Zinsanstieg ab März 2019?

Der aktuelle Neuwirth Finance Zins-Kommentar

Langsam rückt der Tag näher, den noch nicht jeder so richtig wahrhaben will: Der finale Austritt Groß Britanniens (GB) aus der Europäischen Union (EU). Bis zum 29. März 2019 müssen die Verhandlungen über die Formalitäten des Brexits abgeschlossen sein. Doch noch immer ist nicht klar, wie das wirtschaftliche Verhältnis zwischen EU und GB konstituiert sein soll. Der Ausgang des Brexits hat großen Einfluss auf die langfristige Zinsentwicklung beider Parteien. Erfahren Sie in der heutigen Ausgabe des Zinskommentars inwiefern sich verschiedene Szenarien über den Ausgang des Brexits auf die langfristige Zinsentwicklung auswirken.

Markt-Monitoring und Ausblick

Kurzfristiger Zins: Der 3-Monats-Euribor steht, wie auch die letzten Wochen, nahezu unverändert bei – 0,318%. Bis Mitte 2019 erwarten wir eine Seitwärtsbewegung, danach eine leichte Tendenz Richtung – 0,20%, da die Erwartung vom Ausstieg am Quantitative Easing den kurzfristigen Zins sukzessive anheben wird.

Langfristiger Zins: Der 10jährige SWAP-Satz pendelt wieder nach unten und liegt bei 0,92 %. Wir erwarten zukünftig weiter niedrige SWAP-Sätze zwischen 0,75% – 1,00%.

 

BREXIT – Zinsanstieg ab März 2019?

Wo die Reise hingehen kann, lässt sich gut an dem Tag des Referendums ablesen: Infolge der mehrheitlichen Entscheidung gegen den Verbleib in der EU am 23. Juni 2016 fiel die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen aus GB um fast 80 Basispunkte; in der Währungsunion war der Effekt nicht ganz so groß, dennoch fielen auch dort die langfristigen Zinsen um 30 Basispunkte in den Folgemonaten (Vgl. Abbildung). Grundsätzlich hat der Brexit negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung beider Wirtschaftsräume und damit auf die Zinspolitik der Zentralbanken. Verlässt sich man sich auf Schätzungen des CESifo Instituts ist der negative Effekt auf das Wirtschaftswachstum schwerwiegender in GB als in der Währungsunion beziehungsweise der EU. Außerdem sollten sich nach dem Brexit die zu beobachtende Konvergenz zwischen europäischen Zinsen (Währungsunion) und britischen Zinsen langsam auflösen (Vgl. Abbildung).

Drei Szenarien könnten bis Ende März 2019 eintreten: Kein Brexit, „ungeregelter“ Brexit und „geregelter“ Brexit. Das unrealistische Szenario ist der Verbleib GBs in der EU. Sollte der Brexit, durch beispielsweise ein zweites Referendum, abgewendet werden können, sollten die langfristigen Zinsen in beiden Wirtschaftsräumen eher steigen (Vgl. Abbildung). Das beruht jedoch auf der Fortsetzung der derzeitigen positiven wirtschaftlichen Entwicklung.

Abbildung: Szenarien über den Ausgang des Brexits

Quelle: BoE, ECB; eigene Darstellung

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Realistischer ist der ungeregelte Ausstieg GBs aus der EU. Damit würde das gravierendste und schlimmste Szenario beider Verhandlungsparteien eintreten. Zu welchem Grad sich ein fehlendes Handelsabkommen auf die wirtschaftliche Entwicklung Europas auswirkt, lässt sich nur schwer erahnen. Dennoch gibt es keine Zweifel daran, dass ein ungeregelter Brexit Unsicherheiten kreieren und Wachstum schwächen wird. Die Zinsen sollten in diesem Zusammenhang langfristig fallen (Vgl. Abbildung). Da die britische Wirtschaft wahrscheinlich tiefgreifender in Mitleidenschaft gezogen wird, müsste die Bank of England (BoE) die Zinsen stärker senken als ihr europäisches Pendant (EZB).

Das realistischste Szenario bleibt ein Ausstieg GBs mit einem ratifizierten Handelsabkommen. Zudem soll eine zweijährige Übergangsphase nach dem Brexit eingerichtet werden: GB zahlt weiter Beiträge und erhält im Gegenzug freien Zugang zu den europäischen Märkten. In diesem Fall sollten die Verwerfungen am Markt am geringsten ausfallen, da viele wirtschaftlichen Akteure einen geregelten Austritt antizipieren. Die Zinsen sollten aufgrund der generellen Zins- und Wirtschaftsentwicklung in beiden Volkswirtschaften leicht steigen (Vgl. Abbildung).

Wie sich die Zinsen letztendlich entwickeln hängt natürlich noch von viele anderen Faktoren ab. Dennoch ist der Ausgang der Verhandlungen über den Brexit mitentscheidend. Die betrachteten Szenarien sollten die hier aufgeführten langfristigen Effekte haben, können aber durch andere Effekte neutralisiert werden.

 

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Einen wunderschönen Tag wünscht

 

Ihr Kurt Neuwirth

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