Droht die Japanisierung Europas?“ – der aktuelle Neuwirth Finance Zins-Kommentar

Logo_Neuwirth Finance_NewsletterSie Schweizer haben es schon gemacht und die Japaner schon lange: Aktien kaufen. Nicht etwa Broker oder Investoren, sondern die Notenbanken. Der Europäischen Zentralbank (EZB) schwinden allmählich die Anleihen und Pfandbriefe, um die Wirtschaft wieder auf Trab zu bringen. Stimmen von Ökonomen werden lauter die Geldpolitik der EZB müsse auf  Aktienkäufe ausgeweitet werden. Lesen Sie im heutigen Zinskommentar über vergangene Aktienkäufe von Notenbanken und die Auswirkungen einer solchen Maßnahme.

 

Markt-Monitoring und Ausblick
Kurzfristiger Zins: Der 3-Monats-Euribor ist in den letzten 2 Wochen wieder leicht gesunken und steht aktuell bei -0,301 %. Ein leichtes Abfallen in Richtung -0,4 % ist sehr wahrscheinlich. Dies ist der aktuelle Stand der Einlagenfazilität der EZB.
Langfristiger Zins: Der 10jährige SWAP-Satz liegt derzeit bei 0,287 % und ist in den letzten Wochen marginal gestiegen. Durch BREXIT erwarten wir weiterhin niedrige SWAP-Sätze zwischen 0,20% – 1,00%.
Droht die Japanisierung Europas?
Laut der französischen Bank Société Générale erreicht die EZB das Limit für finnische Staatsanleihen im November und für deutsche Staatanleihen im März 2017. Die Aussichten auf höhere Inflationsraten und spürbares Wachstum blieben somit weiterhin eher schlecht. Die Schweizer Nationalbank (SNB) hat bereits 100 Mrd. Euro in Aktien wie etwa Apple, Microsoft oder ExxonMobil investiert. Die SNB konnte im ersten Halbjahr ihren Gewinn auf 21,3 Milliarden Euro hochschrauben und so ihre Bilanz stärken. Hier ist aber nicht das Ziel, die Konjunktur anzukurbeln, sondern den Franken nicht zu stark werden zu lassen.
Eher vergleichbar mit der EZB ist die japanische Notenbank (BoJ). Schon seit mehr als 20 Jahren verläuft der japanische Leitzins nahe der Nullzinsgrenze. Neben Anleihen kauft die BoJ seit sechs Jahren Aktien ETFs. 53 Milliarden hat die Notenbank bereits investiert.  Bis Ende des Jahres wird die BoJ laut Bloomberg bei 55 Unternehmen im Nikkei 225 der größte Investor sein. Zudem hält die Notenbank bei einzelnen Aktien mehr als die Hälfte des Streubesitzes: Jener Anteil einer Aktiengesellschaft der nicht im festen Besitz ist. Nach Definition der Deutsche Börse AG gehören Aktienpakete unter fünf Prozent zum Streubesitz. Kritiker befürchten so eine Austrocknung des Marktes. Auch beim letzten Treffen der höchsten Währungshüter im amerikanischen Jackson Hole wirbt der japanische Notenbankpräsident Haruhiko Kuroda, um eine noch expansivere Geldpolitik. Zentrale Rolle spielt immer wieder die Frage nach der angestrebten Inflationsrate. Denn Sie entscheidet hauptsächlich über den Expansionsgrad und die Maßnahmen der Währungshüter. In Europa beträgt diese derzeit 0,2 Prozent.  In Japan -0,4 Prozent. Beide Raten sind weit weg von einem angestrebten Ziel von 2 Prozent.
Man kann es zynisch betrachten. Solle die EZB tatsächlich Aktien kaufen und die erhoffte Wirkung bleibt aus, könnte die Notenbank ihr Kaufprogramm auf Immobilien und Handelsgüter ausweiten. Kritiker und Fondsmanager Marc Faber (wer ist das?/von welchem Unternehmen?) sieht darin den Weg in den Sozialismus. Doch realistisch gesehen, ist auch das unwahrscheinlich. Alle Maßnahmen müssen auch mit dem Mandat der EZB vereinbar sein.
Ob die EZB in Aktien investiert, ist noch nicht absehbar. Es gibt Gegner und Befürworter einer solchen Strategie. Doch Japan sollte als Lehrbuch gelten. Zwei Jahrzehnte umfassen viel Erfahrung und so könnten Fehler, die in Japan gemacht wurden, in Europa vermieden werden. Die EZB könnte durch die Käufe das allgemeine Risiko der börsennotierten Unternehmen erheblich schmälern und die Märkte künstlich aufblasen. Sie wirkt dabei wie eine Schmerztablette, ohne die Symptome wirklich zu bekämpfen. Die Notenbanken müssen handeln, keine Frage. Die Anleihenkäufe und die daraus resultierenden niedrigen Zinsen sind ein wichtiger Schritt gewesen, doch die Währungshüter dürfen nicht ihrer Allmacht verfallen und Aktien kaufen.

 

 

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Ihr Kurt Neuwirth

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