GDV: Ohne Garantien geht Altersvorsorge nicht

Die Rentenversicherten der Jahrgänge 1960, 1975 und 1990 müssen sehr unterschiedlich viel zusätzlich sparen, um zu einem Rentenniveau von 55 Prozent zu kommen. Das zeigen Berechnungen der Prognos AG für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Der forderte den Staat auf, mit seinen Bürgern fair umzugehen und die Riester-Rente radikal umzubauen. Das Tarifpartnermodell werde mangels Garantien kaum an Fahrt aufnehmen können.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) hat durch die Prognos AG ermitteln lassen, wie sich die Deckungslücke in der Altersversorgung für die Jahrgänge 1960, 1975 und 1990 entwickeln dürfte, um zu einem Rentenniveau von 55 Prozent zu kommen. Das ist die Größenordnung von vor den Riester-Reformen.

Dabei wurde insbesondere auf das zu erwartende Rentenniveau, die Lebenserwartung und das Zinsumfeld abgestellt.

Die Ergebnisse der Studie: „Altersvorsorgebedarf im Zeitverlauf” (PDF, 525 KB) wurden am Mittwoch in Berlin der Presse vorgestellt. Demnach sinkt das Rentenniveau im Zeitablauf, die Lebenserwartung steigt und bei den Zinsen muss man mehrere Szenarien beachten, wobei der Jahrgang 1960 noch von hohen Zinsen profitieren konnte.

Prognos-Studie Altersvorsorgebedarf (Bild: Prognos)
Versorgungslücke von Gesetzlich Rentenversicherten, um auf eine Versorgung von 55 Prozent zu kommen. Quelle: Prognos-Studie Altersvorsorgebedarf im Zeitverlauf (Bild: Prognos)

Renten werden immer länger gezahlt, Kapitalbedarf steigt

Oliver Ehrentraut (Bild: Brüss)
Oliver Ehrentraut (Bild: Brüss)

Bleiben die Rahmenbedingungen eines Renteneintritts mit 67 unverändert, dann steigt der Rentenbezug von 21 Jahren (Geburtsjahrgang 1960) auf 24 Jahre (Geburtsjahrgang 1990), erläuterte Dr. Oliver Ehrentraut von Prognos.

Allein dadurch erhöhe sich der Altersvorsorgebedarf nominal um 47.000 Euro, den der Jahrgang 1960 noch stemmen könnte. Für den Jahrgang 1990 wäre schon ein Sparvolumen von 259.00 Euro notwendig.

Ehrentraut wie auch GDV-Präsident Dr. Wolfgang Weiler wollten die Rente mit 67 nicht als Obergrenze dauerhaft festgeschrieben wissen. Dies dürfte bei weiter steigender Lebenserwartung kein Tabuthema sein, sagte Weiler.

Er erwarte, dass das Thema Lebensarbeitszeit auch in der Rentenkommission „Verlässlicher Generationenvertrag“ (VersicherungsJournal 16.5.20184.5.2018) diskutiert werde.

Weiler: Riester-Rente wieder auf die Beine stellen

Wolfgang Weiler (Bild: Brüss)
Wolfgang Weiler (Bild: Brüss)

Den Jüngeren könne man nicht einfach sagen, spart mehr, gab der GDV-Chef zu bedenken. Der Staat müsse mit seinen Bürgern fair umgehen.

Weiler forderte einen radikalen Umbau bei der Riester-Rente. Wenn die, wie einmal vom Gesetzgeber intendiert das sinkende Rentenniveau auffangen solle, dann müsse sie mindestens real wieder auf das ursprüngliche Niveau gebracht werden.

Der GDV fordert schon seit langem, dass der seit 2001 unverändert geltende förderfähige Höchstbetrag von 2.100 Euro im Jahr angehoben wird (VersicherungsJournal 30.1.2019). Eine Dynamisierung auf vier Prozent der Beitrags-Bemessungsgrenze wäre der richtige Ansatz. Heute läge dann der Förderhöchstbetrag bei 3.216 Euro im Jahr.

Heute könnte ein 29-jähriger mit einer idealtypischen Erwerbsbiographie seine Versorgungslücke fast voll ständig schließen, wenn er während der Sparphase jährlich vier Prozent seines Bruttolohns in die Altersvorsorge stecke, sagte Weiler. Auch die Zulagen sollten angehoben und das komplexe Riester-System überarbeitet und verschlankt werden.

Weiler: Fehlende Garantien bremsen Tarifpartnermodell aus

Nach Einschätzung von Weiler ist das konservative Risikobewusstsein der Deutschen nach wie vor deutlicher ausgeprägt als in anderen Ländern. So würden rund 60 Prozent der neu abgeschlossenen Lebensversicherungen auf Policen entfallen, die zwar stärker auf Rendite setzten, aber nicht komplett auf Garantien verzichteten.

„Insofern sehen wir politische Konzepte für die private Altersvorsorge, die zu 100 Prozent auf Aktien setzen, als wenig erfolgversprechend an“, sagte er offenbar mit Blick auf Vorschläge des Verbrauchzentrale Bundesverbandes e.V. (VZBV) zur Extra-Rente (VersicherungsJournal 30.4.2019).

Kritisch sieht Weiler das mit dem Betriebsrenten-Stärkungsgesetz eigeführte Tarifpartnermodell. Das werde kaum an Fahrt aufnehmen können, da jegliche Garantien untersagt würden. Folgerichtig übten Arbeitgeber wie Gewerkschaften Zurückhaltung.

Schreibe einen Kommentar