewiesen werden. Bisher verlangt der Gesetzgeber diesen Service erst ab dem 60. Lebensjahr.

Verbrauchernah mit Tücken

Was zunächst verbraucherfreundlich klingt, hat aber Tücken. Viele Versicherer haben ein großes Repertoire an verschiedenen Tarifen. Zu unterscheiden, welcher Tarif welche Leistungen bietet, ist für Laien so schwierig wie das Verstehen von Medikamenten-Beipackzetteln.

Denn vielfach sind Verträge zwar günstiger, dafür fehlen aber Leistungen, die der Versicherer dann nicht mehr übernimmt. Versicherte müssen sich vor einem Wechsel genau überlegen, wo sie bereit sind, Abstriche zu machen. Wer beispielsweise statt eines noblen Einzelzimmers auch ein Doppelzimmer im Krankenhaus in Kauf nimmt, kann beim neuen Tarif Geld sparen. Auch eine höhere Selbstbeteiligung führt häufig zu niedrigeren Beiträgen und kann insgesamt zu einer Erleichterung führen – wenn sie gut durchgerechnet wird.

Oftmals sind die Tarifbedingungen allerdings so verklausuliert, dass Betroffene erst im Nachhinein merken, dass ihnen im neuen Tarif wichtige Leistungen, wie beispielsweise der gewünschte Zahnersatz, fehlen. Besonders gefährlich ist das, weil vor allem ältere Versicherte wechseln wollen, wenn ihre Beiträge steigen. Im Zweifel wechseln die Kunden also genau dann, wenn sie altersbedingt mehr Leistungen beanspruchen müssen.

Billiger ist nicht immer besser

Problematisch ist, dass die Höhe der Provision sich in der Regel nach dem Ersparten richtet. Je höher die Differenz zwischen altem und neuem Beitrag, desto höher der Verdienst des Tarifoptimierers. Ein Vergütungsbeispiel: Die Vermittler kassieren von der Ersparnis, die der Versicherte im ersten Jahr nach dem Wechsel erreicht, jeweils die Hälfte. Kostete die PKV bisher 400 Euro monatlich und nach dem Wechsel nur noch 200 Euro, bekommt der Makler 1200 Euro für seine Vermittlung. Je größer die Differenz zwischen altem und neuem Beitrag, desto höher sein Ertrag.

Für Versicherte besteht also die Gefahr, dass die Helferlein zwar zunächst für mehr Geld im Portemonnaie sorgen. Im Anschluss stellen Wechsler allerdings fest, dass ihnen nun wichtige Leistungen nicht mehr zustehen. „Die Bezahlung für den Tarifwechsel sollte unabhängig sein von der jeweiligen Ersparnis“, rät Verbraucherschützerin Reichard. Versicherungsberater würden auf Stundenbasis bezahlt, dann bestehe kein Anreiz, Kunden in einen zwar günstigen, aber leistungsschwachen Tarif zu schicken.

Unser Fazit: Wechseln ja, allerdings erst nach einer ausführlichen Beratung und einer klaren Gegenüberstellung von Preis- und Leistung im alten und im möglichen neuen Tarif, welche Sie hier kostenfrei und unverbindlich beantragen können:

http://profi.pkv-tarifoptimierer.de/Sparpotenzial_berechnen_Was_ist_PKV-Optimierung

 

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