Wo die meisten Autos geklaut werden

 In Nordrhein-Westfalen gab es 2018 laut der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik nach absoluten Zahlen erneut die meisten Kraftwagendiebstähle, im Saarland die wenigsten. In Relation zur Einwohnerzahl gibt es in Berlin die mit Abstand höchste Diebstahlrate, in Bayern und Baden-Württemberg die niedrigste. Bundesweit ist die Zahl dieser Delikte um über neun Prozent auf einen neuen Tiefststand von nur noch etwa 30.200 zurückgegangen.

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland so wenige Straftaten verübt wie seit 1992 nicht mehr. Dies geht aus der am Dienstag von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und Holger Stahlknecht (CDU), dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, vorgestellten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2018 hervor.

Mit 5,56 Millionen Straftaten wurden 3,6 Prozent weniger polizeilich erfasst als im Jahr zuvor. Rechnet man die rein ausländerrechtlichen Verstöße heraus, so gab es einen Rückgang um 3,4 Prozent auf 5,39 Millionen Delikte.

Die Aufklärungsquote lag mit 56,5 Prozent zugleich auf dem höchsten Stand seit 2005, heißt es in einer Meldung des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat (BMI). Die Zahl der polizeilich erfassten Straftaten war sogar so niedrig wie seit 1992 nicht mehr.

Deutlicher Rückgang der Diebstahlkriminalität

Wie das Ministerium weiter mitteilte, fiel das Minus bei der Diebstahlkriminalität mit 7,5 Prozent (auf unter 1,94 Millionen Fälle) mehr als doppelt so stark aus wie die Verminderung insgesamt. Dies führt das BMI vor allem zurück auf die „erheblichen“ Rückgänge beim Taschendiebstahl (minus 18,2 Prozent auf 104.196 Delikte) sowie beim Wohnungseinbruchs-Diebstahl (minus 16,3 Prozent auf 97.504 Fälle).

Auf Vierjahressicht betrachtet ist die Zahl der letztgenannten Delikte um fast 60 Prozent zurückgegangen. 2015 wurde der Höchststand in diesem Jahrtausend von über 167.000 Fällen erreicht.

Wohnungseinbrüche (Bild: Wichert)

Zahlen des GDV

Die Zahlen in der vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.(GDV) am Montag veröffentlichten Einbruchbilanz für das vergangene Jahr (VersicherungsJournal 2.4.2019) fallen um einiges höher aus. Ein Grund hierfür ist, dass in der GDV-Statistik auch Einbrüche in Keller, Dachböden oder Wirtschaftsräume enthalten sind.

Als Ursache für den deutlichen Rückgang führen GDV wie auch BMI unter anderem (staatlich geförderte) Investitionen der Bevölkerung in Sicherheitstechnik an. Nach Ministeriumsangaben steigt der Anteil der Versuche beim Wohnungseinbruchs-Diebstahl immer weiter an. Aktuell liege die Quote bei über 45 Prozent.

Deutliche weniger Autodiebstähle

Rückläufig war auch die Zahl der Kraftwagendiebstähle (inklusive unbefugter Ingebrauchnahme). Das Minus fiel mit 9,1 Prozent allerdings nur halb so groß aus wie bei den Einbrüchen, dafür aber noch einmal etwas höher als im Jahr zuvor (VersicherungsJournal 9.5.2018).

In der PKS 2018 wird mit 30.232 sogar der mit Abstand niedrigste Wert in diesem Jahrtausend ausgewiesen. 2011 lag die Zahl der polizeilich erfassten Taten zuletzt über 40.000. 2005 wurden noch über 50.000, 2002 sogar noch über 70.000 Autos geklaut.

Kraftwagendiebstähle (Bild: Wichert)

In NRW die meisten Delikte

Mit über 6.500 wurden auch im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen (NRW) die meisten Autos entwendet. Dahinter folgt Berlin mit annähernd 5.700 Fällen. Werte von zwischen rund 2.500 und gut 2.300 werden in der Statistik für Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen ausgewiesen.

Meisten Diebstähle (Bild: Wichert)

Die wenigsten Taten wurden im Saarland (knapp 270) und in Bremen (gut 280) gezählt. Weniger als 1.000 Kraftwagen wurden auch in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Rheinland-Pfalz sowie Schleswig-Holstein gestohlen.

Zuwächse gab es lediglich im Saarland (plus fast neun Prozent), in Niedersachsen (plus über fünf Prozent) sowie in Thüringen und Baden-Württemberg (jeweils plus über zwei Prozent). Der größte Rückgang war mit fast einem Viertel in Mecklenburg-Vorpommern zu beobachten.

Die wenigsten Diebstähle (Bild: Wichert)

In Berlin die meisten Delikte pro 100.000 Einwohner

In Relation zur Einwohnerzahl geschahen in Berlin die meisten Kraftwagendiebstähle (fast 160 Taten pro 100.000 Einwohner). In Hamburg sowie Brandenburg gab es laut der aktuellen PKS ebenfalls vergleichsweise hohe Klauraten von jeweils knapp unter 100.

Etwas über dem Durchschnitt von 36,5 (2017: 40,3) Delikten pro 100.000 Einwohner liegt Bremen, hauchdünn darunter Nordrhein-Westfalen. Die wenigsten Kraftwagendiebstähle pro 100.000 Einwohner wurden in Baden-Württemberg mit knapp 13 und Bayern mit unter 14 festgestellt.

Je 100T Einwohner (Bild: Wichert)

Die versicherungs-spezifische Diebstahlstatistik für das Jahr 2018 mit Daten zu den geklauten kaskoversicherten Fahrzeugen, zum Schadenaufkommen sowie zu den am häufigsten gestohlenen Automodellen- und -marken veröffentlicht der GDV üblicherweise im Frühherbst (VersicherungsJournal 23.10.201823.10.2018).

Große Unterschiede bei der Aufklärungsquote

Der aktuellen PKS zufolge lag die Aufklärungsquote im vergangenen Jahr bundesweit bei 28,5 (2017: 26,7) Prozent. In den einzelnen Bundesländern gab es jedoch massive Unterschiede.

So wurden in Bayern mehr als sechs von zehn Delikten aufgeklärt, in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz immerhin noch über die Hälfte. Andererseits lag die Aufklärungsquote in Berlin nur bei gut einem Achtel und in Hamburg sogar nur bei nicht einmal einem Neuntel.

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